Logistik & Supply Chain

Michael Kriegel / Dachser: Wenn die Musik woanders spielt

10.09.2015 -

Die chemische Industrie bleibt auf Wachstumskurs. Zumindest wenn man den Prognosen von Roland Berger Glauben schenkt. Auf 5,6 Billionen EUR schätzen die Unternehmensberater den Markt für Chemieerzeugnisse im Jahr 2035, das ist mehr als doppelt so viel wie heute. Das sind natürlich auch gute Nachrichten für die Chemielogistiker, schließlich werden sie – über alle Verkehrsträger hinweg – immer mehr zu transportieren haben. Ob auch die Infrastruktur für dieses Wachstum ist, steht auf einem anderen Blatt.

Wohin die Reise für chemische Produkte geht, wird sich bis 2035 grundlegend verändern. Denn das Wachstum der Zukunft spielt sich zum Großteil außerhalb der angestammten europäischen Märkte ab. Der Anteil Europas am weltweiten Chemiemarkt soll dieser Studie zufolge in den kommenden 20 Jahren von aktuell 19 auf 13% sinken, während in China, Indien, aber auch in Lateinamerika neue Chemie-Cluster entstehen. Das muss nicht zum Schaden der innovativen und hoch produktiven europäischen Chemieunternehmen sein. Ihnen eröffnen sich beträchtliche Exportpotenziale, insbesondere auf dem Gebiet der Spezialchemikalien für Farben, Pflanzenschutzmittel, Spezialkunststoffe und Konsumprodukte.

Logistisch betrachtet ergeben sich daraus zwei Konsequenzen: Die Sendungsstrukturen der europäischen Chemieunternehmen gehen weg von der Masse, werden individueller, kleinteiliger und komplexer. Dazu gehören auch steigende Anforderungen an Temperaturführung sowie Ausbildung und Schulung der eingesetzten Fahrer. Zum anderen wird – neben dem LKW - die Luft- und Seefracht für die chemische Industrie weiter an Bedeutung gewinnen.

Komplex, intermodal, global – so werden die Supply Chains der chemischen Industrie im Jahr 2035 wahrscheinlich aussehen. Doch wie lassen sie sich noch effizient managen? Die Antwort darauf liegt im aktuellen Megatrend Digitalisierung. Mit Hilfe von intelligenten IT-Systemen lassen sich europäische und weltweite Logistiknetze eng miteinander verzahnen. Verlader erhalten so komplette Transparenz über ihre globalen Lieferketten, ohne Schnittstellenbruch beim Umladen vom LKW auf das Containerschiff.

Die Logistikdienstleister haben in den vergangenen Jahren beträchtlich in Systeme und Qualität investiert und werden dies auch in Zukunft tun. Wer dazu nicht bereit ist, wird vom Markt verschwinden. Es ist jetzt an den Chemieunternehmen, sich zu öffnen und mehr Informationen über logistische Prozessdaten mit dem Logistiker zu teilen. Denn gerade hier haben die europäischen Chemieunternehmen noch dringenden Nachholbedarf, wenn sie auch im Chemiemarkt der Zukunft den Ton angeben wollen.

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