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Crop Energies produziert Bioethanol in Sachsen-Anhalt

27.10.2012 -

Crop Energies produziert Bioethanol in Sachsen-Anhalt

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Preise für Rohöl zukünftig weiter steigen werden, ist eher hoch. Alternativen sind deshalb gefragt. Eine davon ist Bioethanol – ein Industriealkohol, der dem Benzin beigemischt wird. Crop Energies, ein Tochterunternehmen der Südzucker, produziert diesen Zusatzstoff aus Getreide – und demnächst auch aus Rüben. Mit seiner Produktionsanlage am Standort Zeitz trägt das Unternehmen als einer der größten Bioethanolproduzenten Europas dazu bei, dass Sachsen-Anhalt Biokraftstoff- Standort Nummer eins ist. Etwa 50 % der deutschen Bioethanolproduktion kommen bereits heute aus dem mitteldeutschen Bundesland.

Getreide wird nicht nur zu Mehl vermahlen: Eine weitere Verwendung findet es in der Produktion von Bioethanol. Bioethanol entsteht durch die Fermentation, einer Art Gärung, zucker- und stärkehaltiger Pflanzen wie z. B. Getreide. Der aus regenerativer Biomasse gewonnene Zusatzstoff stellt eine zukunftsträchtige Alternative auf dem Energiemarkt darstellt. Grund für Optimismus somit für Crop Energies, deren Bioethanol-Anlage in Zeitz mit einer Produktionskapazität von 260.000 m3/a die größte Europas ist. Insgesamt 200 Mio.€ investierte die Mutterfirma Südzucker in den Bau des Werkes, dessen Produktion im April 2005 anlief. Täglich rollen hundert Lkw auf das Werksgelände, um pro Jahr 700.000 t Getreide zu liefern.

Zweierlei Endprodukte werden daraus gewonnen: das Bioethanol und – anders als in anderen Anlagen – „Protigrain“, eine überaus proteinreiche Mischfutterkomponente für Nutztiere. „Unsere Abnehmer, die großen Futtermittelhersteller, sind hochzufrieden damit“, sagt Nadine Dejung, PR- und Marketingleiterin der Crop Energies. Verkauft wird dieses Nebenprodukt nicht nur deutschlandweit, sondern auch ins benachbarte Ausland. Das Getreide als Grundprodukt wird dagegen zum größten Teil aus der umliegenden Region angeliefert und bietet so für die Landwirte eine willkommene Einkommensquelle.

Die Vorteile von Bioethanol sind schnell aufgezählt: Die Abhängigkeit zu fossilen Brennstoffen verringert sich, die Umweltbelastung bzw. der Emissionsausstoß ist aufgrund der niedrigeren CO2-Werte geringer und die Kosten sind im Gegensatz zum Benzin durch die fehlende Besteuerung noch wesentlich niedriger. Nach Informationen des Ministeriums für Landwirtschaft und Umwelt in Sachsen-Anhalt sind vier große Bioethanolproduzenten im Bundesland ansässig bzw. geplant. Neben dem Zeitzer Produzenten gibt es die Fuel21 Klein-Wanzleben, die Mitteldeutsche Bio-Energie in Zörbig sowie die Bio-Raffinerie Kusey. Insgesamt steht Deutschland nach Spanien und Schweden in Sachen Bioethanol- Produktion an dritter Stelle in Europa. Im weltweiten Vergleich sieht das ganz anders aus: Da belegen Brasilien und die USA mit jeweils über 30% die Spitzenplätze. Die EU ist bisher nur mit 6% an der Bioethanolproduktion beteiligt.

Bioethanol im Aufwind

Sicher ist, dass es in Deutschland weitere Veränderungen geben wird. Seit 1. Januar 2007 schreibt das Biokraftstoffquotengesetz eine Beimischung von zunächst 1,2 % des Additivs zum herkömmlichen Kraftstoff vor, die der Mineralölbesteuerung unterliegt. Schon jetzt ist das Tanken des Gemisches an vielen Tankstellen möglich. „In Zukunft wird jedoch auch unserem Kraftstoff „CropPower85“ eine größere Bedeutung zukommen“, ist Nadine Dejung überzeugt. Hier bei handelt es sich um ein Gemisch aus rund 85 % Bioethanol und rund 15 % Benzin. Spezielle „Flexible Fuel Vehicles“ (FFV) können diesen aber auch jegliche andere Gemische verwenden. Saab, Ford und Volvo bieten FFV-Automodelle längst auf dem Weltmarkt an. Derzeit liegt das „Crop- Power85“, das an neun OIL!- Tankstellen in Deutschland verkauft wird, bei 80,9 Cent pro Liter, da das enthaltene Bioethanol bis 2015 von der Mineralölsteuer befreit ist. Auch wenn der Energiegehalt um die 30 % niedriger als der des Benzins ist, kann das E85 eine preiswerte Alternative sein. Demzufolge strebt das Zeitzer Unternehmen ein flächendeckendes Tankstellennetz für E85 an, um seine Marktführerschaft auszubauen.

Für den europäischen Gesamtmarkt prognostizieren Marktforscher bis 2010 einen Absatzanstieg auf 4 bis 7 Mio. m3. Um daran Anteil zu nehmen, ist geplant, das bestehende Werk zu erweitern und eine weitere Annex-Anlage in Zeitz zu bauen. Mit diesen Maßnahmen soll die Kapazität am Standort um weitere 100.000 m3 erhöht werden, die dann auch aus dem Dicksaft der Zuckerrübe gewonnen werden. Einen Standortvorteil hat die Crop Energies auf jeden Fall: die Nähe zur Südzucker- Zuckerfabrik, wo der Dicksaft zur Bioethanolproduktion eingekauft wird. Lediglich durch ein paar Rohrleitungen muss das Naturprodukt auf die andere Straßenseite gepumpt werden.