Märkte & Unternehmen

Chemiekonjunktur – Weltweite Chemie mit Schwung

Europas Chemie im Aufwärtstrend, China schwächelt

05.02.2018 -

Die Weltwirtschaft befindet sich mittlerweile in einem soliden Aufschwung. In den USA, in Japan und im Euro-Raum fiel das Wirtschaftswachstum 2017 deutlich dynamischer aus als im Vorjahr. Auch die chinesische Wirtschaft expandierte infolge wirtschaftspolitischer Anregungen kräftig. Der Aufschwung in diesen großen Volkswirtschaften regte zusammen mit dem Anstieg der Rohstoffpreise auch die Konjunktur in den Schwellenländern an. Anders als in den Jahren zuvor steht der globale Aufschwung auf einem breiten Fundament und erfasst weite Bereiche: Investitionen, Konsum, Handel – alle Indikatoren zeigten eine deutliche Belebung. Auch die Industrieproduktion schwenkte wieder auf einen robusten Wachstumspfad ein (Grafik 1).

Die globale Chemie- und Pharmaproduktion wurde zwar ebenfalls im Jahresverlauf 2017 ausgeweitet. Allerdings verlief die Entwicklung aufgrund von Sondereffekten nicht in allen Ländern gleichermaßen gut. In den USA, in China und in den großen Schwellenländern Brasilien und Russland war die Entwicklung schwach. In den USA bremste der Hurrikan kurzfristig die Produktion und in China stieg die Chemieproduktion aufgrund von einigen Stilllegungen deutlich langsamer als in der Vergangenheit.

Europa: Intakter Aufwärtstrend auf breitem Fundament

Die Konjunktur in der Europäischen Union zeigte sich robust gegenüber jeglichen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheitsfaktoren. Das Wachstum stand 2017 erstmals wieder auf breitem Fundament. Ebenfalls schwungvoll entwickelte sich die Industrie. Im Jahresverlauf 2017 konnten alle wichtigen Branchen auf einen Wachstumspfad einschwenken. Die Produktion übertraf das Vorjahr kräftig. Die Hersteller chemischer Erzeugnisse profitierten von der guten Nachfrage ihrer industriellen Kunden und auch die Pharmaproduktion kehrte nach einem schwachen Jahresstart wieder auf einen soliden Wachstumspfad zurück. Die Produktion der Branche insgesamt stieg um 2,5 %. Aber nicht nur die Mengen stiegen. Auch die Preise erholten sich wieder deutlich und führten zusammen mit dem Produktionsplus zu Umsatzsteigerungen (Grafik 2). Die Stimmung in der europäischen Chemieindustrie ist dementsprechend positiv.

Asien: Chinas Chemie schwächelt

In den asiatischen Ländern stand die Konjunkturampel in 2017 auf Wachstum. (Grafik 3). Die großen Player der Region wiesen nicht nur ein deutliches gesamtwirtschaftliches Wachstum auf. Auch die Industrie verbuchte teilweise deutliche Zuwächse. Allerdings entwickelten sich die Länder unterschiedlich. Japan konnte im Vergleich zu früheren Jahren in allen Bereichen solide Wachstumsraten vorweisen. Insbesondere die Chemie- und Pharmaindustrie profitierte von der guten Entwicklung im Land und in den Nachbarstaaten und weitete ihre Produktion deutlich aus. Die Wirtschaft des Schwergewichts China entwickelte sich robust. Auch die Industriebranchen konnten weiterhin hohe Wachstumsraten verbuchen. Lediglich die Sektoren, in denen Überkapazitäten abgebaut werden sollen, entwickelten sich schlechter. Die Chemie- und Pharmaproduktion wuchs zwar weiterhin mit hohen Raten, aber die Chemiesparten verzeichneten 2017 ein im Vergleich zu vergangenen Jahren deutlich langsameres Wachstum. Stilllegungen von Produktionsanlagen bremsten das Wachstum. Dagegen konnte die Pharmaproduktion kräftig zulegen. Die Wirtschaft Südkoreas zeigte sich unbeeindruckt von der politischen Unsicherheit um die Nordkoreakrise. Gesamtwirtschaft, Industrie und Chemie wuchsen robust. In Indien kam die Industriekonjunktur dagegen nicht in Schwung. Die Chemie- und Pharmaindustrie wies zwar extrem hohe Zuwächse aus. Dies lag aber allein an der starken Pharmaproduktion. Die Chemiesparten mussten im Vorjahresvergleich Rückgänge verkraften.

Amerika: In den USA boomt die Petrochemie

Das Wachstum in den USA fiel im vergangenen Jahr sehr solide aus. Konsum, Außenhandel und Investitionen trugen zum Wachstum bei. Und auch die Industrie zeigte sich merklich erholt. Dementsprechend positiv entwickelte sich auch die Chemie- und Pharmaindustrie. Der von Schiefergas und billigen Rohstoffen ausgelöste Investitionsboom führte in den vergangenen Jahren zu erheblichen Kapazitätsausweitungen – hauptsächlich in der Petrochemie. Ab Ende 2016 gingen viele dieser Anlagen in Betrieb, was der Petrochemie kräftige Zuwächse bescherte. Diese positive Entwicklung setzte sich im Jahresverlauf 2017 fort – nur kurz unterbrochen von den durch den Hurrikan erzwungenen Produktionsstilllegungen (Grafik 4). Aber nicht nur die Petrochemie konnte in den USA punkten, auch die Spezialchemikalien und die Konsumchemikalien erlebten einen kräftigen Boom. Aufgrund einer schwachen Entwicklung in der Pharmaindustrie, lag das Produktionsplus der Branche insgesamt aber nur bei rund 1,0 % – ohne Pharma verbuchte die Branche trotz Hurrikan ein Plus von gut 2,5 %.

Die Entwicklung auf dem südamerikanischen Kontinent verlief dagegen weniger rosig. Zwar kommt der Kontinent langsam aus der Krise heraus. Aber die Dynamik blieb 2017 noch schwach. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum übertraf das Vorjahr nur um rund 1,5 %. In Brasilien zeigte die Industrieproduktion zwar im Jahresverlauf stabil nach oben. Aber die Erholung kam bei der Chemie noch nicht an. Die Chemie- und Pharmaproduktion lag auch 2017 noch unter ihrem Vorjahreswert.

Ausblick: Positive Aussichten in weiterhin turbulenten Zeiten

Der globale Aufschwung dürfte sich in den kommenden Monaten fortsetzen. In den Industrieländern deuten viele Indikatoren auf eine positive Grundtendenz hin: Zunehmende Beschäftigung, steigende Auftragseingänge, gute Stimmung bei den Unternehmen und eine höhere Investitionsdynamik prägen das Bild. Auch die Aussichten für die Schwellenländer sind gut. Chinas Wirtschaft wächst stabil, die Rohstoffpreise zeigen sich erholt und der Welthandel gewinnt an Dynamik. Insgesamt dürfte das Wachstum 2018 aber etwas schwächer ausfallen als in 2017. Für das Wachstum der globalen Chemie- und Pharmaproduktion gehen wir für 2018 aufgrund des weiterhin dynamischen globalen Pharmamarktes von gleich hohen Wachstumsraten wie im Jahr 2017 aus. Alle wichtigen Länder dürften ein Plus im Vergleich zum Vorjahr verbuchen (Tabelle 1).

Zahlreiche politische Risikofaktoren geben allerdings Anlass, sich auf weiterhin sehr turbulente Zeiten einzustellen. Dazu gehören u. a. der bevorstehende Brexit, die unberechenbare Politik in den USA sowie die geopolitischen Spannungen im arabischen und ost-asiatischen Raum. Auch das Schwergewicht China birgt mit der hohen Verschuldung seiner (staatlichen) Unternehmen, den vorhandenen Überkapazitäten in einigen Sektoren und einer Immobilienmarktblase erhebliche Risiken für die weltweite Entwicklung. Zudem könnten die anstehenden Zinsanhebungen in den USA und die Rückführung der Anleihekäufe im Euroraum zu Turbulenzen an den Finanzmärkten und im Immobiliensektor führen – mit negativen Folgen für die teilweise stark verschuldeten Schwellenländer.

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