Logistik & Supply Chain

Güterzugkonzepte für Europa

Immer mehr chemische Produkte gehen in Richtung Osteuropa

17.10.2011 -

Um den Transport privater Einzelwagen- und Wagengruppenverkehre zwischen West- und Osteuropa auf der Schiene zu unterstützen, entwickelt Transpetrol mit dem Projekt „Retrack" innovative Güterzugkonzepte.

Die Schiene erlebt derzeit nicht nur wegen des ohnehin ansteigenden Transportaufkommens einen Aufschwung, sondern auch, weil per Bahn kostengünstig und energieeffizient transportiert werden kann. Vor allem wenn Güter auf besonders langen Strecken von A nach B gebracht werden müssen punktet die Schiene. Die Strecke von Rotterdam in Richtung Südosteuropa ist hier ein Paradebeispiel: Sie zieht sich über eine Länge von mindestens 1.300 km bis auf über 2.000 km Länge. Auf solchen Distanzen lassen sich Güter per Bahn sehr wirtschaftlich transportieren, sowohl im Ganzzug, als auch bei Einzelwagen- und Wagengruppenverkehren.
Genau für diese Verkehre ist das Projekt Retrack gedacht: Es sollen Möglichkeiten und Lösungen gefunden werden, wie vor allem auch kleinere Transportmengen von der Straße auf die Schiene verlagert werden können.

Was steckt hinter dem Projekt Retrack?
Das von der EU im Rahmen eines Forschungsprogramms zur Nachhaltigkeit des Landtransports (Sixth Framework Programme) geförderte Projekt Retrack (Reorganisation of Transport Networks by Advanced Railfreight Concepts) wird von der Niederländischen Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung (TNO) koordiniert und von der EU-Kommission mitfinanziert.
Gemeinsam mit 13 europäischen Unternehmen - darunter Bahngesellschaften und IT-Spezialisten - sowie führenden Forschungsinstituten entwickelt Transpetrol im Rahmen von Retrack Konzepte für den Schienengüterverkehr. Ziel ist es u.a., die Leistungsfähigkeit des privaten Schienengüterverkehrs auf dem wichtigen Transportkorridor zwischen den Westhäfen Europas und Südosteuropa zu analysieren. Neben dieser theoretischen Erfassung wertet das Projekt im Praxisbetrieb die gesammelten Informationen mithilfe eines sogenannten Demonstrationszuges über 16 Monate lang aus. Hierzu dient der durch Transpetrol und ihre Partner betriebene Retrack-Zug.

Entwicklungen des Zugsystems seit dem Start des Projekts Retrack
Der erste Retrack-Zug startete im Februar 2010 und führte zunächst einmal wöchentlich von Köln nach Györ in Ungarn. Als Folge aus den Erfahrungen wurde diese Strecke zum Hauptlauf ausgewählt. Gerade einmal 21 Stunden benötigt der Retrack-Zug für diese Distanz. Zu ihm hin und von ihm ab laufen die Waggons in sogenannten Antennenzügen zu den Lade- und Entladestellen in den Niederlanden, Belgien, Ungarn, Rumänien und der Türkei. Dafür wird intensiv mit projektexternen Partnern zusammen gearbeitet, z.B. beim Zulauf der Wagen auf die Konsolidierungspunkte. Für entsprechend definierte Teilrelationen beauftragt Transpetrol zusammen mit den Retrackpartnern weitere Bahnen für die Antennenzüge.
Heute, etwa anderthalb Jahre nach dem Start, verkehrt der Retrack-Zug bereits drei- bis viermal wöchentlich. Gerade bei den Kunden aus der chemischen Industrie, deren Transportwege sich mehr und mehr in Richtung Osteuropa entwickelt haben, ist der Retrack-Zug sehr gefragt. Mit bis zu 700 m Länge und 2.300 t Bruttowagenzuggewicht wird er inzwischen von zahlreichen Kunden regelmäßig genutzt. Die Gruppengrößen der Waggons liegen zwischen einem einzelnen und 24 Waggons, je nach Bedarf des Kunden. Transportiert werden nicht nur flüssige Chemikalien, sondern auch verpackte Chemiegüter. Gerade bei den verpackten Gütern, wo der Vor- und Nachlauf durchaus über die Straße erfolgen kann, ist die Nachfrage nach langen Transportrelationen bis in die Türkei hoch.

Vorteile für die Kunden
Der große Vorteil des Retrack-Zuges ist die Bündelung von Wagengruppen verschiedenster Kunden zu einem Zug auf der Hauptstrecke Köln - Györ und teilweise auch auf den Antennenzügen. Hierdurch werden erstmalig auf privater Ebene systematische Wagengruppenverkehre auf dieser Achse angeboten. Das System steht sowohl Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) als auch Spediteuren und Verladern neutral zur Verfügung. Auf diese Weise können eben auch Transporte durch private EVUs realisiert werden, die sonst in ihrer einzelnen Menge keinen Ganzzug ausmachen und daher eher an den Verkehrsträger Straße fallen würden.
Für den Kunden sind schnelle und verlässliche Transport- und Transitzeiten und damit verbunden geringere Prozesskosten in der Lieferkette sowie höhere Flexibilität in Bezug auf die spezifischen Anforderungen die Folge. Daraus ergibt sich ein zuverlässiges Preissystem ebenso wie eine hohe Flexibilität bei der Aufschaltung neuer Relationen. Der hohe Zuspruch von Kunden zeigt, dass derart flexible und zuverlässige Transportkonzepte am Markt gewünscht sind und großes Entwicklungspotenzial für die Zukunft haben. 

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