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Robert Kranz: Wollen Produktionseffizienz und Rentabilität erhöhen

22.08.2011 -

Robert Kranz: Wollen Produktionseffizienz und Rentabilität erhöhen

In Zeiten immer stärker werdender Konkurrenz unterliegen Hersteller in der chemischen Industrie einem gestiegenen Leistungsdruck, um Prozesskosten und Komplexität zu verringern sowie bisherige Technologieinvestitionen sinnvoll ein- und umzusetzen. Parallel müssen sie aber ihre Fähigkeiten verbessern, sich schnell auf wechselnde Prioritäten und Kundenwünsche einzustellen.

Pavilion8, die modulare Software Plattform von Pavilion Technologies, erlaubt Herstellern und Produzenten diese Ziele zu erreichen sowie ihre Rentabilität zu erhöhen. Vor der K’2007 in Düsseldorf sprach Dr. Roy T. Fox mit Robert Kranz, Managing Director EMEA, von Pavilion Technologies.

CHEManager: Was sind die wichtigsten Herausforderungen, die sich gegenwärtig den deutschen Chemieunternehmen in der Produktion stellen?

Robert Kranz: In den letzten Jahren konnten wir in ganz Europa eine Verbesserung auf dem Chemiemarkt beobachten – auch in Deutschland. Dennoch sind die Produzenten chemischer Erzeugnisse einem größeren Wettbewerb als je zuvor ausgesetzt. Osteuropäische Unternehmen mit niedrigeren Kostenstrukturen streben nach neuem Business, ebenso wie Unternehmen aus dem mittleren Osten, die bei den Rohstoffen enorme Vorteile haben. Die gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten sind der Grund, warum deutsche Chemieproduzenten ihre Produktionseffizienz und Rentabilität verbessern möchten. Zusätzlich verlangen strengere Kundenanforderungen eine zuverlässige Einhaltung der Qualitätsspezifikationen der Produkte und ein rasches Anpassen der Produktion an Spezifikationsänderungen. Somit liegt der Fokus der deutschen Chemieproduzenten auch weiterhin auf derselben Fragestellung: Wie kann man die eigenen Produktionsfähigkeiten am besten ausschöpfen?

Eine Antwort lautet: Mit Model Predictive Control (MPC) von Pavilion. Mit dieser Lösung können Chemieproduzenten ihre Produktionsfähigkeiten voll ausschöpfen. Dies wird durch eine Stabilisierung des Anlagebetriebs erzielt. Die Anlagen arbeiten enger an ihren Grenzwerten, wobei die gleiche Sicherheitsspanne beibehalten wird. Dies erlaubt eine Produktionssteigerung, eine Verringerung des spezifischen Energieverbrauchs sowie die Verbesserung der Produktqualität. Mit anderen Worten: die eigenen Produktionsfähigkeiten bestmöglich ausschöpfen.

CHEManager: Ihre neue Software-Plattform Pavilion8 ist nun seit zwei Jahren auf dem Markt. Wie wurde die Software von deutschen Kunden aufgenommen?

Robert Kranz: Die Pavilion8 Software-Plattform ist die Grundlage für unsere gesamten Anwendungen in allen unseren Kernmärkten. Wir sind sehr zufrieden damit, wie der Markt auf Pavilion8 reagiert hat. In Deutschland besteht eine ausgezeichnete Nachfrage nach Pavilion8-basierten Anwendungen für die Sektoren Chemie, Raffinerie, Zement und Konsumgüter. Die Rückmeldungen der Unternehmen, die Pavilion8 verwenden, sind ausnahmslos positiv. Darüber hinaus wurde die Pavilion8-Plattform von SAP als “Powered by Netweaver” zertifiziert, und Pavilion ist ein Mitglied des SAP Industry Value Networks for Chemicals.

CHEManager: Welche Anwendungen sind spezifisch für die chemische Industrie? Und welche sind dabei in Deutschland besonders gefragt oder erfolgreich?

Robert Kranz: Die Pavilion8-basierten Regelungs- und Optimierungsanwendungen, die wir an die chemische Industrie liefern, umfassen die Gebiete Destillation, Aufreinigung, Reaktion und Extrusion. Zusätzlich bieten wir eine Energiesystemoptimierung, die ein Hauptanliegen vieler Chemieproduzenten ist. Dazu kommen Virtual Online Analyzers (VOA), d. h. Echtzeit- und prädiktive Produktqualitätsanwendungen, sowie Umweltüberwachungs- und Compliance- Lösungen. In Deutschland wurde jede dieser Anwendungen bereits erfolgreich implementiert. Dabei werden nach meiner Ansicht die Destillationsund Reaktionsanwendungen am häufigsten eingesetzt.

CHEManager: Können Sie uns beispielhaft Unternehmen nennen, die Ihre Software umgesetzt haben?

Robert Kranz: Für die chemische Industrie in Deutschland haben wir gegenwärtig beinah 50 Anwendungen, die aktiv verwendet werden und damit einen realen Geschäftswert schaffen. Ein Beispiel, auf das wir sehr stolz sind, ist unsere geschäftliche Beziehung mit Ineos, ehemals Erdöl Chemie, in Köln. Unsere Beziehung mit diesem Standort besteht seit mehr als zehn Jahren. Ineos nutzt dabei unsere Lösungen in allen seinen Polyethylen-Anlagen. Das Unternehmen hat berichtet, dass es durch die MPC-Lösungen die Produktion um 7 % steigern, die Übergangszeiten zwischen Produktgütern um 25-50 % reduzieren und die Schwankung bei den Eigenschaften der Hauptpolyethylenprodukte um 50 % verringern konnte. Viel wichtiger jedoch: Diese Performance ist seit Jahren konstant. Wir beobachten diese und ähnliche Ergebnisse in der gesamten chemischen Industrie und in anderen Industriesegmenten, die wir bedienen.

CHEMManager: Viele Ihrer deutschen Kunden sind bereits seit mehreren Jahren Pavilion-Kunden. Können Sie beschreiben, wie sich die Beziehungen über die Jahre hinweg entwickelten?

Robert Kranz: Pavilion ist seit 12 Jahren aktiv in Europa präsent. Unsere ersten Kunden stammen aus Deutschland. Im Laufe der Jahre haben wir diese Beziehungen stetig zu dem ausgebaut und erweitert, was sie heute sind. Eine große Zahl unserer Kunden in Deutschland setzen seit mehr als zehn Jahren aktiv die Pavilion Anwendungen für die Prozessoptimierung ein. Und diese Anwendungen liefern Jahr für Jahr einen signifikanten, messbaren Wert. Wir konnten erfolgreich beständige Beziehungen mit unseren europäischen Kunden aufbauen, was, wie ich denke, auf mehrere Gründe basiert. Zum einen leisten wir einen Beitrag zur Wertschöpfung unserer Kunden und realisieren diesen starken Fokus in unserer Value First-Kundeninitiative. Ein weiterer Grund ist die Leistungsfähigkeit unserer Model Predictive Control-Technologie (MPC), die ohne weiteres Prozessanpassungen erlaubt. Und schließlich sind der Respekt und die Integrität zu nennen, die in jedem Aspekt unserer Beziehung mit dem Kunden zum Ausdruck kommt. Viele dieser Beziehungen bestehen noch heute und wurden sogar ausgebaut, während die Unternehmen selbst einen Eigentümerwechsel erlebten. Unsere langjährigen Partnerschaften mit Erdöl Chemie (nun Ineos) und Veba Öl (nun BP) sind gute Beispiele dafür. Ich messe unseren Erfolg beim Aufbau und der Pflege von geschäftlichen Beziehungen primär am Folgegeschäft, das unsere Kunden bei uns abschließen. Das Folgegeschäft liegt heute in Europa und für alle unsere Industriezweige bei nahezu 100 %.

CHEManager: Sind Sie der Meinung, dass die deutsche chemische Industrie Bedarf an einer Integration von MPC-Software mit anderen Elementen der Produktionskette, beispielsweise ERP-Systemen hat? Oder erfolgt dies möglicherweise bereits bei einem Ihrer Kunden?

Robert Kranz: Dies ist mit Sicherheit ein Thema, dem wir für die chemische Industrie insgesamt eine große Bedeutung zumessen. In demselben Maß, wie die Anforderungen der Kunden nach einer rechtzeitigen Lieferung und einer beständigen Qualität steigen, nimmt der Bedarf nach einer besseren Planung, Durchführung und Abrechnung der Kundenaufträge zu. Exakt dieses Szenario veranlasst die Hersteller, eine Integration der Business- und Produktionsprozesse in einem geschlossenen Kreislauf zu evaluieren, wie ihn SAP und Pavilion repräsentieren. In Deutschland führen wir mehrere Projekte dieser Art durch. Aufgrund des großen Wettbewerbsvorteils, der aus den Ergebnissen antizipiert wurde, können wir jedoch die Namen der spezifischen Unternehmen nicht veröffentlichen. Allerdings können wir sagen, dass die Zusammenarbeit mit unseren Kollegen aus der SAP Chemical Industry Business Unit (IBU) bis heute herausragend ist.

CHEManager: Konnten Sie mehr Aufmerksamkeit für Ihre Umwelt-Lösungen beobachten, seit die globale Erwärmung zu einem Trend-Thema geworden ist, dank Al Gores Film „Eine unbequeme Wahrheit“, Live Earth etc.?

Robert Kranz: Es ist deutlich zu erkennen, dass Umweltthemen und „grüne Lösungen“ heute eine zentrale Rolle im Denken der Menschen spielen. Immer mehr Hersteller entwickeln und implementieren Programme zur Nachhaltigkeit sowie für den Handel mit Emissionszertifikaten. Folglich ist die Einhaltung von Umweltstandards nicht mehr bloß eine Kostenfrage. Die Unternehmen müssen auch ihren Markenwert, das positive Image und den Umsatz erwägen, die sie durch eine gut geplante Strategie zum Regeln, Überwachen, Berichten und Handeln mit Emissionen erzielen können. Pavilion bietet hier als einziges Unternehmen eine einheitliche, gemeinsame Software-Architektur, die alle diese Funktionen innerhalb einer Anlagenumgebung ermöglicht.

CHEManager: Der Ansatz von Pavilion zur Emissionsüberwachung und -regelung unterscheidet sich von den bekannten Lösungen. Bitte erklären Sie diesen Unterschied. Gibt es deutsche Chemieunternehmen, die Ihre Software zu diesem Zwecke nutzen?

Robert Kranz: Wie gesagt, das Besondere der Pavilion-Lösung für die chemische Industrie ist die Regelung und Überwachung der Emissionen mit Hilfe derselben Software-Plattform. Dadurch können die Pavilion8-basierten MPC-Anwendungen den Prozess optimieren. Zugrunde liegen dabei mehrere Ziele, die zusätzlich zu den Umweltbeschränkungen auch Qualität, Kosten und Produktionsdurchsatz umfassen. Somit können die profitabelsten Produktionseinstellungen bestimmt werden. Gleichzeitig wird sichergestellt, dass die Umweltstandards eingehalten werden. Die Emissionen an sich können durch unsere Predictive Emissions Monitors (PEMS) zeitgleich überwacht und berechnet werden. Ferner können die Emissionen über unsere Real- Time Environmental Management- Anwendung visualisiert und an die Behörden berichtet werden.

CHEManager: Nun zu Ihnen persönlich, Herr Kranz. Seit über achtzehn Monaten führen Sie den europäischen Zweig des Pavilion Business. Welche Erfolge konnten Sie in diesem Zeitraum erzielen?

Robert Kranz: Der Umzug nach Brüssel, um von dort unsere EMEAGeschäfte zu leiten, war für mich eine Herausforderung, die jedoch belohnt wurde. In den vergangenen 18 Monaten konnten wir die Präsenz und Performance von Pavilion in Europa wesentlich verbessern. Das Neugeschäft hat sich beinahe verdreifacht und der Umsatz hat sich gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt; das Betriebseinkommen konnte signifikant gesteigert werden und wir haben die Anzahl unserer Angestellten in Europa um 50 % erhöht. Wir konnten in Europa Geschäfte abschließen, die wir für unseren weiteren Erfolg als strategisch erachten. So haben wir wichtige Aufträge im Bereich Petrochemie, Polymere, Milch- und Waschpulver und zum ersten Mal auch ein großes Raffinerie-Projekt erhalten. Ich bin stolz auf die Leistung unseres europäischen Teams.

CHEManager: Wie sehen Ihre Erwartungen, Pläne und Ziele für die kommenden Monate aus?

Robert Kranz: Obwohl wir in den vergangenen 18 Monaten ein enormes Wachstum in Europa verzeichnen konnten, bin ich überzeugt, dass wir auch in Zukunft sehr gute Möglichkeiten zum weiteren Ausbau unserer Präsenz haben. Unsere Ziele für die folgenden Monate sind sehr einfach: Wir wollen in Europa weiterhin wachsen. Investitionen in unsere personellen Ressourcen und unsere erfolgreiche Strategie werden uns dabei helfen.