Strategie & Management

Mit Platinen die Platinen steuern

Robuster Tablet-PC von Acturion steuert von Atotech entwickelte Produktionsanlage für Leiterplattenrohlinge

18.04.2012 -

Smartphone, Autoradio, Brennwerttherme, Pulsmesser - in fast jedem elektronischen Gerät steckt heutzutage mindestens eine Platine. In sehr komplexen Gerätschaften liegen die winzigen Energiebündel gleich mehrfach übereinander, um größere Leistung auf kleinerem Platz zu erbringen. Mehrlagenplatinen kommen z. B. bei Computern, in der Industrieelektronik oder in Mobiltelefonen zum Einsatz. Platinen oder auch Leiterplatten sind Substrate aus elektrisch isolierendem Material, z. B. aus mit Harz verstärkten Glasfasermatten. Als Durchsteckbauelemente werden sie von oben mit Drähten bestückt. Bei sehr kleinen Platinen lötet fachkundiges Personal SMD-Bauteile ohne Drahtanschlüsse mittels Oberflächenmontage an, zusätzliches Kleben gibt verstärkten Halt. Eine hauchdünn aufgetragene Schicht leitet die elektronischen Impulse. Als Beschichtungsmaterial fällt die Wahl meist auf Kupfer, da kein anderes Metall eine so gute Leitfähigkeit mit vergleichsweise niedrigem Preis verknüpft. Je nach Nutzungsart der Platinen geschieht das Auftragen der Kupferschicht entweder durch chemische oder durch galvanische Verfahren. Hierüber urteilen Spezialisten wie der Chemiekonzern Atotech.

Know-how im Leiterplatten-Sektor
Atotech beschäftigt insgesamt 3.600 Mitarbeiter an über 40 Standorten und gehört weltweit zu den größten Rundum-Dienstleistern in puncto Leiterplattenrohlinge. „Know-how, Support, Technik, Logistik - wir fungieren als Rundum-Dienstleister", fasst Bernd Jakob, Entwicklungsingenieur am Atorech-Standort Feucht, zusammen. Das 1993 gegründete Unternehmen der Total Gruppe widmet sich im Schwerpunkt den Kernbereichen Oberflächenveredelung sowie Leiterplattentechnik. Im süddeutschen Feucht befindet sich eines der beiden Zentren für Anlagenbau. Weil jede Anforderung nach speziellen Chips verlangt, gleicht keine Anlage der anderen. Sollen Sie möglichst leicht und dünn sein? Ist Stabilität das Zauberwort oder liegt das Augenmerk auf extrem guter Leitfähigkeit? Die 600 Mitarbeiter in Feucht - Konstrukteure, Projektmanager, Fachkräfte der Bereiche Elektrische und Mechanische Fertigung - entwickeln das firmeneigene Steuerprogramm, entwerfen nach den Bedürfnissen des jeweiligen Anwenders passende Anlagen und bauen sie am Kundenstandort auf.

Robuste Tablet-PCs in der Produktion
Für einen großen, weltweit agierenden Elektronikkonzern mit Stammsitz in Asien liefert Atotech im Oktober einen neuen Anlagenprototyp aus. Zusätzlich gehört zum ersten Mal auch ein ruggedized Tablet-PC mit zum Lieferumfang, um die Anlage frei beweglich überwachen und steuern zu können. Das Projekt beschichtet Leiterplatten auf chemischem Weg; sein besonderes Vermögen liegt im berührungslosen Transport der Substrate. Der mitgelieferte ruggedized Tablet-PC soll Anwendern Wege sparen: „Für gewöhnlich befinden sich an jeder Anlage ein oder zwei fest installierte PCs", erklärt Jakob. Das darauf gespeiste Steuerungsprogramm stellt die gesamte Regelung optisch dar und erlaubt Überwachung und Kontrolle. Weil die Verantwortlichen bei großen Einrichtungen viele Meter zurücklegen, bis sie den Computer erreichen, bot der betreuende Projektmanager beim Verkauf des neuen Anlagentypen einen tragbaren, gehärteten Tablet-PC als zusätzliches Verkaufsargument an. Bernd Jakob wählte aus. Nicht so einfach, denn die flachen Robust-Slates eroberten in den letzten Jahren ebenso den Markt wie die federleichten Business- und Freizeit-Rechner einige Jahre zuvor. 2001 als Pionier eingeführt, verdrängt der Tablet-PC immer häufiger stationäre Rechner und Notebooks. Heute bieten IT-Experten sie für alle Einsatzgebiete in verschiedenen Härte­graden an, denn erweiterte Nutzungsbereiche erfordern stabilere Konstruktionen. Mobilität, einhändige Bedienbarkeit, großes Display und schnelle Performance gehören zu den Referenzen, wegen der sich die vielseitigen IT-Gefährten auch abseits der Freizeitindustrie viele Arbeitsgebiete erschließen. Schnelle Datenaufnahme, -auswertung und -weiterleitung optimieren Workflow-Prozesse und machen die Arbeit effizienter. Letztendlich griff Jakob zum Motion J3500 des bayerischen Systemhauses Acturion.

Zuverlässigkeit in rauer Umgebung
Starke Rechenleistung mit einem ­i7-vPro-Prozessor, große Stabilität durch hohe Schutzklassen, Gorillaglas und Touchscreen-Bedienung zeichnen ihn aus. In der Gesamtheit war er für Jakob „das für unsere Anwendungswünsche am besten geeignete Gerät". Mit dem leichten Tablet in der Hand bedienen Anwender die Anlage nun via Touchscreen direkt von ihrem Standort aus. Muss eine Zusatzreinigung erfolgen, stellen sie das Service-Intervall von automatisch auf manuell um und lassen das Reinigungsprogramm durchlaufen. Sie kontrollieren die Pumpe, checken die Heizung und überprüfen die Antriebe. Mit einem Blick erfassen sie die augenblickliche Lage, das 12,1-Zoll-Display gibt die Daten übersichtlich wieder. Da die Anlage indoor steht, bleibt die Frage: Warum ein ruggedized Computer? „Gereinigt wird oft mit Spiritus oder reichlich Wasser - das muss der Rechner abkönnen", erklärt Jakob. Spritzsicherheit fällt ebenso ins Gewicht wie Unempfindlichkeit gegen Stöße. In intensiven Zeiten können Anwender ihren Rechner nämlich nicht mit Samthandschuhen anfassen. Der J3500 steckt, wie alle semi-ruggedized Rechner, raue Behandlung locker weg. Abseits der Stoßzeiten laufen die Prozessoren fast im Leerlauf, bei voller Leistungsforderung hingegen springt der Turbo an, und geballte Rechenleistung steht zur Verfügung. So schließt sich der Kreis, denn mitunter steuert ein Tablet-PC die Produktion von Platinen, die neue Tablets anfeuern! Jakob unterstreicht: „Wir wissen nicht, in welchen Geräten die Komponenten landen, die auf unseren Anlagen produziert werden. Aber wir wissen: Made in Germany zählt auf der Welt. Daher entwickeln wir unsere Technologien weiter, damit Leiterplatten-Rohlinge als elektronisches Herz in allen erdenklichen Geräten schlagen können!"  

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