Strategie & Management

Arbeitsplatz im Taschenformat

RWE Power setzt auf mobile Betriebsführung via Smartphone

27.04.2010 -

Mobile Betriebsführung via Smartphone optimiert seit einem Jahr das Kohlemanagement von RWE Power im Rheinischen Braunkohlerevier. Die mobile Smartphone-Anwendung wurde von der Gesellschaft für industrielle Automatisierung (GIA) entwickelt. Das Leverkusener Unternehmen stattete die Smartphones von 40 RWE-Mitarbeitern mit vier Anwendungen aus.

Die Abteilung Förderung im Kohlemanagement des Rheinischen Braunkohlereviers kann als neuralgischer Punkt der Revierlogistik verstanden werden: Sie zeichnet dafür verantwortlich, dass die geförderte Braunkohle zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Menge und Qualität in den tagebaunahen Kraftwerken oder Veredelungsbetrieben von RWE eintrifft. RWE-IT-Koordinator Uwe Beyer präzisiert: „Wir sind die Drehscheibe der Braunkohle und verantwortlich für den Betrieb der Kohlebunker im Tagebau und der Schwerlastbahnen, die die Tagebaue Garzweiler und Hambach mit den Kraftwerken und Fabriken verbinden."
Zeitnahe, präzise Informationen zu allen Zuständen im gesamten Revier sind die Grundlage für seinen optimierten Betrieb. Uwe Beyer: „Planer vor Ort, die steuern und Prozesse beeinflussen, hatten dafür schon ein Netbook mit integrierter UMTS-Fähigkeit mit dabei - der Einwurf eines Mitarbeiters in der Zugbeladung brachte uns Mitte 2008 auf die Idee, auch Gruppen-, Schichtleiter und Belader mit einer mobilen Lösung auszustatten." Erklärte Ziele der neuen Unabhängigkeit bei Zugriff auf und Eingabe von aktuellen Daten waren eine erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit, mehr Handlungsspielraum, konsistente Datenhaltung ohne Mehrfacheingaben, papierlose Dokumentation und natürlich drastisch reduzierte Wegstrecken.

Safety First

RWE-Partner GIA entwickelte in der Folge auf Java-Basis eine Smartphone-fähige, mobile Anwendung mit vier Kernfunktionen: ein mobiles Betriebspunktebuch, einen mobilen Kohleplan, die Funktion „Vorankündigung Bahn" und diverse Funktionalitäten für Dispositionsplanungen. „Unser Entwicklungsteam um Projektleiter Dipl.-Ing. Frank von Roesgen untersuchte zunächst anhand von Prototyp-Anwendungen, welche Technologie für die geplanten Einsatzbereiche überhaupt in Frage kommen könnte", so GIA-Geschäftsführer Armin Winkler. RWE entschied sich auf Grund der teils hervorragenden Netzabdeckung im Tagebau für UMTS und für Blackberrys als mobile Geräte. „Allerdings", so Uwe Beyer „musste GIA den Nachweis höchster Sicherheit erbringen." Winkler dazu: „RWE betreibt jetzt einen Blackberry Enterprise Server, über den eine gesicherte Kommunikation zu den Webservices erfolgt, die die Daten aus dem RWE-Netz zur Verfügung stellen."

Weg- und Zeitersparnis

Was genau leistet die mobile Betriebsführung via Blackberry bei RWE Power? Zunächst sind Gruppen- und Schichtleiter mit der Funktion „Mobiles Betriebspunktebuch" in der Lage, notwendige Instandsetzungs- und Wartungsabläufe bei Problemen mit Teilanlagen wie Förderbändern, Signalanlagen und Baggern vor Ort und damit sofort zu veranlassen, was früher mit der Erfassung an stationären Computerarbeitsplätzen, langen Anfahrtszeiten und großen Fahrstrecken verbunden war. Da die Tagebaue und angegliederten Verwertungsstationen im Drei-Schicht-Betrieb gefahren werden, multipliziert sich der geldwerte Vorteil. „Damit lassen wir unseren Leuten auch mehr Handlungsspielraum", führt Beyer aus. „Denn die eingesparte Zeit kann ein Gruppenleiter jetzt in seine eigentliche Aufgabe investieren: die Aufsicht und Koordination der Arbeiten direkt vor Ort."

Mehr Planungsfreiheit

Eine weitere Anwendung erlaubt einen virtuellen Blick in den Kohlebunker und zeigt „detailscharf auf allen Geräten an" (Beyer), wo sich wie viel Kohle welcher Qualität befindet. Diese automatisch aktualisierte Anzeige bietet einen großen Vorteil gegenüber den bisher verwendeten Ausdrucken auf Papier: Zum einen veralteten diese schnell, zum anderen entfällt damit die Notwendigkeit, mit dem Auto ins Büro zu fahren, um sich für die weitere Arbeit einen aktuellen Ausdruck zu besorgen. Echtzeit-Daten zum Lagerbestand im Kohlebunker sind extrem wichtig. Denn die Zwischenlager am Tagebaurand gewährleisten mit einer Kapazität von bis zu 800.000 t Kohle die unterbrechungsfreie Kohleversorgung auch für den Fall, dass Bagger oder Förderwege durch eine Störung ausfallen sollten.
Von der neuen Mobilität profitieren nicht zuletzt RWE-Mitarbeiter in der Zugbeladung. Sie erhalten stets aktuell - akustisch bzw. mit Vibrationsalarm - Auskunft darüber, wann genau der nächste zu beladende Zug eintreffen wird.

Einfaches Handling

Probleme traten bei der Einführung der Blackberry-Geräte mit dem mobilen Betriebsführungssystem nicht auf - im Gegenteil: „Schon nach kurzer Zeit war unseren Mitarbeitern klar, wie die Anwendungen funktionieren, da sie selbsterklärend sind", so Beyer. Allenfalls die hohen Sicherheitsanforderungen mit PINs & Co. hätten sich als gewöhnungsbedürftig erwiesen, seien aber notwendig. Zumal RWE nur ein Gerät pro Schicht und Mitarbeiter bereitstellt und für die unterschiedlichen Nutzer ein- und desselben Smartphones unterschiedliche Zugriffs- und Eingaberechte vergibt.

Zeitnaher ROI

Die Rechnung, die Beyer unter Return-on-Investment-Aspekten aufmacht, ist einfach. Beim Einsatz des Systems in nur einem der zwei Tagebaue Hambach und Garzweiler hätte sich die Investition schon nach einem Jahr amortisiert. Ebenfalls von Vorteil: Weitere Anwendungen können ohne Weiteres implementiert werden. Dipl.-Ing. Armin Winkler von GIA: „Die Entwicklung mit Java hat den Vorteil, dass die mobilen Anwendungen prinzipiell auch auf anderen Smartphones laufen könnten und sich weitere Anwendungen in kurzer Zeit realisieren lassen." Die Administratoren können die Anwendungen außerdem jederzeit von zentraler Stelle auf allen Geräten "on the air" aktualisieren, was den Verwaltungsaufwand gering hält.

Neue Anwendungen

Aktuell trägt sich RWE mit dem Gedanken, auch andere Bereiche des Tagebaus mit der mobilen UMTS-Lösung auszustatten. Die „Qualitätsanalytik am Bagger vor Ort" ist laut Beyer eine Option, auch die RWE-Kraftwerke zeigten großes Interesse. „Grundsätzlich ist die mobile Betriebsführung überall dort ein Thema, wo Instandhaltungs- und Revisionsarbeiten anfallen, die äußerst präzise und effizient disponiert werden müssen."