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Europäische Chemieindustrie bleibt im Aufwind

09.09.2011 -

Europäische Chemieindustrie bleibt im Aufwind

Das europäische Chemiegeschäft setzte im bisherigen Jahresverlauf den Höhenflug der vergangenen Jahre fort. Produktion, Branchenumsatz und Erzeugerpreise erklommen neue Höchststände: Die Produktion stieg in den ersten neun Monaten des Jahres um knapp 3 %. Der Branchenumsatz legte im gleichen Zeitraum sogar um gut 5 % zu. Das Exportgeschäft blieb der wichtigste Impulsgeber. Aber auch das Binnengeschäft konnte deutlich zulegen. Entsprechend positiv ist derzeit die Stimmung in den Chefetagen der europäischen Chemieunternehmen. Nicht nur die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fällt erfreulich aus, sondern auch die Geschäftserwartungen sind durchaus optimistisch. Die Branche erwartet überwiegend eine Fortsetzung der guten Geschäftslage bis ins Jahr 2008 hinein. Somit steht die europäische Chemieindustrie vor einem weiteren erfolgreichen Geschäftsjahr. Eine nach wie vor boomende Weltwirtschaft sorgt für gute Verkäufe auf den Exportmärkten. Aber auch die europäische Wirtschaft hat inzwischen einen Gang höher geschaltet. Dank anziehender Investitionen und einer Erholung im privaten Konsum ist neben dem Exportgeschäft auch die Binnenkonjunktur angesprungen. Die Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute sind für 2007 und 2008 viel versprechend, wenngleich sich die wirtschaftliche Dynamik allmählich abschwächen dürfte.

 

Chemieproduktion wächst dynamisch

 

Nach gutem Jahresbeginn musste die Chemieproduktion im zweiten Quartal des laufenden Jahres gedrosselt werden. Die Schwächephase war jedoch nur von kurzer Dauer. Im dritten Quartal setzten sich jedoch erneut die Wachstumsimpulse durch. Im Vergleich zum Vorquartal stieg die europäische Chemieproduktion im dritten Quartal 2007 um 1,3 %. Sie lag damit von Juli bis September 3,2 % höher als ein Jahr zuvor

 

Allerdings konnten nicht alle Chemiesparten gleichermaßen von der guten Chemiekonjunktur profitieren : Die Produktion von chemischen Grundstoffen legte zwar wegen der guten Industriekonjunktur weiter zu. Allerdings blieben die Zuwächse eher bescheiden. Die Produktion von anorganischen Grundstoffen konnte im bisherigen Jahresverlauf nur um 0,3 % ausgedehnt werden. Bei den Polymeren betrug das Produktionsplus nur 1,1 %. Allein die Petrochemikalienproduktion wurde kräftig ausgeweitet. Der Zuwachs resultiert aber vor allem aus Produktionsstillständen im Vorjahr. Anders als die Grundstoffchemie verzeichneten die übrigen Chemiesparten deutliche Produktionszuwächse: Die Hersteller von Fein- und Spezialchemikalien dehnten ihre Produktion in den ersten drei Quartalen um knapp 2 % aus. Noch erfreulicher verliefen die Geschäfte mit konsumnahen Chemikalien. Die Produktion von Seifen, Wasch- und Körperpflegemitteln stieg im bisherigen Jahresverlauf um rund 6 %. Die Sparte profitierte dabei von der Belebung des privaten Konsums. Obwohl die Pharmaproduktion das hohe Tempo des Vorjahres nicht mehr ganz halten konnte, lag sie von Januar bis März immer noch 3,5 % höher als ein Jahr zuvor.

 

Erneuter Erzeugerpreisanstieg

 

Zu Beginn des Jahres 2007 führten sinkende Rohölpreisnotierungen zunächst zu einem vorläufigen Ende des Preisauftriebs für chemische Erzeugnisse. Jedoch steigen seit dem zweiten Quartal die Energie- und Rohstoffkosten wieder kräftig. Den Chemieunternehmen ist es gelungen diesen Kostendruck zumindest teilweise an die Kunden weiterzugeben. Seit dem zweiten Quartal klettern die Erzeugerpreise daher erneut. Im Durchschnitt der ersten drei Quartale waren chemische Erzeugnisse mehr als 2 % teuerer als ein Jahr zuvor. Angesichts der jüngsten Rekordnotierungen beim Rohöl dürfte sich der Preisauftrieb auch in den kommenden Monaten fortsetzen.

 

Deutliches Umsatzplus

 

Die gute Chemiekonjunktur hinterließ auch in der Umsatzstatistik ihre Spuren. Seit dem Sommer des Jahres 2003 stieg der Branchenumsatz kontinuierlich. Dabei halten sich Preisund Mengenwachstum in etwa die Waage. Der Aufwärtstrend hat sich im zweiten Quartal vorübergehend verlangsamt. Im dritten Quartal setzten sich jedoch erneut die Auftriebskräfte durch. Die Verkäufe der europäischen Chemieindustrie lagen im Durchschnitt der ersten drei Quartale rund 5 % höher als ein Jahr zuvor.

 

Das Auslandsgeschäft blieb die wichtigste Stütze der europäischen Chemiekonjunktur. Der anhaltende weltwirtschaftliche Boom ließ die Chemieexporte im bisherigen Jahresverlauf kräftig steigen. Die Verkäufe der Branche jenseits der EU-Grenzen lagen in den ersten drei Quartalen des Jahres trotz des starken Euro mehr als 7 % höher als ein Jahr zuvor. Das europäische Chemiegeschäft stützt sich jedoch längst nicht mehr nur auf den Export. Die Verkäufe an europäische Kunden zogen ebenfalls deutlich an. Der Branchenumsatz innerhalb der Europäischen Union stieg im bisherigen Jahresverlauf um 4 %. Die Branche profitierte dabei von der guten Industriekonjunktur und einem sich belebenden privaten Konsum.

 

Ausblick: Branche bleibt optimistisch

 

Die bisher vorliegenden Geschäftszahlen sorgen derzeit in den Chefetagen der europäischen Chemieunternehmen für gute Stimmung. Die aktuelle Geschäftslage wird außerordentlich positiv eingeschätzt. Für die weitere Geschäftsentwicklung ist man zuversichtlich, dass sich der Aufwärtstrend in den kommenden Monaten weiter fortsetzen wird. Der Optimismus stützt sich auf eine robuste weltwirtschaftliche Entwicklung, gute Wachstumsprognosen für die europäische Industrie und die erhoffte weitere Belebung des privaten Konsums. Weder die hohen Rohölpreise noch der starke Euro können die positiven Erwartungen eintrüben. Ein Risiko bleibt jedoch. Die US-Hypothekenkrise könnte sich schneller und stärker auf die europäische Wirtschaft auswirken als zunächst angenommen. Eine europäische Bankenkrise, steigende Zinsen und nicht zuletzt eine Abwertung des Dollar könnten die Wachstumsaussichten der europäischen Chemieindustrie eintrüben. Momentan ist die Branche aber überzeugt, dass sich der Aufschwung fortsetzt. Dennoch wird sich die hohe Dynamik des Vorjahres nicht wiederholen lassen. Der europäische Chemieverband Cefic rechnet damit, dass sich das Wachstum der Chemieproduktion von 4,2 % auf knapp 3 % abschwächen wird.