Anlagenbau & Prozesstechnik

Lückenlose Raum-, Luft- und Flächendekontamination mittels H2O2-basierte Kaltvernebelung

02.10.2014 -

Neben der Händehygiene kommt der großflächigen Flächendekontamination in Krankenhäusern und anderen sensiblen sowie kontaminationsanfälligen Bereichen eine immer größere Rolle zu.

Bislang wurde und wird sich noch allzu oft auf die vom Faktor „Mensch" abhängige Wischdesinfektion lediglich patientennaher Flächen beschränkt. Gerade angesichts der Zunahme multiresistenter Keime, schwierig zu inaktivierender Viren und anderer Krankheitsverursacher können so unnötige Desinfektionslücken entstehen.
Bislang hatte die moderne Hochleistungsmedizin der anspruchsvollen Schlussdesinfektion von ganzen Räumen und im Desinfektionsmanagement bei Ausbrüchen wenig entgegenzusetzen. Sogenannte „Raumbegasungen" oder „Kaltvernebelungen" (Aerosoldesinfektionen) erfreuen sich in diesem Zusammenhang stetig wachsender Beliebtheit und gewinnen weiter an Vertrauen in den Augen von Anwendern, Mikrobiologen, Virologen und Hygienespezialisten.

Raumdekontamination mittels Formaldehyd
Noch in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde in prekären Hygienesituationen die Scheuer-Wischdesinfektion durch die Raumbegasung gemäß TRGS 522 ergänzt (Verdampfung des Biozids Formaldehyd bzw. Formalin). Zwar erwies sich dieser von der WHO anerkannte Begasungsprozess als äußerst effektiv gegen Bakterien, Pilze und Viren, dennoch ist er mit einigen Nachteilen und Risiken verbunden. Einige dieser Nachteile sind u. a. die komplette Abdichtung und Isolierung angrenzender Räume über mindestens 18 h, die Erforderlichkeit hoher, relativer Luftfeuchtigkeiten (bis zu 100 %) und Temperaturen (> 65 °C), das anschließende Nachwischen der weißen Paraformaldehyd-Rückstände auf Oberflächen und Geräten, das langwierige Ausgasen und neutralisieren nach dem eigentlichen Dekontaminationsprozess oder die lang-anhaltenden Geruchsbelästigungen. Weiterhin sind für Formaldehyd-Begasungen strikte Sicherheitsvorschriften einzuhalten, eine teure Ausbildung zu absolvieren („Begasungsschein") und arbeitsmedizinische Risiken zu beachten. So wurde Formaldehyd bereits seit längerem von der WHO als „kanzerogen" eingestuft. Trotz all dieser Bedenken wird dieses Verfahren noch heutzutage eingesetzt.

Raumdekontamination mittels Wasserstoffperoxid
Während sich das Gesundheitswesen weiter von der Formaldehyd-Raumbegasung distanziert, hat sich in den letzten Jahren parallel dazu eine umweltschonende Alternative entwickelt. Die Rede ist von Raumdesinfektionsverfahren auf Basis von Wasserstoffperoxid, welche sich grob in „gasförmige" bzw. „verdampfende" und „vernebelnde" Dekontaminationstechniken einteilen lassen. Mikrobiologisch überzeugen beide H2O2-Verfahren in neutralen Experten-Gutachten durch ein gleichermaßen breites Wirkungsspektrum und hohen Abtötungsraten. Nach Abschluss des Desinfektionsvorganges zerfallen die auf Wasserstoffperoxid-basierenden, über einen entsprechenden Generator (z. B.
Diosol Generator) auszubringenden Desinfektionsmittel (z. B. Diosol) in die unbedenklichen Komponenten Wasserdampf und Sauerstoff. Trennungsmerkmale beider H2O2-Applikationsmethoden sind neben der unterschiedlichen Ausbringungs­technik („Kaltnebel über Pumpe + Düse" vs. „Gas" oder „Dampf über Heizplatte") zudem die Anwendungskomplexität, die Verfahrensanforderungen sowie die signifikanten Preisunterschiede (Anschaffungskosten der Generatoren sowie Kosten der laufenden Anwendung). Während die komplexe Verdampfung mit ihrer speziellen Prozessführung nur von erfahrenen Spezialisten ausgeführt werden sollte, kann die unkompliziertere - aber nicht minder effektive - Kaltvernebelungsmethode nach Sachkundeunterweisung zum Einsatz kommen.

H2O2-Raumdekontaminationsverfahren mittels validierbarer Kaltvernebelung
Das mobile Vernebelungsverfahren lässt sich in der Praxis optimal auf die vielfältigen Anforderungen der Umgebungshygiene wie etwa die Raumgröße (standardmäßig bis zu 450 m3 oder mehr), die relative Luftfeuchtigkeit, die Temperatur, das Keimspektrum und die Materialverträglichkeit entsprechend anpassen. Je nach zu desinfizierendem Raumvolumen (in m3) beträgt die reine Prozesszeit der Vernebelung zwischen einer und 30 Min.. Anschließend erfolgt die Verteilzeit des so generierten, hochfeinen Kaltnebels bzw. Aerosols in allen zugänglichen Bereichen des Raumes inkl. geöffneter Schubladen, Ecken, Ritzen und Kanten. Die klinisch-geprüften Einwirkzeiten beziffern sich inklusive Vernebelungsvorgang und Verteilzeit auf insgesamt 90 Min.. Die während des automatischen Desinfektionsprozesses aufgebaute Was­ser­stoffperoxid-Konzentration in der Raumluft fällt je nach verwendetem Desinfektionsmittel (3 - 19 % H2O2) unterschiedlich hoch aus. Befindet sich der Arbeitsplatzgrenzwert wieder im zulässigen Bereich, können die dekontaminier­ten Räume wieder betreten werden. Multifunktionsgeneratoren ermöglichen über spezielle Schlauchsysteme zudem die Desinfektion von schwerstzugänglichen RLT-Anlagen, klimatechnischen Um­geb­ungen und Fahrzeugen sowie kleinsten Raumvolumina wie Sicherheitswerkbänken oder Inkubatoren. Im Gegensatz zur Verdampfung oder Begasung erfordert die Kaltvernebelung keine zusätzlichen Freispülungen mit Katalysatoren zur Beschleunigung des Wasserstoffperoxid-Abbaus. Je nach räumlichen Gegebenheiten empfehlen sich nach Einwirkzeit entweder einfache Zimmer-Lüftungsvorgänge oder der Abzug des Wasserstoffperoxids über raumlufttechnische Anlagen. Abhängig von der vernebelten Desinfektionsmittelstärke dauert der gesamte Vorgang zwischen 90 Min. und 3 h.
Ein weiteres wichtiges Element stellt neben wissenschaftlichen Prüfungen die umfassende Validierung der mikrobiologischen Desinfektionswirkung dar. Zuverlässige Desinfektionsergebnisse bzw. die Wirksamkeit des Dekontaminationsverfahrens können mittels Bioindikatoren (Agarplatten, Desinfektionscontroller etc.) nachgewiesen und somit validiert werden. Speziell auf die Kaltvernebelung maßgeschneiderte „Fog-Controller" ermöglichen eine Validierung gemäß VAH- und RKI-Prüfkeimen. Ergebnisverfälschungen bei der Validierung sind bei diesen einfach anzuwendenden Fog-Controllern aufgrund der in einer semipermeablen Membrane eingeschweißten Testkeime ausgeschlossen. Es gilt das einfache Prinzip: Bioindikatoren auf repräsentativen Oberflächen auslegen und nach Desinfektionsende in ein zertifiziertes Labor schicken. Auswertungen akkreditierter Fachlabore ergeben bei sachgemäßer Anwendung in der Regel Keimreduktionen zwischen 5 und 7 log-Stufen. Regelmäßige Kontrollen mit solchen Bioindikatoren werden allgemein empfohlen.

Fazit
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Raum- und Flächendekontamination mittels H2O2-Vernebelung das Leben aller in die Hygienemaßnahmen involvierten Personen erleichtert und die herkömmliche Wischdesinfektion in puncto Qualität nachweislich optimiert. Unnötige Desinfektionslücken können geschlossen und ein breites Erregerspektrum in anwenderfreundlicher, umgebungsschonender und validierbarer Art und Weise abgedeckt werden.

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