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Wirtschaftschemie: Berufsbegleitend den Master erwerben

Akademische Weiterqualifizierung für berufstätige Chemiker/innen

02.04.2013 -

Unternehmen der chemischen Industrie in Deutschland stehen in den kommenden Jahren vor großen personellen Herausforderungen. Einerseits nagt der demografische Wandel am „Talentpool" der Unternehmen - und sorgt insbesondere bei kleinen und mittelständischen Unternehmen außerhalb von Ballungsgebieten bereits heute für einen Fachkräftemangel. Auf der anderen Seite sind Personalabteilungen mit einer weitreichenden Veränderung im Bereich der Hochschul-Abschlüsse konfrontiert: An die Stelle der bislang vorherrschenden Bewerber mit Diplom-Abschlüssen treten nun zunehmend Bachelor- und Master-Absolventen. Unternehmen stehen hier vor der Herausforderung, die Vielzahl unterschiedlicher Bachelor-Abschlüsse am Kompetenzprofil der derzeit als Standard etablierten Diplom-Abschlüsse zu messen und zu kalibrieren.

Die Bachelor-Absolventen kommen in den Unternehmen an

Aber diese „Kalibrierung" scheint Ergebnisse zu zeigen. Laut Hochschulstatistik der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) sehen wir in Deutschland (und das ganz im Sinne der Bologna-Reform) eine zunehmende Anzahl an Bachelor-Absolventen, die nach ihrem Abschluss unmittelbar den erfolgreichen Einstieg in die Berufswelt schaffen. Die überwiegende Mehrzahl dieser berufstätigen Bachelor-Absolventen kommt dabei von Fachhochschulen. An Universitäten ist dagegen die Promotion nach wie vor der von mehr als 90 % aller Absolventen angestrebte akademische Abschluss.

Im Falle eines direkten Berufseinstiegs von Bachelor-Absolventen resultiert oft eine „Win-win-Situation": Während die Unternehmen gut ausgebildete Fachkräfte zu günstigen Konditionen einstellen und bedarfsgerecht an die Praxis heranführen können („train­ing on the job"), erhalten Absolventen nach nur wenigen Jahren Studium die Möglichkeit, das an der Hochschule erworbene Wissen unmittelbar anwendungsnah einzusetzen und sich praxisnah weiterzuentwickeln.

Wunsch nach berufsbegleitender Weiterqualifizierung

Andererseits bedeutet der Berufseinstieg auf dem Niveau eines Bachelor-Abschlusses für viele Absolventen meist noch nicht das Ende des akademischen Bildungsweges. Viele möchten sich bewusst nach einer gewissen Zeit im Berufsleben weiterqualifizieren. Neben Weiterbildungen hat für die meisten Bachelor dabei der Erwerb eines höheren akademischen Abschlusses (Master) höchste Priorität. Die Berufstätigkeit soll dabei während des Master-Studiums aufrechterhalten bleiben.

Für die Unternehmen bedeutet das zunächst ein zusätzliches Spannungsfeld: Einerseits sollen qualifizierte Kräfte im Unternehmen gehalten werden - die operative Arbeit soll aber andererseits nicht unter der Aufnahme des Studiums durch den Arbeitnehmer leiden. Gerade dadurch bieten sich aber für Unternehmen interessante Ansätze zur Personalentwicklung und zur nachhaltigen Entwicklung des Talentpools, die auf dem Arbeitsmarkt als Differenzierungsmerkmal gegenüber dem Wettbewerb genutzt werden können. Das können dann konkret zum Beispiel eine strategische Partnerschaft mit Hochschulen oder die Kostenübernahme eines Studiums für besonders talentierte Mitarbeiter sein.

Berufsbegleitender Studiengang Wirtschaftschemie

Die Hochschule Fresenius hat auf diese Veränderungen in der Bildungslandschaft durch die Einführung des berufsbegleitenden Master-Studiengangs Wirtschaftschemie reagiert. Ab Wintersemester 2013/14 können Studierende am Standort Idstein in zweieinhalb Jahren den Master of Science (M. Sc.) in Wirtschaftschemie erwerben. Die in diesem Studiengang vermittelten Kompetenzen an der Schnittstelle von Chemie, Betriebswirtschaft und Professional Skills („Soft Skills") sind in erster Linie interessant für Chemiker/innen, die langfristig eine Kar­riere außerhalb des Labors anstreben.

Studieninteressierte sollten einen ersten chemienahen Abschluss (mit einer Abschlussnote von mindestens 2,5) und idealerweise erste Berufserfahrung mitbringen. Daneben sind Mindestkenntnisse in Betriebswirtschaftslehre und Englisch (Unterrichtssprache ist Deutsch) erforderlich. Eine Bewerbung ist jederzeit möglich, Studienbeginn ist jeweils im Wintersemester (September). Während des Semesters sind die Studierenden an acht Wochenenden (Freitag und Samstag) jeweils ganztags vor Ort an der Hochschule. Zwischen den Präsenzphasen bearbeiten sie Fallstudien individuell oder im Team und werden über unterschiedliche Kommunikationskanäle (z. B. Telefon, ­E-Mail) sowie über das E-Learning-Portal ILIAS unterstützt.

Praxisnahe Inhalte an der Schnittstelle von Chemie und BWL

In den ersten vier Semestern lehnt sich der chronologische Ablauf des Studiengangs am Lebenszyklus eines Unternehmens an (Abb. 1). Die Studierenden erwerben Kenntnisse darin, wie eine Unternehmung realisiert wird (1. Semester), wie man diese managt (2. Semester), sie entlang unterschiedlicher Dimensionen optimiert (3. Semester) und wie sie ausgehend vom Status quo weiterentwickelt wird (4. Semester). Daran schließt sich im 5. Semester die Masterarbeit an.

Jedes Semester besteht aus vier Modulen, von denen drei jeweils bestimmten Kompetenzfeldern zugeordnet sind: „Industriespezifisch denken" (Chemie), „Wirtschaftlich bewerten und handeln" (BWL) und „Ganzheitlich führen und entscheiden" (Professional Skills). Ein übergreifendes Modul pro Semester sorgt für eine zusätzliche Vernetzung der in den drei individuellen Kompetenzfeldern erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten. Dabei geht es neben der Wissensvermittlung vor allem darum, die erworbenen Kompetenzen anzuwenden. Jedes Modul enthält daher anwendungsorientierte Fallstudien, welche sowohl stoffchemische als auch wirtschaftswissenschaftliche Aspekte abdecken. Dadurch werden die Studierenden an die Komplexität und Vielseitigkeit der Fragestellungen herangeführt, mit denen sie in der Berufspraxis in der chemischen Industrie konfrontiert werden, wenn sie Karrierewege außerhalb des Labors einschlagen. Die Dozenten sind dabei nahezu ausschließlich aktive oder ehemalige leitende Angestellte der chemischen Industrie oder Dienstleistungsunternehmen, die auch über Erfahrungen in der Lehre verfügen.

Der Studiengang wurde in enger Kooperation mit Unternehmen der chemischen Industrie konzipiert und erweitert das Angebot wirtschaftschemischer Master-Programme im deutschsprachigen Raum um eine berufsbegleitende Variante mit stark wirtschaftswissenschaftlicher Prägung. Mit diesem Programm möchte die Hochschule Fresenius ihrerseits einen Beitrag zur langfristigen Sicherung der Fach- und Führungskompetenz in der chemischen Industrie liefern.

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