Strategie & Management

Mehrwert mit integrierter Rezeptverwaltung und Entwicklung

Von der innovativen Idee zum marktreifen Produkt mithilfe integrierter, standardisierter Softwarelösungen

12.06.2012 -

Integrierte, standardisierte Softwarelösungen bieten Forschern Mehrwert mit integrierter Rezeptverwaltung und Entwicklung
In den hart umkämpften Märkten der Chemie- und Pharmabranche steht und fällt der Erfolg eines Unternehmens mit seiner Innovationskraft. Jährlich werden deshalb Milliarden in Forschung und Entwicklung (F&E) investiert. Der Leistungsdruck auf F&E-Abteilungen (sowie auf die gesamte nachgelagerte Wertschöpfungskette) ist entsprechend hoch: Aus innovativen Ideen sollen möglichst rasch gewinnbringende Produkte entstehen. Dabei wird die Kreativität der Forscher oftmals durch die wirtschaftspolitische Realität eingeschränkt: Steigende Rohstoffpreise müssen bei der Rezeptentwicklung berücksichtigt werden. Regulatorische Auflagen wie REACH müssen eingehalten werden. Unternehmen müssen die gestiegenen Anforderungen der Kunden - auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Produkte und deren Herstellung - berücksichtigen.

Zur Unterstützung dieser komplexen Produktentwicklungsprozesse ist eine IT-gestützte Strukturierung der F&E-Prozesse sowie der dort anfallenden Daten sinnvoll. Außerdem sollte eine nahtlose Integration mit der gesamten Wertschöpfungskette, inklusive Marketing, Vertrieb und Produktion, gegeben sein. Dies ermöglichen die Komponenten SAP PPM (Portfolio- und Projektmanagement) und SAP PLM Recipe Development, die auf die Anforderungen von F&E-Abteilungen zugeschnitten sind. Bei Einführung und Betrieb der Software arbeitet das Unternehmen eng mit Partnern wie SI PRO zusammen, die über langjährige Branchenerfahrung verfügen.
Über die Anforderungen von Entwicklungsprojekten und den Mehrwert der SAP-Lösung sprach CHEManager mit Dr. Volker Kluy, Service Portfolio Manager für Chemie und Life Sciences, und Károly Földesi, Business Development Manager für Chemie und Life Science für die Region DACH bei SAP Deutschland, sowie mit André Bremer, Geschäftsführer und Berater bei SI PRO.

CHEManager: Welche Herausforderungen haben Sie in Entwicklungsprojekten in der Chemie- und Pharmabranche identifiziert?

Dr. Volker Kluy:
In Projekten im Entwicklungsbereich wird die Notwendigkeit eines standardisierten Datenaustausches bzw. eines konsistenten Datenmodells häufig unterschiedlich eingeschätzt. Forscherteams möchten möglichst große Freiräume, beispielsweise beim Anlegen von neuen Substanzen und Versuchsrezepten. Oftmals nutzen sie noch Microsoft Office-Tools, um ihre Prozesse und Daten festzuhalten. Dadurch lassen sich diese Daten dann später nicht mehr standortübergreifend vergleichen oder nach erfolgreicher Entwicklung in die entsprechenden Produktionssysteme übertragen.

Károly Földesi: Durch die Forderung nach kürzeren Entwicklungszyklen sollen andererseits die Ergebnisse aus der Forschung bereits in frühen Phasen in strukturierter Form vorliegen, um beispielsweise Produktfreigaben zu beschleunigen oder auch Compliance-Prüfungen in frühen Entwicklungsphasen zu ermöglichen. Durch eine zentral verfügbare Anwendung werden Suchfunktionalitäten über alle Daten möglich, einschließlich misslungener Versuchsreihen für Dokumentationszwecke. Dadurch können Unternehmen jederzeit auf diese historischen Daten zurückgreifen, um die gewonnenen Erkenntnisse bei neuen Entwicklungsprojekten einzubringen.

André Bremer: Die verschiedenen Abteilungen und Labore, die in die Entwicklung neuer Rezepte und Produkte eingebunden sind, setzen in der Regel unterschiedliche IT-Lösungen ein, manchmal sogar Eigenentwicklungen. In einer standardisierten, integrierten Gesamtlösung mit einem gemeinsamen Datensatz können Rezepte, Stoffe und Spezifikationen in einem System entwickelt und optimiert werden. Allerdings erfordert dies ein frühes und zielgerichtetes Zusammenarbeiten aller Beteiligten.

Welche Lösungen bietet SAP für die Forschung und Entwicklung? 

Károly Földesi: Der Produktentwicklungsprozess kann in sechs Stages (Phasen) unterteilen werden. Über diese sechs Phasen gibt es fünf Fachfunktionsblöcke (siehe Grafik Entwicklungsprozess), zu denen SAP Lösungen anbietet. Je nach Fokus können diese Lösungen modular Schritt für Schritt eingeführt werden. Viele Unternehmen nutzen SAP ERP, auf Basis dessen SAP Recipe Development als erste Kernkomponente eingeführt werden kann.

Dr. Volker Kluy: Die Komponente SAP Recipe Development wird bereits erfolgreich von Kunden eingesetzt. Ab Q3/2012 wird sie zudem über eine so genannte Rapid Deployment Solution basierend auf der neuesten Version von SAP PLM 7.02 angeboten. Im Mittelpunkt des Lösungsangebots werden die Prozesse für Stoffverwaltung, Formelentwicklung sowie Compliance-Checks stehen. Der Entwicklungsbereich erhält damit ein voll funktionsfähiges Produktentwicklungssystem.

André Bremer: Mit der Rapid-Deployment-Lösung, einem vorgefertigten Paket aus Software, Services und fertig entwickelten Abläufen, können Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie SAP Recipe Development schnell, günstig und risikoarm einführen. Sofern notwendig, können spezifische Anforderungen gegen die erprobten Abläufe geprüft und potentieller Erweiterungsbedarf valide identifiziert werden.

Welche organisatorischen Anforderungen hilft die Software zu bewältigen?

André Bremer: Die grundsätzliche Herausforderung besteht darin, das Wissen der Entwicklungslabore zielgerichtet mit dem Prozesswissen der Produktionsstandorte zu verknüpfen. Die SAP-Lösung beispielsweise ermöglicht die Standardisierung von Projekten zur Entwicklung neuer Rezepte und verknüpft sie mit anderen Abteilungen. Die Praxis zeigt, dass dadurch Zeit und Kosten, vor allem in den Bereichen Scale-Up und Markteinführung, eingespart werden können. Denn: Die Rezeptentwicklung wird in einer SAP-Umgebung früh auf die Kundenanforderungen ausgerichtet. Das Anfahren der Produktion und die Vertriebsplanung können so parallel und aufeinander abgestimmt erfolgen.

Welchen Mehrwert sehen Sie bei der SAP-Lösung?

Dr. Volker Kluy: Die Lösung besitzt einen hohen Reifegrad und deckt die Prozesse umfassend ab. Darüber hinaus bietet sie eine nahtlose Integration zwischen verteilten und länderübergreifenden Forschungsstandorten sowie mit der gesamten Wertschöpfungskette, inklusive Dienstleistern.
So kann sie beispielsweise neben den chemischen und physikalischen Daten auch alle Preisinformationen, z. B. zu Rohstoffen, zur Verfügung stellen. Dadurch hat der Entwickler sehr früh im Projekt Zugriff auf relevante Daten, um Rezepte kostenoptimal bei gegebener Qualität zu formulieren. Der Compliance-Check ermöglicht es, Versuchsrezepte noch während der Entwicklung auf Übereinstimmung mit regulatorischen oder Kundenanforderungen zu prüfen. Bei der Übergabe an die Produktion werden Substanz- und Rezeptdaten mit entsprechenden logistischen Daten, z. B. einer Stückliste, verknüpft. Alles ohne doppelte Datenhaltung und Schnittstellen.

André Bremer: Die SAP-Lösung deckt nicht nur die notwendigen Standardfunktionen einer F&E-Abteilung ab, sondern bietet auch die Möglichkeit, spezielle Anforderungen des Kunden in die Software einzubauen. So können kundenspezifische Berechnungen und Simulationen eingefügt werden, z. B. zur Berechnung von Wirkstoffgehalten oder zur Auflösung der Rezepturen in die enthaltenen Moleküle.

Károly Földesi: Der Wettbewerb ist hart und Expertenwissen teuer. Daher wird sehr hoher Wert auf Sicherheit gelegt. Die SAP-Lösung bietet ein ausgefeiltes Berechtigungssystem, das den Zugang zu Informationen rollen- und projektspezifisch erteilt. Der Schutz des geistigen Eigentums wird dadurch gewährleistet. Zudem bietet SAP mit ihrer mobilen Plattform die Möglichkeit, den Rezeptentwickler mit einer mobilen Anwendung auszustatten, um erweiterte Analysen über alle Rezepte, Inhaltstoffe und Kosten durchzuführen.

Können Sie Kundenbeispiele für den Einsatz der neuen Lösung in der Chemie- und Pharmabranche nennen?

Károly Földesi: Wir haben einige Kunden, die SAP PPM im Einsatz haben, um Transparenz über sämtliche F&E-Projekte bezüglich Ressourcen, Finanzen und Meilensteine zu haben. So können sie Engpässe frühzeitig erkennen und gegebenenfalls die Prioritäten verändern.

Dr. Volker Kluy: Von unseren Kunden erhalten wir sehr viel positives Feedback. Auf dem SAP & VCI Infotag 2012 beispielsweise wurde über die Implementierung der neuen SAP-Lösung für die Rezeptentwicklung für die globalen Produktentwicklungsaktivitäten im Unternehmensbereich Wasch- und Reinigungsmittel bei Henkel berichtet. Weitere Rezeptentwicklungs-Projekte im Bereich Spezialchemie, z. B. Aromenentwicklung, werden derzeit ebenfalls durch SAP Consulting unterstützt.

André Bremer: Viele Kunden der Chemie- und Pharmaindustrie starten mit ersten Projekten. Viele haben bereits SAP-Software im Einsatz und entdecken jetzt, dass sie auf ihrem installierten SAP-System eine Lösung für die Produktentwicklung zur Verfügung haben. Oft bauen diese Projekte auf den Ergebnissen durchgeführter SAP-Logistikprojekte auf. Für Kunden, die SAP-Software neu einführen, ist es ebenfalls sinnvoll, die Lösung für die Produktentwicklung zusammen mit den ERP-Prozessen zu konzeptionieren und einzuführen.