Anlagenbau & Prozesstechnik

Wischbezüge im Reinraum

20.04.2012 -

Die Reinraumreinigung stellt Menschen und Materialien vor Anfor­derungen, welche in keinem anderen Bereich gestellt werden. Hier handelt es sich um die Entfernung von Verschmutzungen, welche mit dem bloßen Auge meist nicht zu erkennen sind, um die Einhaltung einer Vielzahl an Vorschriften und um den Einsatz von qualifiziertem, reinheitstauglichem Reinigungs-Equipment.

Der Mopp als entscheidender Faktor bei der Reinraumreinigung
Eine Schlüsselrolle spielt bei der Reinraumreinigung der Mopp. Er muss zum einen die strikten Anforderungen seitens Materialreinheit (Fusselfreiheit) und Beständigkeit erfüllen, zum anderen eine hohe Schmutz- und Wasseraufnahmefähigkeit besitzen. Seine Aufgabe ist es, winzige Verschmutzungen auf Oberflächen zuverlässig aufzunehmen, zurückzuhalten, und gleichzeitig die relevante Oberfläche gleichmäßig mit Reinigungs- oder Desinfektionsmittel zu benetzen.
Dieser schwierige Spagat zwischen Reinraumtauglichkeit und hoher Reinigungseffektivität kann nur mit spezialisierten Materialien und Mopptechnologien realisiert werden. Dabei sollten die diversen Richtlinien wie GMP, DIN ISO und VDI beachtet werden, um die Gefahr der Kontamination des Reinraums durch untaugliches Material zu vermeiden und die Reinigung effektiv zu gestalten.
Reinraumtaugliche Wischbezüge bestehen aus synthetischen Fasern wie Polyester, mit besonderer Hightech-Verarbeitung. Ein vordergründiges Merkmal sollte die Verwendung von durchgängigem, geschlossenem Schlingenmaterial sein. Dies verringert effektiv die Gefahr von Partikelemission durch Faserbrüche und gewährleistet eine hohe Belastbarkeit. Die Versiegelung von Materialkanten am Mopp ist eine weitere Optimierung hinsichtlich der Reinheit. Für optimale Reinigungsergebnisse sorgen Mikrofasermaterialien in verschiedenen Ausführungen. Diese ultrafeinen Fasern können auch in die kleinsten Unebenheiten einer Oberfläche eindringen, und die darin befindlichen Kontaminationen aufnehmen. Beim Einsatz von unqualifizierten, handelsüblichen Materialien besteht die akute Gefahr, dass durch die mechanische Belastung große Mengen an Fusseln und Partikel abgegeben werden - der Reinigungsprozess als solches würde in dem Falle zur Kontaminationsursache.

Naturfasern gehören nicht in den Reinraum
Mopps aus Naturmaterialien wie z.B. Baumwolle, sollten im Reinraum nie zum Einsatz kommen. Als Nachweis für die Reinraumtauglichkeit von Wischbezügen im Hinblick auf die Partikelabgabe können spezialisierte Hersteller Tests unabhängiger Institute vorweisen. Wischbezüge und Reinigungsutensilien unterliegen den Vorschriften für Reinraum-Materialien und tragbaren Geräten der ISO 14644 und sollten diesen entsprechen. Sie sollten auch im jeweiligen Einsatzort getestet, validiert und durch den Reinraumbetreiber freigegeben werden.
Die manuelle Wischreinigung (Feuchtwischen) ist im Reinraum das Reinigungsverfahren der Wahl. Durch das Zusammenspiel aus Mechanik, Reinigungs- & Desinfektionsmitteln und der speziellen Struktur des Textils, ergibt sich eine für den Reinraum effektive Reinigungsmethode. Nur so kann ein einwandfreies Reinigungsergebnis erlangt werden.

Verunreinigungen im reinen Bereich
Die Kontaminationen im Reinraum können verschiedenster Herkunft und Art sein. So gibt es beispielsweise partikuläre oder filmische Kontaminationen, bei denen man zwischen ionischen, mikrobiologischen und anorganischen Partikeln unterscheidet. Die Relevanz sowie der Grad der Toleranz für diese Partikel sind maßgeblich abhängig von der Art des Reinraums. In einem technischen Reinraum, wie er beispielsweise in der Mikrochip-Fertigung vorkommt, sind die ionischen (elektrisch geladenen) Partikel eine Gefahrenquelle für die herzustellenden Produkte. In einem pharmazeutischen Reinraum hingegen steht die Entfernung von mikrobiologischen Kontaminationen im Vordergrund, da Mikroorganismen wie Bakterien, Viren und Keime eine außerordentliche Gefahr für die hergestellten Pharmazeutika wie Medikamente darstellen. Die Entfernung dieser Verunreinigungen wird mit einer desinfizierenden Reinigung erreicht, die als Keimzahlreduktion dient.
Aufgrund der Vielzahl an Verunreinigungsarten und der Tatsache, dass jeder Reinraum individuelle Anforderungen und Gegebenheiten aufweist, sollte besonderer Fokus auf der objektspezifischen Auswahl des geeigneten Wischbezugs liegen. Das Prinzip, mit einem Mopptyp alle Oberflächen zu reinigen, ist hier nicht zutreffend. Spezialisierte Hersteller bieten eine Vielfalt an Mopp-Modellen an, sodass die Besatzart auf das jeweilige Objekt abgestimmt werden kann. Dadurch kann in jedem Anwendungsfall ein optimales Reinigungsergebnis erreicht werden.

Mehrweg- oder Einweg-Mopps?
Die Wahl zwischen Mehrweg- oder Einweg-Mopps ist eine grundsätzliche Entscheidung, welche anhand von verschiedenen Faktoren getroffen werden muss. Mehrweg-Modelle überzeugen mit hoher Aufnahmefähigkeit und Flächenleistung sowie optimaler Reinigungseffektivität, während Einweg-Modelle eine hohe Sicherheit bei vereinfachter Handhabung nach der Verwendung aufweisen (keine Aufbereitung notwendig). Bei beiden Varianten sollte auf eine hohe Ergonomie geachtet werden; angefangen von der Tränkung der Mopps über die Aufnahme auf die Halterung bis hin zu den Handlingseigenschaften.

Reinraumgerechte Dekontamination
Bei Mehrweg-Mopps sollte auf die reinraumgerechte Aufbereitung geachtet werden. Die Wäsche sollte durch zertifizierte Dienstleister im Reinraum durchgeführt werden. Zur Auswahl stehen meist verschiedene Dekontaminationsmodelle - von der einfachen Wäsche in ISO 7 bis zur doppelten Verpackung und Sterilisation in ISO 5. Ein bewährtes Modell ist das Full-Service-Leasing von Reinraum-Mopps. Nach der Auswahl des für das Objekt am besten geeigneten Mopp-Modells, kann dieses im Leasing-Verfahren bezogen werden. Ein typischer Ablauf ist die wöchentliche Anlieferung von gereinigten Wischmopps im Objekt. Nach der Verwendung werden die verschmutzten Mopps abgeholt, und gleichzeitig eine neue Menge geliefert, wodurch ein Turnus entsteht. Die gewünschten Parameter der Dekontamination; Lieferung, Laufzeit etc., können individuell gewählt und an das Objekt angepasst werden.

Reinraumgerechtes Zubehör
Auch das Reinigungs-Equipment, das „Zubehör", spielt im Reinraum eine besondere Rolle. Im Vordergrund sollten hier die Auswahl geeigneter Materialien und eine reinraumgerechte Verarbeitung aller Komponenten stehen. Als Material der Wahl gilt häufig Edelstahl, da es bei entsprechender Verarbeitung sehr gute Oberflächeneigenschaften, Hygiene und Haltbarkeit aufweist. Vor allem in sterilen Reinräumen der Pharmazie sollte ausschließlich Edelstahl-Equipment verwendet werden, da dort eine Haupt-Anforderung die dauerhafte Sterilisierbarkeit (Autoklavierbarkeit) ist. Generell sollten alle Materialien frei von Rissen, Unebenheiten, Abrieb und Korrosionsbildung sein, und den Vorschriften des jeweiligen Reinraums entsprechen. Alle Bauteile sollten so wenige Spalten und Fugen aufweisen wie möglich. Ein wichtiger Teil der DIN EN ISO 14644 besagt, dass die Verwendung von handelsüblichen Mopps und Griffstielen in allen Reinraumbereichen nicht erfolgen sollte.

Fazit
Der Reinraum-Mopp spielt bei der Reinraumreinigung eine zentrale Rolle. Er ist für die Hauptaufgabe der Reinigung verantwortlich, und unterliegt einer hohen Beanspruchung; daher ist die Verwendung von hochwertigsten Materialien besonders wichtig. Bei der Auswahl des geeigneten Mopps sollte vordergründig auf hohe Reinigungseffektivität, nachweisliche Reinraumtauglichkeit, kompatibles Zubehör sowie die reinraumgerechte Dekontamination geachtet werden. Die Erfüllung dieser Kriterien bedeutet hohe Sicherheit und Professionalität für Reinigungspersonal und Reinraumbetreiber zugleich. Das Risiko der Kontaminierung des Reinraums durch den Einsatz günstiger, handelsüblicher Mopps sollten weder Reinraumbetreiber noch Reinigungsunternehmen eingehen. Der Reinraum bietet keinen Platz für Kompromisse!

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