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Chemie-Tarifrunde 2015 in entscheidender Phase

26.03.2015 -

Gewerkschaft und Arbeitgeber in der Chemieindustrie nehmen am Donnerstag erneut Anlauf auf eine Einigung im Tarifstreit. "Wir wollen uns an diesen beiden Tagen in freien Verhandlungen auf einen Tarifabschluss verständigen, weil alles andere ein Scheitern wäre und auch ein erheblicher Einschnitt in die bisherige partnerschaftliche Kultur", erklärte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber Hans-Carsten Hansen am Donnerstag in Stuttgart zum Auftakt der dritten bundesweiten Verhandlungsrunde. Auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) strebt eine Einigung bei den für zwei Tage angesetzten Gesprächen an, wie IG-BCE-Verhandlungsführer Peter Hausmann erklärte.

Die Chemie-Tarifgespräche sind dieses Mal ungewohnt schwierig. Normalerweise einigen sich die Tarifparteien in der zweiten Runde. Die Einschätzung über die Lage der Branche habe noch nie so weit auseinander gelegen, sagte Hansen.

Die Gewerkschaft hatte in den vergangenen Wochen mit zahlreichen Demonstrationen Druck gemacht und zuletzt auch einen Streik nicht mehr ausgeschlossen. Es wäre in der konsensorientierten Branche der erste Arbeitskampf seit 1971. Jetzt solle versucht werden, zum alten Stil zurückzukehren, sich pragmatisch ohne großes Brimborium zu einigen, sagte Hausmann.

Die Positionen der Sozialpartner liegen in der drittgrößten deutschen Industriebranche nach der Automobilindustrie und dem Maschinenbau noch weit auseinander. Die Gewerkschaft fordert für die rund 550.000 Beschäftigten eine Tariferhöhung um 4,8% bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten. Zudem soll der Tarifvertrag "Lebensarbeitszeit und Demografie" weiterentwickelt werden, um ältere Beschäftigte zu entlasten. Die Arbeitgeber sind bisher bereit, in den Demografiefonds im kommenden Jahr einmalig 200 EUR pro Kopf einzuzahlen. An Tariferhöhung boten sie eine Entgelterhöhung um 1,6% nach zwei Leermonaten und mit einer Laufzeit von 15 Monaten an. Das hatte die Gewerkschaft als Provokation zurückgewiesen.

"Jetzt wäre wichtig, dass Bewegung von der Arbeitgeberseite kommt und die 1,6 vom Tisch kommt", forderte Hausmann. Nach Ansicht der Gewerkschaft brummt die Chemiekonjunktur. Die rund 1900 Unternehmen verdienten gut, die Arbeitnehmer müssten daran fair beteiligt werden. Die Arbeitgeber schätzen die Aussichten der Chemischen Industrie dagegen als trüb ein. Ihr Verband BAVC rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzrückgang um ein halbes Prozent auf 192,2 Mrd. EUR. Zudem sei die Inflationsrate nahe Null, und die Produktivität in der Branche sinke. Die Gewerkschaft fordere eine Verteilung aus der Substanz, sagte Hansen. "Wir verteilen immer nur vom Wachstum."