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Pharmabranche legt strategischen Plan zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen vor

21.09.2016 -

Die im Januar 2016 von über 100 Unternehmen und Branchenverbänden unterzeichnete Erklärung von Davos forderte gemeinsame Maßnahmen zur Schaffung eines nachhaltigen, berechenbaren Marktes für Antibiotika, Impfstoffe und Diagnostika, welche den Schutz neuer und bereits bestehender Therapien verbessern. Außerdem forderten die unterzeichneten Unternehmen und Branchenverbände in dieser Erklärung ein koordiniertes Vorgehen zur Verbesserung der Infektionsprävention und Hygiene sowie gemeinsame Maßnahmen zu einem rationalen Antibiotikaeinsatz und zum Antibiotikaschutz.

Als Gruppe führender Unternehmen, die die Erklärung von Davos unterstützen, wird das nach wie vor große politische Interesse an antimikrobiellen Resistenzen (AMR) begrüßt, das sich in Diskussionen der UN, WHO, G7 und G20 und dem Endbericht des AMR Review-Teams ebenso niederschlägt wie in regionalen und nationalen Debatten. Durch diese Arbeiten wurde eine umfassende Agenda mit hochgesteckten Zielen für die ganze Welt geschaffen; alle wichtigen Interessengruppen sind nun gefordert, zu handeln und zur Bekämpfung der Bedrohung beizutragen, die von solchen Resistenzen ausgeht.

Die pharmazeutische Industrie erkennt ihre Verantwortung an und ist nach wie vor fest entschlossen, einen wichtigen Beitrag zu diesen langfristigen Bemühungen zu leisten. In Anbetracht der ganz besonderen wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und umweltbezogenen Probleme, die AMR mit sich bringen, ist eine Kooperation verschiedener Interessenvertreter sehr wichtig, um maximale Erfolge zu erreichen. Wir werden hierzu weiterhin Partnerschaften mit Regierungen, globalen Institutionen, universitären Einrichtungen, verschreibenden Ärzten und Patienten auf globaler, regionaler und nationaler Ebene eingehen. Es ist nach wie vor sehr wichtig für uns, die komplexen wirtschaftlichen Probleme bei der Entwicklung, dem Zugang zu und dem adäquaten Einsatz von neuen Antibiotika, Impfstoffen und Diagnostika zu meistern. Um neue Technologien zur Bekämpfung von AMR entwickeln zu können, müssen wir uns um nachhaltige Investitionen bemühen.

Als unterzeichnete Unternehmen der Erklärung von Davos engagieren wir uns dafür, die Entstehung neuer antimikrobiellen Resistenzen zu reduzieren, in Forschung und Entwicklung zu investieren und den Zugang zu hochwertigen Antibiotika und Impfstoffen zu verbessern. Das sind hochgesteckte Ziele, die neue Arbeitsweisen und Investitionen in Form von Zeit, Geld und qualifizierten Mitarbeitern erfordern. Dieses Dokument beinhaltet einen strategischen Plan für vier wichtige Vorhaben, welche die Unternehmen, die dieses Dokument unterzeichnet haben, ihren jeweiligen Geschäftsbereichen und Kapazitäten entsprechend umsetzen werden. Obwohl an den meisten Aspekten dieses strategischen Plans bereits gearbeitet wird, sind die Endpunkte noch nicht in allen Fällen genau definiert. In diesen Vorhaben spiegelt sich daher unsere Absicht wider, einen proaktiven Beitrag zur Bekämpfung von AMR zu leisten, indem wir wirksame Lösungen entwickeln und implementieren. Wir würden uns über ein ähnliches Engagement von und eine Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen freuen, die ebenfalls an der Bekämpfung von AMR beteiligt sind.

1) Wir unterstützen Maßnahmen zur Reduktion von Umweltauswirkungen der Antibiotikaproduktion und werden:

i. unsere eigenen Herstellungs- und Lieferketten prüfen, um zu untersuchen, ob bei der Kontrolle der Freisetzung von Antibiotika in die Umwelt gute Praktiken zur Anwendung kommen;

ii. einen gemeinsamen Rahmen für das Management der Freisetzung von Antibiotika in die Umwelt schaffen, der auf bereits bestehenden Werken wie der PSCI aufbaut, und bis spätestens 2018 anfangen, diesen Rahmen auf unsere eigenen Herstellungs- und Lieferkette anzuwenden;

iii. in Kooperation mit Interessenvertretern einen praxisorientierten Mechanismus entwickeln, um in transparenter Form nachzuweisen, dass unsere Lieferketten die Maßstäbe dieses Rahmens erfüllen;

iv. in Kooperation mit unabhängigen technischen Experten bis spätestens 2020 wissenschaftlich fundierte, risikobasierte Zielwerte für die Freisetzungskonzentrationen von Antibiotika sowie gute Praktiken zur Reduktion von Umweltauswirkungen der Antibiotikaproduktion entwickeln.

2) Wir setzen uns dafür ein, dass Antibiotika nur von Patienten eingenommen werden, die diese Medikamente auch wirklich benötigen. Uns ist klar, dass die Erreichung dieses Ziels gemeinsame Bemühungen vieler verschiedener Interessenvertreter erfordert. Daher werden wir:

i. die Arbeit von Regierungen und öffentlichen Gesundheitsinstitutionen zur Aufklärung von Patienten und Angehörigen von Gesundheitsberufen über den Wert und die Wichtigkeit eines adäquaten Antibiotikaeinsatzes und über den Wert von Impfungen als kosteneffektiver Maßnahme zur Ergänzung eines rationalen Antibiotikaeinsatzes unterstützen;

ii. bis Ende des Jahres 2017 unsere Promotion-Aktivitäten überprüfen, um sicherzugehen, dass diese dem Ziel entsprechen, einen rationalen Antibiotikaeinsatz zu fördern, und sämtliche Promotion-Maßnahmen, die diesem Ziel zuwiderlaufen, eliminieren. So wollen wir den Nutzen von Antibiotika schützen, indem wir deren korrekte Anwendung befördern;

iii. die von uns generierten Surveillance-Daten auch weiterhin an öffentliche Gesundheitsinstitutionen und Angehörige von Gesundheitsberufen weiterleiten und uns in Kooperation mit diesen um ein besseres Verständnis von Resistenztrends bemühen, über einen adäquaten Einsatz von Antibiotika und Impfstoffen informieren und so im Lauf der Zeit zu einer weltweiten Verbesserung der Surveillance-Möglichkeiten beitragen;

iv. in Kooperation mit Regierungen, Regierungsbehörden und anderen Interessenvertretern unkontrollierte Antibiotikakäufe wie beispielsweise rezeptfreie Abgaben und Internetversände eindämmen.

3) Sowohl für bereits existierende als auch für künftig auf den Markt kommende Antibiotika und Impfstoffe muss der Zugang verbessert werden; als Ausgleich hierzu müssen Maßnahmen der Gesundheitssysteme einen adäquaten Einsatz dieser Arzneimittel sicherstellen. Wir engagieren uns für Mechanismen zur Erleichterung eines erschwinglichen Zugangs zu hochwertigen neuen und bereits existierenden Antibiotika, Diagnostika und Impfstoffen für Patienten, die solche Substanzen benötigen, in allen Regionen der Welt und auf allen Einkommensniveaus. Wir sind uns des Erfolges von Programmen zur Verbesserung des weltweiten Zugangs zu Impfstoffen und Medikamenten zur Prävention bzw. Behandlung von HIV, TB und Malaria bewusst und werden:

i. in Kooperation mit internationalen Institutionen, Regierungen und anderen Interessenvertretern den Zugang, die Marktnachhaltigkeit sowie Lieferengpässe für bereits existierende Antibiotika und Impfstoffe analysieren und innovative Finanzierungs- und Beschaffungsmechanismen zur Lösung dieser Probleme entwickeln;

ii. in Kooperation mit Interessenvertretern neue Geschäftsmodelle entwickeln, die den Zugang zu neuen Antibiotika und Impfstoffen weltweit verbessern, gleichzeitig aber auch zu einem adäquaten Einsatz dieser Substanzen und angemessenen Gewinnen für die Unternehmen beitragen. Wir sind entschlossen, alle Optionen zur Erreichung dieser Ziele auszuloten, und glauben, dass das Erreichen einer adäquaten Markteinführungsrentabilität den weltweiten Zugang und rationalen Einsatz dieser Produkte sehr erleichtern wird;

iii. uns bemühen, die Einführung von Verfahren, Technologien und Regelungen zur Eindämmung der Verbreitung von minderwertigen/gefälschten Antibiotika in Hochrisikomärkten voranzutreiben.

4) Wir befürworten neue Arbeitsweisen wie beispielsweise offene Kooperationen zwischen der Industrie und öffentlichen Forschungseinrichtungen, um die wissenschaftlichen Probleme bei der Erforschung und Entwicklung neuer Antibiotika, Impfstoffe und Diagnostika zu überwinden. Öffentlich-private Kooperationsprojekte beweisen schon jetzt, was wir gemeinsam erreichen können; aber es ist noch mehr möglich. Wir verpflichten uns hiermit, Folgendes zu tun:

i. Anreize wie Pauschalzahlungen, Versicherungsmodelle und neue Börsengangsmechanismen voranzutreiben, in denen sich der Wert neuer Antibiotika und Impfstoffe für die Gesellschaft widerspiegelt und durch die wir weitere Investitionen für Forschung und Entwicklung anziehen werden.

ii. Möglichkeiten zur Lösung wichtiger wissenschaftlicher Probleme mithilfe weiterer vorwettbewerbliche Kooperationen auszuloten und dabei auf unseren Erfahrungen mit TB Accelerator, IMI und GHIT aufzubauen§;

iii. die weltweite Schaffung offener, nachhaltiger klinischer Studiennetzwerke mit unserer Fachkompetenz und Erfahrung zu unterstützen. Wie im AMR Review vorgeschlagen, würden wir dabei auf Arbeiten aufbauen, die in Europa und den USA bereits begonnen worden sind mit dem Ziel, die Durchführung klinischer Studien zu beschleunigen und deren Effizienz zu erhöhen;

iv. in Kooperation mit Interessenvertretern einschließlich der neuen GARDP**-Initiative den Datenaustausch zu alten Antibiotika zu erleichtern, um möglicherweise Lücken in der globalen Pipeline schließen zu können.

Und schließlich und endlich bekräftigen wir nochmals unsere Unterstützung eines übergreifenden Ansatzes bei der Bekämpfung der anderen zu AMR beitragenden und von AMR beeinflussten Faktoren, so wie dieser im Globalen Aktionsplan der WHO, im AMR Review und in der AMR High Level Meeting-Erklärung der UN definiert ist. Hierzu gehören die Eindämmung des inadäquaten Antibiotikaeinsatzes bei Tieren, die Verbesserung von Surveillance- und Infektionsbekämpfungsmaßnahmen und das Engagement für die Entwicklung und Einführung hochmoderner Diagnostika. Wir unterstützen die Forderung nach der Etablierung eines Koordinationsmechanismus auf hohem Niveau, um unsere globale Führungsrolle sicherzustellen, Ressourcen zu mobilisieren, Ziele zu setzen und Fortschritte bei der Erreichung dieser Ziele zu messen.

Die unterzeichneten Unternehmen: Allergan, AstraZeneca, Cipla, DSM Sinochem Pharmaceuticals, F. Hoffman-La Roche, GSK, Johnson & Johnson, Merck & Co., Novartis, Pfizer, Sanofi, Shionogi & Co., Wockhardt.

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