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Pharmabranche: Prozessoptimierung statt Outsourcing

20.10.2011 -

Pharmabranche: Prozessoptimierung statt Outsourcing

Mit der Entscheidung von Astrazeneca, sich sukzessive aus der Pharmaproduktion zurück zu ziehen, sind auch für die Pharmaindustrie die Würfel für die Entwicklung in eine entscheidende Richtung gefallen. Damit stellt sich das Unternehmen an die Speerspitze einer Entwicklung, die vergleichsweise neu für die Pharmaindustrie ist; für Generika-Hersteller gehört sie schon lange zum Tagesgeschäft.

Generika-Hersteller mussten schon immer aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks und der entsprechend geringeren Margen intensiv nach effizienten Geschäftsmodellen suchen. Dieser Wettbewerb wird sich weiter verstärken, Stichworte sind hier China oder Indien. In der Pharmabranche war der Veränderungsdruck bislang nicht in dieser Intensität ausgeprägt. Doch die Entscheidung von Astrazeneca ist ein weiteres Zeichen, dass hier etwas in Bewegung kommt – die Branche sucht nach Veränderungen wie wir sie aus anderen Branchen kennen.

Dahinter stecken zwei wesentliche Entwicklungen: Erstens, die Entwicklungskosten für neue Medikamente werden nicht sinken, sondern steigen. Zweitens, die Pharmaindustrie wird sich in allen wesentlichen Industrieländern verstärktem Druck von Seiten der Gesundheitspolitik stellen müssen. Und der Druck wird noch weiter steigen, wenn Blockbuster auslaufen oder nicht den gewünschten Erfolg bringen. Die Folge: Die Branche macht sich auf die Suche nach Veränderungen.

Bleibt die Frage, was die Zukunft bringt. Zunächst einmal: Der Druck auf die etablierten Hersteller ist da und wird in den kommenden Jahren kaum abnehmen, insbesondere wird die Bedeutung der Generikahersteller auch aus der Betrachtungsperspektive der Gesundheitspolitik und entsprechender Reformen wachsen. Hinzu gesellt sich in Deutschland das Sonderproblem der Apotheken, die vermutlich ihre Alleinstellung verlieren werden. Die entstehende Lücke werden neue Player füllen, die neben den Kassen Marktmacht ausüben werden.

Ist eine drastische Maßnahme wie die Produktionsverlagerung hier wirklich die Lösung? Unsere Erfahrungen legen jedenfalls den Schluss nahe, dass in den Unternehmen selbst noch viel Spielraum für Produktivitätssteigerungen besteht. Und in punkto Outsourcing zeigen Erfahrungen invielen Branchen, dass die Auslagerung an vorgeblich kostengünstigere Standorte nicht nur Vorteile bringt. Gerade bei anspruchsvollen und aufwändigen Produktionsverfahren lässt sich so oft nur schwer die gleiche Qualität und Produktivität erreichen. Weiterhin zeigt uns das Beispiel Automobilindustrie, dass man auch das Thema Outsourcing aus zwei Perspektiven sehen kann. Dort denkt man derzeit darüber nach, ob man nicht wieder gewisse Kernkompetenzen zurück ins Haus holen soll.