Anlagenbau & Prozesstechnik

Pharmaforschung bedarf Geld, Ausdauer und Mut

CHEManager-Interview mit Dr. Stefan Frings, Medical Director bei Roche Pharma

09.10.2017 -

Dr. Stefan Frings ist Medical Director bei Roche Pharma in Grenzach-Wyhlen. Thorsten Schüller sprach mit ihm über die Herausforderungen der modernen Arzneimittelforschung.

CHEManager: Herr Dr. Frings, was macht die Qualität der Pharmaforschung bei Roche aus?

Dr. S. Frings: Wir beschäftigen uns intensiv mit den jeweiligen Krankheiten, erforschen deren molekularbiologischen Mechanismen und erhalten dadurch tiefe Einblicke in die Materie. Außerdem gewinnen wir immer wieder hervorragende Forscher für uns, da können wir uns durchaus mit Spitzenunis vergleichen. Auch kommen Wissenschaftler befristet im Rahmen eines Post-Doc zu uns. Für Forscher ist der Weg in die private Wirtschaft keine Einbahnstraße. Das heißt, nach einer Tätigkeit bei Roche oder Genentech können Forscher auch wieder gut in akademische Institutionen gehen.

Was braucht es in der Zukunft darüber hinaus für erfolgreiche Forschung?

Dr. S. Frings: Wissbegierde, Geld, Ausdauer und Mut. Wenn man keine Risikobereitschaft mitbringt, schwimmt man im Mainstream und erzielt wahrscheinlich keine herausragenden Ergebnisse. Roche ermuntert seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, neue Wege zu gehen und unbekanntes Terrain zu erkunden. Selbst wenn ein Projekt am Ende nicht funktioniert, erhalten die Forscher Anerkennung, beispielsweise durch eine Einladung zum Mittagessen vom Roche Vorstandvorsitzenden Severin Schwan.

Werden Sie auf der Suche nach den Arzneimitteln von morgen weitere große Kooperationen schließen oder Übernahmen tätigen wie einst im Fall von Genentech?

Dr. S. Frings: Wir kannten Genentech bereits viele Jahre, ehe wir das Unternehmen, welches uns zum Großteil schon gehörte, dann 2009 komplett privatisiert haben. Wir machen eher kleinere, überschaubare Deals und Lizenzvereinbarungen, im Schnitt fünfzig bis hundert pro Jahr. Wichtig sind auch unsere Partnerschaften, hier setzen wir weiterhin auf langjährige Zusammenarbeit.

Welche weißen Flecken in der Forschung will Roche noch ausfüllen?

Dr. S. Frings: Bei Roche folgen wir in der Forschung und Entwicklung den wissenschaftlichen Erkenntnissen und unser Portfolio entwickelt sich da weiter, wo wir vielversprechende Ansätze für neue Therapiemöglichkeiten sehen. Roche ist weiterhin führend in der Onkologie, wir treten aber auch in neue Therapiegebiete ein. Kürzlich haben wir beispielsweise ein Multiple-Sklerose-Arzneimittel in den USA auf den Markt gebracht. Außerdem engagieren wir uns in der Augenheilkunde mit einem Wirkstoff gegen geographische Atrophie, einer Erkrankung der Netzhaut. Weitere Forschungsbereiche liegen etwa in der Immunologie und bei Infektionserkrankungen.

Wie gehen Sie mit der Problematik um, dass die Forschungskosten immer weiter steigen und Arzneimittel immer teurer werden, zugleich aber die Gesundheitssysteme an ihre finanzielle Belastungsgrenze geraten?

Dr. S. Frings: Wir berücksichtigen bei der Preisfindung zahlreiche Faktoren, um zu einem fairen Preis zu kommen. Dazu zählen der medizinische Bedarf und die Innovationskraft ebenso wie der Patientennutzen und die vorliegende Evidenz. Zudem behalten wir das weitere Umfeld des Gesundheitssystems, gesellschaftliche Auswirkungen und das Erstattungssystem im Blick.

In Deutschland können wir den Preis unserer Arzneimittel nur im ersten Jahr selber festsetzen, anschließend wird er verhandelt. Da sind wir also nicht wirklich frei in der Preisgestaltung. Zudem ist der Anteil der Arzneimittelkosten an den gesamten Gesundheitsausgaben zuletzt gesunken.

Unsere kürzlich in den USA eingeführte Substanz gegen Multiple Sklerose ist nicht nur hinsichtlich der Wirkung, sondern auch wegen ihres Preises positiv aufgenommen worden. Damit wollten wir deutlich machen, dass wir uns des sensiblen Preisthemas sehr wohl bewusst sind.

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