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ZEW-Studie: Kapitalstarke Unternehmen innovieren erfolgreicher

Beachtliche Wertsteigerungen erzielbar

30.05.2016 -

Kapitalstarke Unternehmen profitieren von ihren Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) deutlich stärker als kapitalschwache Unternehmen. So steigern kapitalstarke Unternehmen durch FuE-Aktivitäten langfristig ihren Unternehmenswert um durchschnittlich 11,6%, während sich der Wert eines kapitalschwachen Unternehmens um lediglich 2,3% erhöht. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des ZEW, in der 1.200 deutsche Unternehmen aus fünf High-Tech-Branchen des verarbeitenden Gewerbes betrachtet wurden: aus der chemischen Industrie, dem Maschinenbau, der Elektrotechnik, dem Fahrzeugbau und dem Bau technischer sowie medizinischer Instrumente. Der Beobachtungszeitraum umfasst die Jahre 1993 bis 2008.

Unternehmen treffen die Entscheidung, ob sie in FuE investieren auf Grundlage der erforderlichen FuE-Ausgaben und der langfristig erwarteten Erträge. Die ZEW-Studie zeigt, dass die Kapitalstärke der Unternehmen eine bedeutende Rolle bei dieser Entscheidungsfindung spielt, da sie die langfristig erwarteten Gewinne erheblich beeinflusst. So entschieden sich im Untersuchungszeitraum 87,7% der kapitalstarken High-Tech- Unternehmen für Investitionen in FuE, aber nur 70,7% der kapitalschwachen Unternehmen. Die Einteilung der betrachteten Unternehmen in solche mit großer, mittlerer und geringer Kapitalstärke basiert in der ZEW-Studie auf der Bewertung ihrer Bonität. "Die größere Bereitschaft der kapitalstarken Unternehmen, in FuE zu investieren, liegt in den höheren langfristig erwarteten Gewinnen begründet", erklärt Dr. Bettina Peters, stellvertretende Forschungsbereichsleiterin "Industrieökonomik und Internationale Unternehmensführung" am ZEW.

Die höheren langfristig erwarteten Gewinne kapitalstarker Unternehmen - gemessen an der Veränderung des Unternehmenswertes abzüglich der FuE- Ausgaben - lassen sich auf zwei Ursachen zurückführen. Zum einen sind kapitalstarke Unternehmen erfolgreicher, wenn es darum geht, aus FuE- Projekten neue Produkte oder Produktionstechnologien zu entwickeln und zur Marktreife zu führen. Dies gelingt 91,7% der kapitalstarken Unternehmen, die bereits FuE-Erfahrung in der Vergangenheit gesammelt haben. Bei kapitalschwachen Unternehmen mit FuE-Erfahrung liegt die Erfolgsrate hingegen bei nur 85,6%. Wie wichtig FuE-Erfahrung bei Unternehmen ist, zeigt die Tatsache, dass die entsprechenden Erfolgsraten auf 28,7% beziehungsweise 19,9% sinken, wenn Unternehmen keine FuE-Erfahrung in der Vergangenheit gesammelt haben.

Kapitalstarke Unternehmen sind aber nicht nur bei der Entwicklung marktreifer Innovationen Spitze, sondern auch bei deren Umsetzung und Vermarktung. So steigt bei ihnen die (Umsatz-)Produktivität aufgrund einer Produktneuerung um 8,6%, aufgrund einer Prozessneuerung um rund neun%. Führen Unternehmen beide Innovationstypen gemeinsam durch, nimmt die Produktivität sogar um 11,5% zu. Ganz anders sieht es bei kapitalschwachen Unternehmen aus, die lediglich einen Produktivitätszuwachs von 0,8% bei einer Produktinnovation beziehungsweise von 0,6% bei einer Prozessinnovation erzielen. Bei einer simultanen Einführung verzeichnen diese einen Produktivitätszuwachs von 3,8%.

"Kapitalstarken Unternehmen fällt es leichter, ihre FuE-Ausgaben über den aktuellen Cashflow, Gewinne oder Kredite zu finanzieren. Außerdem können sie in eine größere Anzahl von FuE-Projekten investieren. Nicht zuletzt stehen ihnen deutlich mehr Ressourcen zur Verfügung, um ihre Innovationen umzusetzen und zu vermarkten. Eindeutig ein Vorteil für die kapitalstarken Unternehmen", sagt Peters.

Für die empirische Analyse zogen die ZEW-Forscher sowohl Daten des Mannheimer Innovationspanels (MIP) als auch der Kreditratingagentur Creditreform heran.