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Chemiekonjunktur – Asiens Chemie auf Wachstumskurs

Konjunkturelle Erholung des Chemiegeschäfts in China, Japan und Korea, geringes Wachstum in Indien

09.04.2017 -

Die Weltwirtschaft hat zu Jahresbeginn ihren moderaten Wachstumskurs fortgesetzt. In Asien stabilisierte sich das Wachstum weiter. Chinas Wirtschaft verbuchte zuletzt einen soliden Zuwachs. Der angestrebte Umbau der Wirtschaft kommt voran, wenngleich der Weg noch lang ist. Allerdings besteht die Gefahr, dass die hohe Verschuldung des Unternehmenssektors das Finanzsystem destabilisieren könnte. Sorgen bereiten auch Überkapazitäten in einigen Industriesektoren wie der Stahlproduktion. In Japan hat sich die wirtschaftliche Situation gebessert. Das Bruttoinlandsprodukt stieg leicht. Das Land der aufgehenden Sonne scheint langsam die Wellblechkonjunktur hinter sich zu lassen. Von einer steigenden Industrieproduktion profitierte auch die Chemieproduktion in Japan.

Die wirtschaftliche Belebung der Region ließ die Nachfrage nach industriellen Gütern ansteigen. Die Industrieproduktion in Asien legte insgesamt zu. Hiervon profitierten auch deutsche Hersteller. Die Exporte in die Region sind zuletzt wieder kräftig angestiegen. Dabei konnte das Chemiegeschäft deutlich stärker von der Erholung profitieren als die Gesamtwirtschaft (Grafik 1). Auch als Produktionsstandort ist Asien für die deutsche Chemie von hoher Bedeutung. Die Region steht für über 23 % der Direktinvestitionen deutscher Chemieunternehmen. Die Tochterunternehmen erwirtschafteten 2014 einen Umsatz von über 44 Mrd. EUR und profitieren durch das Engagement vor Ort unmittelbar von der konjunkturellen Erholung.

Hohe Nachfrage nach Chemikalien in China

In China schreiten die Strukturreformen zur Umstellung des chinesischen Wachstumsmodells voran. Damit einher geht eine schwächere Wachstumsdynamik. Im Jahr 2016 wuchs das Bruttoinlandsprodukt (PIB) um 6,7 %. Damit hat die Regierung ihr Wachstumsziel zwar dank Stützungsmaßnahmen übertroffen, die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten sind jedoch vorbei. Zumal mit dem neuen US-Präsidenten Trump das Risiko einer protektionistischen Politik steigt, von der China besonders negativ betroffen wäre. Trotz der Abschwächung ist die wirtschaftliche Dynamik im Vergleich zu anderen Ländern und Regionen aber immer noch hoch. Dies gilt auch für das Chemiegeschäft. Im Jahr 2016 wurde die Chemieproduktion um 8,5 % ausgedehnt. Damit lag das Wachstum der Branche erneut über dem der Industrie (+6,2 %). Auch im laufenden Jahr wird die Chemieproduktion weiter zulegen, wenngleich die Dynamik weiter nachlassen wird (+5,5 %).

Trotz steigender Produktion kann China seinen hohen Bedarf an chemischen Produkten nicht decken und ist Nettoimporteur von Chemikalien. Das Handelsbilanzdefizit Chinas mit Chemikalien fiel mit einem Minus von knapp 60 Mrd. EUR deutlich negativ aus. Im Jahr 2015 erzielten nur die Sparten Anorganika, Konsumchemikalien und Pharmazeutika leichte Handelsbilanzüberschüsse (Grafik 2). Deutschlands Chemie profitiert von Chinas Chemikalienhunger. Chemieexporten in Höhe von 6,8 Mrd. EUR standen im Jahr 2015 Importe in Höhe von 4,3 Mrd. EUR gegenüber. Dabei trugen alle Sparten bis auf die Petrochemikalien zum Außenhandelsüberschuss der deutschen Chemie mit China bei.

Japans Chemiegeschäft erholt sich

Für Japan ist das Jahr 2016 versöhnlich zu Ende gegangen. Das traditionell exportorientierte Land hängt stark von der Entwicklung auf den Weltmärkten ab. Die Erholung der Weltkonjunktur und die Stabilisierung des Wachstums in China spürt das Land deutlich. Konnte das Bruttoinlandsprodukt bereits Anfang des vergangenen Jahres auf den Wachstumskurs einschwenken, drehte sich das Blatt in der Industrieproduktion erst gegen Mitte des Jahres. Mit einer steigenden Nachfrage nach Chemikalien entwickelte sich auch die Chemieproduktion positiv. Sie lag im Jahr 2016 0,6 % höher als ein Jahr zuvor (Grafik 3). Im laufenden Jahr dürfte sich der moderate Aufwärtstrend fortsetzen.

Südkoreas Chemie im Aufwärtstrend

Auch in Südkorea erholt sich die Konjunktur. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum lag im vergangenen Jahr bei 2,7 %. Südkorea verfügt über eine wettbewerbsstarke und diversifizierte Exportindustrie, die von der Erholung der Weltkonjunktur profitierte. Seit Anfang 2016 wächst die Industrieproduktion wieder (Grafik 4). Zuletzt hat sich die wirtschaftliche Dynamik beschleunigt. Auf Grund des schwachen Jahresbeginns konnte allerdings nur ein Plus von 1 % erzielt werden. Die Chemieproduktion wuchs hingegen deutlich (+3,7 %). Der Aufwärtstrend wird sich 2017 voraussichtlich fortsetzen. Ein Risikofaktor ist jedoch das Verhältnis zu China, das sich zuletzt verschlechtert hat. Die Stationierung eines gegen Nordkorea gerichteten Raketenabwehrsystems interpretiert China als Verletzung der eigenen Sicherheitsinteressen. Hinzu kommen innenpolitische Probleme. Der Korruptionsskandal um die ehemalige Präsidentin Park Geun-Hye bindet in der Regierung wertvolle Ressourcen, die für die Lösung der wirtschaftspolitischen Herausforderungen benötigt werden.

Kaum Wachstum in Indiens Chemie

2016 endete für die indische Volkswirtschaft mit einem Dämpfer. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum war im Jahresendquartal leicht rückläufig. Dennoch steht für das Jahr 2016 immer noch ein Wachstum von 7,5 % in den Büchern. Ein Blick auf die Industrieproduktion zeigt deutlich, dass es in der indischen Wirtschaft nicht rund läuft. Im Jahr 2016 musste die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe um 0,6 % gedrosselt werden. Auch das Chemiegeschäft stockt. Für das Gesamtjahr stand ein Wachstum von nur 1,6 % in den Büchern. Insbesondere der Inlandsabsatz entwickelte sich schlecht. Die Bargeldreform, die zu einer vorübergehenden Knappheit an Zahlungsmitteln führte, hat deutliche Spuren im Wirtschaftswachstum hinterlassen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis die Wirkungen abklingen. Hinzu kommen grundlegende Probleme des Landes. Indien leidet unter großen Mängel in der Infrastruktur, im Bildungswesen und der öffentlichen Verwaltung. Für das Jahr 2017 rechnet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit einem moderaten Chemiewachstum von 0,5 %.

Ausblick: Wachstumskurs mit Risiken

Das asiatische Wachstum hat sich im Verlauf des Jahres 2016 trotz erhöhter globaler politischer Unsicherheit gefestigt. Für den Jahresbeginn 2017 stehen die Zeichen auf weitere Erholung (Grafik 5). In Japan dürfte sich die Wirtschaftsleistung dank kräftiger Impulse vom Außenhandel und der Finanzpolitik zumindest im laufenden Jahr beschleunigen. Eine nachhaltige Stärkung der gesamtwirtschaftlichen Dynamik erfordert jedoch strukturelle Reformen, die derzeit noch nicht adressiert sind. In den asiatischen Emerging Markets werden die Wachstumsraten in Zukunft geringer ausfallen als noch vor der globalen Finanzkrise. Viele Länder leiden weiterhin unter strukturellen Problemen wie Rohstoffpreisabhängigkeit und fehlende Wettbewerbsfähigkeit. Dies wird das Wachstum verlangsamen, aber nicht vollends unterbinden.

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