Strategie & Management

Spezialist für Zink und Schwefel

Grillo-Werke schonen Ressourcen durch Recycling und innovative Produktionsverfahren

09.04.2017 -

Im März 2017 feierten die Grillo-Werke ihr 175-jähriges Bestehen. Das Familienunternehmen mit Sitz in Duisburg beschäftigt 1.600 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Umsatz von 614 Mio. EUR mit einem breiten Portfolio an Zinkprodukten und Schwefelchemikalien. Vorstandsvorsitzender Ulrich Grillo führt das Unternehmen in fünfter Generation. Dr. Andrea Gruß sprach mit ihm über Wurzeln und Innovationen der Grillo-Werke sowie aktuelle Herausforderungen für den deutschen Mittelstand.

CHEManager: Auf wen gehen die Grillo-Werke zurück?

U. Grillo: Unser Firmengründer Wilhelm Grillo war zugleich einer der Gründerväter der Ruhr-Industrie. Er begann 1842 mit einem Eisenwarenhandel in Mülheim. Schon wenige Jahre später stieg er in die Zinkerzeugung und -verarbeitung ein. 1887 startete die erste Schwefeldioxidproduktion in Duisburg. Zinkmetallurgie und Schwefelchemie gehören vom Ursprung her zusammen, denn Zink und Schwefel sind wesentliche Komponenten der Ausgangserze für die Zinkgewinnung. Beide Elemente bilden auch heute noch die Basis für das Geschäft der Grillo-Werke.

Wo liegen die Schwerpunkte des heutigen Geschäfts der Grillo-Werke?

U. Grillo: Das Geschäft des Grillo-Konzerns gliedert sich in vier Bereiche: Metall, Rheinzink, Chemie und Zinkoxid. Im Geschäftsbereich Metall produzieren wir Fertigprodukte und Halbzeuge aus Zink vom Zinkpulver für Batterien über Drähte, Bänder und Stangen bis hin zu Druckgusslegierungen und Anoden und dem patentierten Grillo-KKS-Beton, zum Korrosionsschutz von Stahlbetonbauwerken. Zinkoxide produzieren wir für vielfältige Anwendungen, sie werden zum Beispiel als Additive für Reifen, Farben und Lacke sowie Futtermittel genutzt oder als Wirkstoffe in Pharma- und Kosmetikprodukten. Der Markenartikler Rheinzink ist unser umsatzstärkster Geschäftsbereich. Er bietet Dachentwässerungsprodukte von Regenrinnen über Dächer und Fassaden aus Zinkblech. Unser Titanzink ist bei international anerkannten Architekten sehr beliebt. Daniel Libeskind hat es zum Beispiel für die Gestaltung des Jüdischen Museums in Berlin eingesetzt.

Was macht Zink für Bauanwendungen attraktiv?

U. Grillo: Zink ist ein attraktiver und zugleich nachhaltiger Werkstoff. Ein Zinkdach hält mehr als 100 Jahre, eigentlich ewig. Aufgrund der geringeren Schmelztemperatur ist die Zinkherstellung weniger energieintensiv als die anderer Metalle. Zudem wird Zink nicht verbraucht, sondern gebraucht. Eigentlich ist es ein Energiespeicher, denn wenn Sie Zink einschmelzen und recyceln, benötigen Sie dafür lediglich 5 % des Primärenergieinhaltes. Die Recyclingrate für Bauzink liegt in Deutschland bei 95 %. Der nachhaltige Umgang mit Rohstoffen und Ressourceneffizienz sind Themen, denen wir uns bei Grillo verschrieben haben.

Gilt das auch für Ihren Geschäftsbereich Chemie?

U. Grillo: Ja, auch in der Chemie optimieren wir den Kreislauf von Stoffen. Unser Chemiegeschäft konzentriert sich auf die Schwefelchemie. Wir produzieren Schwefeldioxid und Schwefelsäure sowie deren Folgeprodukte und sind zugleich einer der größten Recycler von Schwefelsäure in Europa. An unserem Standort in Duisburg entsorgen wir pro Jahr etwa 120.000 t an Gebrauchtschwefelsäure für Kunden aus unterschiedlichen Industrien nach einem selbstentwickelten Recycling-Verfahren. Dabei wird die Säure bei hohen Temperaturen gespalten und so hochreines Schwefeldioxid gewonnen.

Frischsäure produzieren wird durch Verbrennung von erdgasbasiertem Schwefel in unserem Werk im Industriepark Frankfurt-Höchst. Künftig wollen wir dort auch Methansulfonsäure nach einem völlig neuen Verfahren produzieren, das wir zurzeit in Duisburg in einem Pilotbetrieb testen. Die großtechnische Umsetzung soll 2019 starten.

Was ist neuartig an diesem Verfahren?

U. Grillo: Uns ist es gelungen, hochreine Methansulfonsäure durch direkte Umsetzung von Methan mit Schwefeltrioxid herzustellen, ohne toxische Zwischenprodukte oder umweltschädliche Nebenprodukte. Methansulfonsäure ist eine sehr starke, nicht oxidierende Säure, die biologisch leicht abbaubar und toxikologisch unbedenklich ist – ein zukunftsweisendes, grünes Produkt. Das Verfahren ist nicht zuletzt aufgrund der eingesetzten Rohstoffe Erdgas und Schwefeltrioxid äußerst wirtschaftlich. Zudem birgt es einen weitere Vorteil: Bislang wird Methan primär verbrannt. Mit unserem Verfahren erschließen wir eine stoffliche Nutzung des Treibhausgases.

Vergleichbare Entwicklungen zur stofflichen Nutzung des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid wurden vom BMBF mit insgesamt 100 Mio. EUR gefördert. Welche Rolle spielt Forschungsförderung für Ihr Unternehmen?

U. Grillo: Die zehnjährige Entwicklung der Sulfonierung von Methan  haben wir eigenständig finanziert. Wir werden unsere F+E-Aktivitäten auch nicht nach öffentlichen Förderungen steuern oder gar mit Projekten warten bis die steuerliche Forschungsförderung kommt. Vielleicht würden wir jedoch das ein oder andere Projekt noch intensiver bearbeiten. Unabhängig davon halte ich eine steuerliche Forschungsförderung wichtig für die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Zwei Drittel der OECD-Staaten haben Forschungsförderungsmodelle. Gerade für größere Unternehmen, die flexibler in der Entscheidung sind, ob sie einen Standort in Amerika, Europa oder Asien eröffnen, kann dies ein wichtiges Kriterium sein.

In welchen Ländern sind die Grillo-Werke aktiv?

U. Grillo: Wir betreiben sechs Produktionsstätten in Deutschland und Westeuropa, sind jedoch weltweit in 30 Ländern auf allen fünf Kontinenten mit unserem Vertrieb vertreten. Unsere Exportquote liegt bei knapp 50 %. Damit sind wir als mittelgroßes Unternehmen – wie viele andere deutsche Mittelständler – sehr international aufgestellt. Deshalb stellen die weltweiten Tendenzen zur Abschottung des freien Handels, insbesondere in den USA, eine große Herausforderung für den exportorientierten deutschen Mittelstand dar. Große Unternehmen verfügen weltweit über Produktionsstätten oder können Investitionen danach ausrichten, doch wir sind auf einen freien Handel angewiesen. Ich bin überzeugt, Freihandelsabkommen wie TTIP oder CETA hätten insbesondere eine positive Wirkung für den Mittelstand.

Wo sehen Sie aktuell weitere Herausforderungen für mittelständische Unternehmen?

U. Grillo: Öffentliche Umfragen in Deutschland ergaben, dass ein Drittel der Befragten fordert, die Wirtschaft muss viel stärker reguliert werden. Das Image von Managern und Unternehmern wird überwiegend negativ bewertet. Dabei bin ich überzeugt, dass 99,9 % von ihnen einen guten Job machen. Die Akzeptanz der Industrie und für ihre Innovationen ist gering. All das ist eine Herausforderung für uns. Wir müssen das Vertrauen der Gesellschaft in die Wirtschaft wiedergewinnen.

Wie kann das gelingen?

U. Grillo: Dazu bedarf es einer Wirtschaft mit Haltung. Wirtschaft mit Haltung bedeutet für mich, die durch Recht und Gesetz garantierten Freiheiten verantwortlich wahrzunehmen. Auch dürfen wir als Unternehmer und Manager nicht nur meckern, sondern müssen uns auch engagieren, und zwar über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus. Wir müssen nicht nur mit Politikern, sondern auch mit den Bürgern darüber reden, was wir tun, um mehr Akzeptanz für die Industrie zu schaffen. Das muss nicht laut sein, aber es muss die Leute erreichen.

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