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High-Tech Gründerfonds bietet Venture Capital für Technologieunternehmen

26.09.2012 -

Der High-Tech Gründerfonds investiert Venture Capital in chancenreiche Technologie-Start-ups. Rund 300 Unternehmen hat der Fonds innerhalb der ersten sieben Jahre erfolgreich auf den Weg gebracht. Dabei bietet er jungen Unternehmen weit mehr als nur eine Anschubfinanzierung. Dr. Andrea Gruß sprach darüber mit Dr. Michael Brandkamp, Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds.

CHEManager: Was sind die Ziele des High-Tech Gründerfonds?

Dr. Michael Brandkamp: Unser Ziel ist die Finanzierung und Unterstützung von jungen High-Tech-Unternehmen, insbesondere Gründungen aus der Wissenschaft aber auch Spin-offs von mittelständischen oder Groß-Unternehmen. In der Wissenschaft und bei Unternehmen schlummern großartige Ideen; es gibt hervorragende Geschäftskonzepte, die aber Probleme haben, zur Umsetzung zu kommen. Dort wollen wir ansetzen und jungen Unternehmern die Chance geben, ihre Ideen zu erfolgreichen Unternehmen zu entwickeln. Dabei stehen wir ihnen nicht nur mit Geld zur Seite, sondern auch mit der Expertise unseres Netzwerks.

Welche Finanzierung bietet der Fonds?

Dr. Michael Brandkamp: Wir können bis zu 500.000 € echtes Risikokapital in der Gründungsphase und weitere 1,5 Mio. € für die Finanzierung weiterer Investitionen in jungen Technologieunternehmen zur Verfügung stellen. Da der Kapitalbedarf gerade von Start-ups in der Chemieindustrie oft noch höher ausfällt, hat der Fonds ein sehr gutes Netzwerk zu anderen Investoren aufgebaut, die aktiv in die Finanzierungsrunde eingebunden werden. Aufgrund der hohen Risiken und geringen Sicherheiten erhalten die Gründer von Banken gerade in der Gründungs- bzw. Seed-Finanzierung in der Regel eine Absage. Viele private Investoren scheuen ebenfalls die ganz frühe Phase, wenn es keine Möglichkeiten gibt, Unternehmen mit Partnern gemeinsam zu finanzieren und das Risiko auf mehrere Schultern zu verteilen. In den Jahren 2000 bis 2005 war der Markt für Seed-Finanzierungen in Deutschland daher nahezu zum Erliegen gekommen.

In dieser Zeit startete der High-Tech Gründerfonds I ...

Dr. Michael Brandkamp: Genau. Der erste High-Tech Gründerfonds wurde im Jahr 2005 aufgelegt, um den Markt für Seed-Finanzierungen in Deutschland zu entwickeln. Er war eine gemeinsame Initiative von Industrie und Politik. Am Tisch saßen Vertreter der Wirtschaft von BASF, Siemens und Telekom sowie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie und der KfW. Gemeinsames Ziel war die Entwicklung eines Fonds im Public-Private-Partnership Modell, der mit überwiegend öffentlichem Geld aber privaten Instrumenten einen marktwirtschaftlichen Ansatz für die Finanzierung von Start-ups bietet. 2005 gab es in Deutschland 20 Seed-Finanzierungen durch Beteiligungsgesellschaften, bereits vier davon entfielen auf den High-Tech Gründerfonds.

Und heute?

Dr. Michael Brandkamp: Im Jahr 2011 gab es etwa 90 Finanzierungen, die von Beteiligungsgesellschaften gemeldet wurden, davon entfiel etwa die Hälfte auf den High-Tech Gründerfonds. Durch den intensiven Auf- und Ausbau von Netzwerken und den guten Zugang zu starken Business-Angels haben wir den Seedmarkt glücklicherweise belebt. Gerade bei weiteren Finanzierungsmaßnahmen spielen nun auch wieder private Investoren eine entscheidende Rolle.

Was war der Grund für die Auflegung des High-Tech Gründerfonds II im Oktober vergangenen Jahres?

Dr. Michael Brandkamp: Die Investitionsperiode unseres ersten Fonds war auf fünf bis sieben Jahre befristet. Deshalb musste ein zweiter Fonds an den Start. Hierfür haben uns nicht nur die Investoren des ersten Fonds weiteres Geld anvertraut - worauf wir sehr stolz sind -, sondern es kamen viele weitere Investoren aus der Industrie hinzu, u.a. die Chemieunternehmen Evonik und Altana. Zuletzt konnten wir Anfang September SAP als Investor für den High-Tech Gründerfonds II gewinnen. Das Fondsvolumen beträgt aktuell 293,5 Mio. €. Insgesamt verfügen wir mit beiden Fonds über ein Volumen von rund 565,5 Mio. €.

Auf welche Branchen verteilen sich die Investitionen des Fonds? Welche Rolle spielt dabei die Chemie?

Dr. Michael Brandkamp: Etwa ein Drittel entfallen auf den Bereich Life Sciences, 30 % sind Technologieunternehmen und 40 % stammen aus den Bereichen IT und Software. In allen drei Bereichen findet sich die Chemie wieder. Chemie ist eine Basistechnologie. Je nachdem, wie Sie Chemie definieren, ist sie in rund einem Viertel unseres Portfolios vertreten. So haben wir beispielsweise Unternehmen dabei, die neue Materialien entwickeln, wie MinCell, das an neuartigen Dämmstoffen auf Basis von Schaumgläsern arbeitet. Zu unseren Life-Sciences-Investments zählen Unternehmen der Weißen Biotechnologie, die Enzyme für die industrielle Produktion entwickeln, wie c-Lecta und Evocatal, oder auf dem Gebiet der Grünen Biotechnologie aktiv sind. Hier ist z.B. Subitec zu nennen, das Algen sowie Anlagen zu deren Produktion entwickelt. Wir glauben, dass gerade im Bereich der Chemie noch viele Potentiale schlummern. Und wir wollen dazu beitragen, diese zu heben.

Wie gehen Sie dabei vor?

Dr. Michael Brandkamp: Wir sehen uns als Partner sowohl für Spin-offs von Unternehmen als auch für Unternehmer, die ihr Unternehmen aus einer Universität oder Forschungsinstitut ausgründen. Wir sprechen derzeit konkret Chemiefakultäten an, um das Thema Unternehmertum in die Universitäten hineinzutragen, z.B. über Round-Table-Gespräche mit Professoren oder in dem wir auf Informationsveranstaltungen der Universitäten präsent sind, um für mehr Unternehmertum in der Chemie zu werben. Wir fordern alle Wissenschaftler auf, den Mut zu haben, das Potential, das sie in den Händen halten, selbst weiter zu entwickeln. Genauso stehen wir auch etablierten Unternehmen als Ansprechpartner zur Verfügung, die Spin-offs ausgründen möchten. Wir bieten die Finanzierung und die Netzwerke dafür.

Wie fördern Sie die Vernetzung?

Dr. Michael Brandkamp: Vielfach haben kleinere Unternehmen Probleme, mit ihren Ideen an große Konzerne heranzukommen. Das gilt auch für Unternehmen aus der Chemie. Deswegen führen wir z.B. bei unserer High-Tech Partnering Conference junge Unternehmen mit Vertretern großer Konzerne zusammen, wobei wir gerade für durch uns finanzierte Chemie-Start-ups eine eigene Chemielounge ins Leben gerufen haben. Das ist im Interesse von beiden. Denn die einen suchen nach Innovationen für neue Geschäftsfelder oder nach Lösungen für spezifische technologische Probleme und die anderen treiben eben diese Innovationen voran.
Bei den Partnering Conference gibt es One-to-One Meeting Plattformen, bei denen wir rund 400 Einzelgespräche zwischen den Vertretern der Industrie und den ausgewählten Start-ups organisieren. Darüber hinaus laden wir die Start-ups des High-Tech Gründerfonds zu einem Family Day ein, hier können sich die Portfoliounternehmen untereinander vernetzen. Denn viele haben gleichgelagerte Probleme und können voneinander lernen, auch wenn sie aus unterschiedlichen Technologiefeldern kommen.

Wie unterstützen Sie Portfolionternehmen darüber hinaus?

Dr. Michael Brandkamp: Wir haben ein Netzwerk zu Start-up-erfahrenen Unternehmern. Diese Coachs helfen Portfoliounternehmen bei der Entwicklung ihres Businessplans und ihrer Projekte sowie dabei, weitere Investoren zu finden. Hierfür stehen den Gründern unsere Investmentmanager als Sparringspartner zur Seite. Und wir sind in der Lage, erfahrene Manager mit an Bord zu holen, die das Unternehmensteam ergänzen, wenn dieses noch nicht über ausreichend kaufmännische Expertise oder Branchen-Know-how verfügt.

Welche Möglichkeiten des Exits bestehen für die Fonds-Beteiligung?

Dr. Michael Brandkamp: Im Prinzip gibt es drei Möglichkeiten für einen Exit. Das ist zum einen der Rückkauf der Beteiligung durch das Unternehmen selbst. Dieses kann nach einem Ablauf von ca. sieben Jahren die Beteiligung zurückführen, um danach aus dem eigenen Cashflow heraus weiter zu wachsen.
Als zweites gibt es den sogenannten Trade Sale, bei dem ein größeres Unternehmen die Technologie übernimmt und weiter entwickelt und die Gründer auszahlt. Diese gehen dabei als sehr vermögende Unternehmer hervor und können sich neu engagieren, ein neues Unternehmen gründen.
Eine dritte Möglichkeit ist, dass wir unsere Beteiligung an einen anderen Investor verkaufen. Natürlich ist auch ein Börsengang möglich, zurzeit aber sehr unwahrscheinlich.
Innerhalb der ersten sieben Jahre des Gründerfonds haben wir rund 300 Unternehmen aus der High-Tech-Branche finanziert und erfolgreich auf den Weg gebracht. Etwa 20 davon wurden verkauft.

Wo sehen Sie weiteres Potential für High-Tech-Gründungen in Deutschland?

Dr. Michael Brandkamp: Viele deutsche mittelständische Unternehmen verfügen über Ideen und Innovationen außerhalb ihres Kerngeschäfts, die sie aufgrund mangelnder Ressourcen nicht weiter verfolgen. Gerne würden wir als Finanzierungspartner für Ausgründungen aus der Industrie aktiv werden, die diese Innovationen erfolgreich auf dem Markt bringen.
Potential für weitere Finanzierung sehe ich zudem im Ausland: Die Venture Capital Märkte in den USA, Großbritannien und in Frankreich sind deutlich besser entwickelt als der deutsche Markt. Gerade in Frankreich gibt es viele Fonds, die nach möglichen Investments suchen. Diese Fonds gilt es zu motivieren, in deutsche High-Tech Unternehmen zu investieren. 

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