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Konzentrationswelle in der Agrar- und Ernährungsindustrie

02.03.2017 -

(CHEManager 05/2017)     Konzentration in der Lebensmittelbranche     Immer weniger Konzerne bestimmen weltweit über einen immer höheren Anteil der Lebensmittelerzeugung. Fünf der zwölf teuersten Firmenübernahmen in 2015 und 2016 fanden im Agrar- und Ernährungsbereich statt, so die Autoren des „Konzernatlas 2017“, die Fakten und Grafiken zur Agrarindustrie zusammengestellt haben. Zu den größten Fusionen der beiden vergangenen Jahre gehören die von Anheuser-Busch InBev mit SAB Miller im Getränkesektor und die von Heinz und Kraft Foods in der Nahrungsmittelbranche. Das kürzlich vermeldete, jedoch wieder zurückgezogene, 143 Mrd. USD-teure Übernahmeangebot von Kraft Heinz für Unilever hätte alle bisherigen Deals in den Schatten gestellt.

Düngemittelproduzenten fusionieren     2015 war der Wert der Fusionen in der Agrar- und Lebensmittelindustrie mit 347 Mrd. USD fünf Mal höher als der im Pharma- oder im Ölsektor. Inzwischen kontrollieren vier Großkonzerne – die sog. ABCD-Gruppe bestehend aus ADM, Bunge, Cargill und Dreyfus – rund 70 % des Welthandels mit Agrarrohstoffen. Auch im Düngemittelsektor setzt sich die Konzentration fort. Nachdem der Potash-Konzern mit seinem Übernahmeplan für K+S im Jahr 2015 gescheitert war, wollen die Kanadier nun mit dem heimischen Konkurrenten und Branchenprimus Agrium fusionieren. In allen wichtigen Herstellerländern, außer in China, kontrollieren die vier größten Düngerhersteller mehr als die Hälfte der Produktion

Agrarchemie-Triumvirat     Auch in der Agrarchemie geht die Konsolidierung weiter. Die beiden US-Konzerne DuPont und Dow Chemical wollen fusionieren, ChemChina will Syngenta aus der Schweiz kaufen, und der deutsche Bayer-Konzern bereitet die Übernahme von Monsanto in den USA vor. Finden die geplanten Megafusionen statt, dann wird aus dem derzeitigen Oligopol aus sechs Konzernen ein Triumvirat, welches mehr als 60 % des globalen Marktes für kommerzielles Saatgut und für Pflanzenschutzmittel beherrschen würde. Sie böten fast alle gentechnisch veränderten Pflanzen an und hätten auch die meisten Anmeldungen für das Eigentum an Pflanzen beim Europäischen Patentamt.


 

Experten in der Pflanzengenetik     „Wer die Saat hat, hat das Sagen“, lautet ein Bonmot. Wer sich genetisches Material über Patente sichert, erhält perspektivisch die Kontrolle über das Saatgut. Schon in wenigen Jahren wollen die Saatgutkonzerne Kulturpflanzen vermarkten, deren Erbgut durch Genome Editing neue Eigenschaften erhalten hat. Die Techniken der ersten „transgenen“ Generation erscheinen simpel, wenn wir sie mit den heutigen Möglichkeiten vergleichen, DNA-Bausteine direkt „editieren“ zu können. Die Zahl gentechnischer Verfahren, die auf schnellem, flexiblem Editieren von Genen und auf der Synthese von DNA basieren, steigt stetig. Die am stärksten beachtete Technik ist jedoch CRISPR.