Strategie & Management

Nachhaltigkeit soll messbar werden

Chemie hoch drei entwickelt Indikatoren für ökonomische, ökologische und soziale Erfolge

11.11.2015 -

Zuhören, Verstehen, Handeln – unter diesem Motto startete die Nachhaltigkeitsinitiative Chemie3 am 4. November in Berlin eine neue Gesprächsreihe, die den Dialog der Branche mit ihren Stakeholdern fördern soll. Im Mai 2013 hatte sich die gemeinsame Initiative des Verbands der Chemischen Industrie, der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie und des Bundesarbeitgeberverbands Chemie auf den Weg gemacht, Nachhaltigkeit als Leitbild in der deutschen Chemiebranche zu etablieren. Anlässlich der Tagung in Berlin präsentiert die Allianz ihren ersten Fortschrittsbericht und setzt sich neue Ziele bis 2017.

Kern der bisherigen Arbeit von Chemie³ war die Verankerung der zwölf Leitlinien zur Nachhaltigkeit für die chemische Industrie in Deutschland. Im Fortschrittbericht 2015 beschreiben die Allianzpartner ihre gemeinsamen Aktivitäten und erste Resultate seit dem Start der Initiative im Mai 2013.

„Höchste Priorität geben wir dem Ziel, die Initiative in die Breite der Branche zu tragen. Hierfür brauchen wir mehr Zeit und Ressourcen als gedacht. Das Umsetzen unserer Ziele in die Betriebspraxis ist anspruchsvoll. Um dies zu unterstützen, haben wir Angebote entwickelt, allen voran den Chemie3-Nachhaltigkeits-Check“, erklärt VCI-Präsident Dr. Marijn Dekkers. Der Fortschrittsbericht stellt einzelne Werkzeuge für Mitgliedsunternehmen, wie den Nachhaltigkeits-Check und erste Praxiserfahrungen aus Unternehmen, vor.

Zu den wichtigsten Fortschritten zählt die im Sommer 2014 eingerichtete und seither kontinuierlich ausgebaute Online-Plattform für Mitglieder www.chemiehoch3.de. Die Mitglieder können sich dort über die konkrete Bedeutung der Leitlinien, Good-Practice-Beispiele, Leitfäden und Förderprogramme des Bundes informieren. Auch in Fachveranstaltungen zu ausgewählten Themen erhielten die Mitgliedsunternehmen Hilfestellung zur Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Unternehmenspraxis. Darüber hinaus dokumentiert der Fortschrittsbericht den kontinuierlichen und kritischen Austausch mit wichtigen Stakeholdern.

GIBUCI, Responsible Care und Wittenberg-Prozess bilden Basis für Chemie3

Schon lange vor dem Start der Initiative war das Thema Nachhaltigkeit in der chemische Industrie in Deutschland präsent. Mit einzelnen branchenweiten und sozialpartnerschaftlichen Initiativen stärkt die Branche insbesondere das ökologisch und sozial verantwortliche Handeln bereits seit Jahrzehnten. Bereits 1987 entstand die gemeinsame Einrichtung der Chemie-Sozialpartner GIBUCI (Gesellschaft zur Information von Betriebsräten über Umweltschutz in der chemischen Industrie). die sich bis zu ihrer Neuausrichtung im Jahr  vor allem mit betrieblichen Umweltschutzfragen befasst hat.

Seit 1991 koordiniert der VCI die nationale Umsetzung der internationalen Initiative Responsible Care. Mit dieser Initiative leistet die Branche einen wichtigen Beitrag zu mehr Umweltschutz und Sicherheit in der Chemie.

Und im Jahr 2008 besiegelten IG BCE und BAVC im Rahmen einer Sozialpartner-Vereinbarung den Wittenberg-Prozess. Mit ihm fördern die Sozialpartner seither verantwortliches Handeln in der sozialen Marktwirtschaft.

Mit der gemeinsamen Nachhaltigkeitsinitiative knüpfen die Allianzpartner an diese Traditionen an und entwickeln die bestehenden Programme unter dem Dach von Chemie3 weiter.

So wurde z.B. mit der Sozialpartner-Vereinbarung vom Oktober 2014 das Themenspektrum von GIBUCI und ihr Adressatenkreis erweitert: Künftig widmet sich die Einrichtung neben Umweltschutzfragen auch der wirtschaftlichen und der sozialen Dimension der Nachhaltigkeit. Um der inhaltlichen Ausweitung Rechnung zutragen, wird GIBUCI in Sozialpartner-Werkstatt für Innovation und Nachhaltigkeit, kurz So.WIN, umbenannt.

Fortschrittsindikatoren für die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit

Zu den wichtigsten weiteren Zielen von Chemie³ bis 2017 zählt die Ausarbeitung neuer Fortschrittsindikatoren zur Nachhaltigkeit.

Seit Anfang 2015 arbeiten die Allianzpartner von Chemie3 an der Auswahl geeigneter Kenngrößen, der sog. Key Performance Indicators (KPIs), mit denen sich die Fortschritte der Initiative messen lassen. Grundlage für die Auswahl der Indikatoren sind die zwölf Leitlinien von Chemie3. Die Indikatoren müssen außerdem erfassbar, mit vertretbarem Aufwand erhebbar sowie relevant und aussagekräftig sein. Die Bearbeitung haben sich die Allianzpartner entlang ihrer Kernkompetenzen geteilt: Der VCI als Wirtschaftsverband und Koordinator von Responsible Care   erarbeitet Indikatoren für die ökonomische und die ökologische Dimension.

Die Sozialpartner IG BCE und BAVC konzentrieren sich gemeinsam mit der Chemie-Stiftung Sozialpartner Akademie (CSSA) auf soziale Indikatoren. Beide Prozesse sind eng aufeinander abgestimmt.

Anhand der neuen Fortschrittsindikatoren sollen sich ökonomische, ökologische und soziale Erfolge der Branche entlang der zwölf Leitlinien künftig messen lassen. Während es für die ökonomische und ökologische Dimension schon zahlreiche Indikatoren gibt, die zum Teil auch auf gesetzlichen Vorgaben beruhen, ist die Erarbeitung der sozialen Indikatoren komplizierter. Zwar gibt es auch hier schon Kenngrößen, auf internationaler Ebene zum Beispiel in den ILO-Kernarbeitsnormen oder in den OECD-Leitsätzen. Dennoch beschreiten die Alianzpartner hier Neuland, da sich erstmals Sozialpartner einer Branche auf eine gemeinsame Definition von „sozialer Nachhaltigkeit“ verständigen wollen. „Dieser Diskussionsprozess ist intensiv und braucht Zeit, aber er lohnt sich“, hebt Margret Suckale, Präsidentin des BAVC, hervor. „Wichtig ist, dass die soziale Dimension in der Nachhaltigkeitsdebatte ihren angemessenen Stellenwert findet. Das darf nicht im Ungefähren bleiben, das muss konkret gemacht werden. Nachhaltigkeit soll und muss sich 'rechnen': für die Umwelt, für Unternehmen und Wirtschaftskraft, und selbstverständlich auch für die Beschäftigten“, sagt Petra Reinbold-Knape, Mitglied des IG-BCE-Hauptvorstands.

„Ende 2016 werden sich dann – zum ersten Mal überhaupt – die Sozialpartner einer Branche auf eine gemeinsame Definition verständigen, was soziale Nachhaltigkeit bedeutet und wie sie gemessen werden kann“, ergänzt Suckale.

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