Standorte & Services

Versorgungsprozesse der chemischen Industrie beschleunigen

Interview mit Alois Strott/ Chemfidence Services zu One-Stopp-Shopping

09.12.2013 -

Seit mehr als 30 Jahren ist Chemfidence Services auf die Versorgung mit Rohstoffen, Laborbedarf, Hilfs-und Betriebsstoffe, Packmittel und Artikel des Arbeitsschutzes spezialisiert. Hervorgegangen aus dem Zentraleinkauf und der Versorgungssteuerung der ehemaligen Hoechst ist sie heute Einkaufsdienstleister und Versorgungskoordinator für viele Unternehmen aus den Bereichen Chemie, Kunststoffe, Pflanzenschutz, Life Sciences und Pharma. CHEManager sprach mit Alois Strott, dem Geschäftsführer der Chemfidence Services, über die besonderen Dienstleistungen des Unternehmens und die Vorteile des One-Stopp-Shoppings. Die Fragen stellte Dr. Sonja Andres.

CHEManager: Chemfidence weist eine interessante Historie auf. Wie ist das Unternehmen in seiner heutigen Form entstanden?

A. Strott: Durch die Auflösung von Hoechst mussten sich auch die Serviceeinheiten neu aufstellen. Die Funktionen des Ressorts Materialwirtschaft wurden in einzelne Einheiten aufgelöst, wie z.B. Strategischer Einkauf, physische Logistik und Versorgungssteuerung. Letztere mündete dann im Jahre 2001 in die Gründung einer selbstständigen Gesellschaft und zwar die Infraserv Chemfidence als 100%ige Tochter der Infraserv Höchst. Im Jahre 2005 folgte dann der Verkauf an die Solvadis. Die Solvadis hat eine ähnliche Entwicklung wie die Chemfidence genommen, denn sie war die ehemalige Chemiehandelsgesellschaft der Metallgesellschaft, die ebenfalls aufgelöst wurde.

Was bietet das Unternehmen den Kunden in der chemischen und pharmazeutischen Industrie?

A. Strott: Das Geschäftsmodell der Chemfidence Services basiert auf Versorgungskonzepten speziell und individuell zugeschnitten und abgestimmt mit den Kunden. Die einzelnen Versorgungskonzepte unterscheiden sich natürlich von Kunde zu Kunde und in den unterschiedlichen Produktgruppen.

So ist z.B. die Versorgung mit verpackten Rohstoffen so geregelt, dass wir nach Absprache mit unseren Kunden immer die entsprechenden Vorräte auf Lager haben und nach Abruf dann zustellen. Noch genauer sind die „just in time“ Anlieferung von Packmitteln an die Abfüllanlagen der Produktion getaktet. Noch einmal anders ist es bei der persönlichen Schutzausrüstung, sprich Arbeitskleidung, wo wir über eine Verkaufstheke und via Online Shop die Waren vertreiben. Bei Laborbedarf erfolgt die Versorgung nur noch über den Online Shop.

… und bei den Bulkmengen?

A. Strott: Bei flüssigen Rohstoffen, die per Binnenschiff transportiert, in Großtanks zwischengelagert und per Pipeline zu den Kunden verpumpt werden, erwartet der Kunde eine reibungslose Versorgung. Ich vergleiche es gerne mit zu Hause: Man dreht den Wasserhahn auf und es kommt die entsprechende Trinkwasserqualität heraus. Hier im Industriepark erwarten die Kunden, dass ihnen nach Aufdrehen des entsprechenden Hahnes in ihren Produktionsbetrieben das richtige Produkt in der vereinbarten Qualität zu Verfügung steht.

Diese unterschiedlichen Versorgungswege sicherzustellen, ist unsere Aufgabe, der Kunde möchte sich um seine primären Prozesse der Produktion kümmern und überlässt die aus seiner Sicht sekundären Versorgungsprozesse der Chemfidence.

Welche Produktgruppen werden vertrieben? Welcher Bereich ist der mengenmäßig stärkste?

A. Strott: Chemfidence Services besteht aus vier Geschäftsbereichen und erwirtschaftete damit in 2012 einen Umsatz in Höhe von 104 Mio. €. Der größte Bereich ist Solvents mit den großen Mengen (> 200.000 t/a) an flüssigen Rohstoffen, wie z.B. Methanol, Aceton, Isopropanol und weiteren organischen Lösemitteln, gefolgt von verpackten Rohstoffen/ Laborbedarf dann Packmittel und persönliche Schutzausrüstung/ Hilfs- und Betriebsstoffe.

Sie erwähnten Ihren Online Shop. Sind dort die Artikel aller Produktgruppen erhältlich?

A. Strott: Ja, bis auf die Produkte des Geschäftsbereichs Solvents findet man alle weiteren Produkte im Online Shop. Hier werden die Produkte mit aktuellen Angaben zur Lieferzeit und kundenindividuellen Preisen angezeigt. Alle wichtigen Produktinformationen, wie z.B. CAS-Nr. oder die Risiko- und Sicherheitssätze mit den Warnhinweisen zur Charakterisierung der Gefahrenmerkmale von Gefahrstoffen, sind für die Käufer einsehbar.

Für die Produkte aus dem Bereich Arbeitsschutz werden dem Käufer sämtliche Möglichkeiten einer Konfiguration (Größe, etc.) angeboten und sind somit auch online bestellbar. Bei Packmitteln reicht das Spektrum von Einzelgebinden bis zu ganzen Lkw-Ladungen, was natürlich auch mit unterschiedlichen Preisen (Staffelpreisen) einhergeht.

Benötigt ein Unternehmen nur einen Teil der Produktkataloge, können auf Wunsch auch einzelne Bereiche kundenindividuell ausgeblendet werden. Wiederkehrende Bestellungen werden in persönlichen Musterwarenkörben gespeichert.

Was ist unter dem Begriff One-Stopp-Shopping zu verstehen?

A. Strott: Mit weit über 800.000 Artikeln, die aus 14 Lieferantenkatalogen und einem eigenen Sortimentskatalog stammen aber über eine einzige Plattform zu bestellen sind, ermöglichen wir unseren Kunden tatsächlich die Möglichkeit des One-Stopp-Shopping.

Können Sie die wichtigsten Vorteile nennen, die dieses System Ihren Kunden bringt?

A. Strott: Durch die elektronische Bestellung oder Sammelbestellungen aus mehreren Katalogen beschleunigen sich die Versorgungsprozesse der Kunden deutlich: kein lästiges Katalog blättern, kein umständliches Nachfragen für Kunden und Mitarbeiter. Da die standardisierten Bestellungen direkt aus dem Online-Shop generiert werden, entfällt die manuelle Bearbeitung von Anrufen oder Faxen. Sobald ein Kunde einen Warenkorb gefüllt und den Check-Out abgeschlossen hat, geht die Bestellung in das SAP-System von Chemfidence über. Dort wird die Bestellung ausgeführt und eine Benachrichtigung an den Lieferanten bzw. Kunden gesandt. Das heißt eine deutliche Beschleunigung der Abwicklungsprozesse und eine Reduktion manueller, administrativer Tätigkeiten.

Auch die besondere Zusammenstellung des Sortiments, speziell auf die Branchen Chemie und Pharma ist ein bedeutendes Alleinstellungsmerkmal unseres Online Shops.

Sie sprachen bereits über den Vertrieb von Bulkmengen. Was sind typische Produkte und bis zu welchen Mengen können sie geliefert werden?

A. Strott: Die großen Mengen, die Chemfidence speziell im Industriepark Höchst vertreibt, sind Methanol, Aceton, Isopropanol, Ameisensäure und weitere organische Lösemittel. All diese Produkte können natürlich auch deutschlandweit über unsere Muttergesellschaft Solvadis bezogen werden.

So kann man Methanol z.B. in Binnenschiffsladungen bis 2.000 t beziehen aber auch in Bahnkesselwagenmengen von 25–50 t, Straßentankzugmengen von 25 t oder abgefüllt in 1.000 l IBC oder 200 l Fässern.

Organisieren Sie auch im Falle größerer Bulkmengen die Transporte selbst?

 A. Strott: Ja, die großen Mengen versuchen wir natürlich frachtkostenoptimiert zu organisieren, sprich, so lange es möglich ist, das Binnenschiff zu nutzen, da dies umgerechnet auf die Tonne immer noch ökonomisch wie ökologisch das günstigste Transportmittel ist. Gemeinsam mit unseren Logistikpartnern verfügen wir über umfassende Konzepte, die den Transport über Wasser, Schiene und Straße sicherstellen.

Als besonderen Service bieten Sie auch Chemikalien, die nicht im „Katalog“ stehen an. Was dürfen interessierte Kunden hier erwarten?

A. Strott: Oft werden strategische Chemikalien oder besondere Spezialitäten von unseren Kunden benötigt, die nicht in einem Katalog zu finden sind. Hier hat sich Chemfidence im Laufe der Zeit einen guten Ruf geschaffen, da wir mittlerweile über ein gutes internationales Netzwerk verfügen, über das wir die Spezialitäten beschaffen können.

Diese internationale Beschaffung bedeutet für unsere Kunden neben der Anfrage in aller Welt auch internationalen Einkauf mit allen Formalitäten inkl. Zoll, Frachten und Gefahrgutdeklaration. Des Weiteren beinhaltet es die Überprüfung der Lieferanten auf Qualität, Zuverlässigkeit sowie Verfügbarkeit und das alles zum bestmöglichen Preis.

Was sind Ihre wichtigsten Pläne für die kommenden Jahre?

 A. Strott: Unser Ziel ist es, die Versorgung unserer Kunden mit den für sie notwendigen Produkten für eine reibungslose Produktion sicherzustellen. Dabei ist nicht nur die physische Versorgung äußerst wichtig sondern auch die entsprechenden Informationen und Daten, die damit einhergehen. Das sind elektronische Schnittstellen, die einen sichern Datenaustausch gewährleisten.

Es gibt unterschiedliche Bausteine für wirtschaftliche Supply-Chain-Prozesse und hier ist es wichtig, als verlässlicher Partner voll integriert zu werden. Je enger und intensiver wir eingebunden sind, umso leichter fällt es uns, mit unserer Expertise als erfahrener Industrieversorger einen erkennbaren Mehrwert für die Kunden leisten zu können. Das sind so banale Dinge wie, rechtzeitig über Produktionsänderungen informiert zu werden, aber auch die Abstimmung mit den Kunden wenn mal bedingt durch Hoch- oder Niedrigwasser von Binnenschiff auf andere Transportmittel umgestellt werden muss.

Den gesamten Supply-Chain-Prozess begleiten wir sehr intensiv Hand in Hand mit unseren Kunden und investieren auch gemeinsam mit unseren Logistikpartnern in die notwendigen Infrastruktureinrichtungen. Kurzum, die Kunden können sich darauf verlassen, dass wir durch die ständige Marktbeobachtung und eigene Bevorratung sicherstellen, dass sie immer die richtige Ware, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort, zum bestmöglichen Preis bekommen.

 

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