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Biotech-Region München über Clustermanagement

20.03.2013 -

Ein Leuchtturm in stürmischen Zeiten. Die Biotech-Region München investiert in Forschung – und wächst. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich die Region München – mit den Zentren Martinsried und Weihenstephan als Herzstück – zu einem der wichtigsten Biotech-Standorte in Deutschland entwickelt. Mehr als 300 Unternehmen aus den Bereichen Biotechnologie, Pharma und Life Science mit insgesamt über 23.000 Mitarbeitern haben sich dort angesiedelt. 2005 haben die Industrie- und Handelskammer IHK München und Oberbayern zusammen mit Bio M in einer Studie die Entwicklung und Perspektiven des Clusters näher untersucht.

Als vor zehn Jahren die Region München den Bio-Regio-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gewonnen hat, war das gleichzeitig der Startschuss für einen Cluster, der sich zu einem der erfolgreichsten der gesamten Branche entwickelt hat. Insbesondere auf dem Gebiet der Entwicklung von Therapeutika und Diagnostika hat sich die Region zu einem der bedeutendsten Biotechnologie-Standorte Europas und zu einem Seismographen für die gesamte Branche entwickelt.

Koordiniert wurde diese Entwicklung von Beginn an durch die Bio M. Als Beratungs- und Finanzierungsgesellschaft übernahm sie, zusätzlich zu der wichtigen Aufgabe des Standortmarketings, auch die finanzielle Starthilfe für junge Biotechnologieunternehmen. Zu den Aufgaben des Unternehmens mit Sitz in Martinsried bei München gehört die Erstellung eines jährlichen Reports zur Entwicklung der Industrie in der Region. Im vergangenen Jahr wurde ein solcher Bericht erstmals zusammen mit der IHK München und Oberbayern erarbeitet. Die Studie belegt die positive Entwicklung: Heute ist die Region mit 300 Unternehmen und acht renommierten Forschungseinrichtungen ein Top-Standort für die Branche. Und großer Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber dazu: Im Jahr 2005 wurde ein Gesamtumsatz von 9 Mrd. € erwirtschaftet. Die Zahl der Beschäftigten betrug 23.000.

Talsohle durchschritten

Wie andere junge Branchen unterliegt auch die Biotechnologie einer volatilen Entwicklung. Das führte dazu, dass in den vergangenen drei Jahren die Zahl der Unternehmen in der Region erst einmal zurückging. War bis zum Jahr 2001 die Finanzierungsbereitschaft bei Venture Capital-Gesellschaften, in die frühen Phasen eines Unternehmens zu investieren groß, gab es in den Folgejahren, auch bedingt durch die gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, einen Einbruch, an dessen Erholung die Branche bis heute arbeitet. Die oben erwähnten Zahlen geben Anlass zu der Hoffnung, dass die Talsohle durchschritten ist und ein langsamer Aufschwung seinen Anfang genommen hat. Diese Entwicklung schlägt sich auch in den positiven Anzeichen im Bereich der Finanzierung nieder: Im Jahr 2005 konnten Unternehmen wesentlich mehr Geld einwerben als in den Jahren 2003 und 2004 zusammen. Das führt zu einer großen Zuversicht bei den Unternehmen: 77 % aller befragten Unternehmen sehen einen Aufwärtstrend in den kommenden fünf Jahren.

Die Unternehmen aus der Biotech-Region München konnten sich auch hinsichtlich der Zahl der Produkte in der präklinischen und klinischen Entwicklung im Vergleich der Regionen profilieren. Bestes Beispiel: Medigene hat mit Eligard bereits 2004 als erstes Biotechnologie-Unternehmen in Deutschland ein Produkt auf den Markt brachte. Mit Polyphenon hat das Unternehmen nun ein weiteres Medikament im Zulassungsprozess. Auch GPC Biotech hat mit Satraplatin einen potentiellen „Blockbuster“ über eine „Rolling Submission“ bereits in der Zulassung. Darüber hinaus testeten die Münchner Unternehmen zum Ende des Jahres 2005 über 60 potentielle Arzneimittel in insgesamt mehr als 80 präklinischen und klinischen Studien.

Der Gesamtumsatz in den 96 Klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU) der Biotech-Region betrug im vergangenen Jahr 220 Mio. € im Vergleich zu 190 Mio. € aus dem Vorjahr. Hinzu kommen die Umsätze der 34 in München und Umgebung ansässigen Auftragsforschungsunternehmen (CRO). Diese sehr junge Branche hat sich auf die weltweite Organisation und Durchführung klinischer Studien spezialisiert. Ihre 800 Mitarbeiter erzielten im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 90 Mio. €.

Perspektive Forschung

Der Bereich der Lebenswissenschaften ist sehr forschungsintensiv. Die Studie für den Biotech-Report München 2005 ergab ein Forschungs- und Entwicklungsaufkommen (F&E) im Jahr 2005 von insgesamt 220 Mio. € durch die KMU und entspricht damit exakt dem Jahresumsatz. Dieses Verhältnis macht klar, dass die jungen Unternehmen in der Branche insgesamt noch nicht profitabel sind. Darüber hinaus wird deutlich, dass von Investoren ein langer Atem verlangt wird, weil die Entwicklungszeiten für biotechnologische Produkte meist nicht unter zehn Jahren liegen.

Ein wesentlicher Teil der Erfolgsgeschichte der Münchner Region liegt auch in der Nähe zu einer großen Anzahl an wissenschaftlichen Einrichtungen. Heute arbeiten 9.000 Mitarbeiter an den Life-Science- Forschungseinrichtungen der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen Universität, in den Max-Planck-Instituten für Biochemie, Neurobiologie und Psychiatrie sowie im Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (GSF) und den Fachhochschulen München und Weihenstephan. Aus diesen Wissenschaftseinrichtungen sind insgesamt 60 Unternehmen hervorgegangen. Zudem bietet die räumliche und fachliche Nähe eine perfekte Grundlage für Kooperationen: Eine Vielzahl an Forschungskooperationen zwischen Unternehmen und universitären wie außeruniversitären Einrichtungen sind in den vergangenen Jahren entstanden. Entsprechend hoch bewertet wird diese Nähe von den Unternehmen als Standortfaktor: Dreiviertel sind mit dem Kontakt zu den Forschungseinrichtungen „sehr zufrieden oder zufrieden“. Einer der größten Standortgewinne liegt nach Ansicht der ansässigen Unternehmen jedoch in der Verfügbarkeit ausgezeichnet ausgebildeter Fachkräfte.

Clustermanagement

Die beschriebene geballte Kompetenz, das hervorragende Netzwerk und die Leuchtturmfunktion der Region haben auch die bayerische Politik überzeugt: Bio M wurde auf einem Clusterkongress der Bayerischen Staatsregierung im Februar dieses Jahres zum Clustermanager für Biotechnologie in Bayern ernannt. Damit sollen in Zukunft die Aktivitäten der drei bayerischen Biotechnologie-Regionen München/Martinsried, Regensburg und Franken gebündelt und das Netz der Akteure zwischen Wissenschaft und Wirtschaft weiter gespannt werden.

Für die klare Strukturierung der neuen Aufgaben hat Bio M eine neue Entität gegründet: Zum 1. September 2006 hat die Bio M Biotech Cluster Development operativ ihr Geschäft aufgenommen. Sie wird zukünftig die Netzwerkaktivitäten zur Standortförderung der Biotech- Region München sowie das Clustermanagement Biotechnologie im Rahmen der Cluster Offensive Bayern übernehmen.

Kontakt:
Marc Müller
Bio M AG, Martinsried/München
Tel.: 089/899679-19
Fax: 089/899679-79
mueller@bio-m.de
www.bio-m.org