Strategie & Management

Das schwächste Glied stärken

Resilienztipps für Risikomanager - Teil 3: Die Resilienz von Lieferketten Portal-Intro: wie Print

17.07.2014 -

Resilienz ist das Vermögen, nach einem Schadenfall schnell und ohne nachhaltige Auswirkungen zurück zum alltäglichen Geschäftsablauf zu gelangen. Ein gezieltes, effektives Risikomanagement stärkt die Resilienz eines Unternehmens. CHEManager stellt in einer vierteiligen Serie potenzielle Risiken für die Chemieindustrie und dazugehörige Lösungsansätze für Risikomanager und Unternehmen vor. In dieser Folge geht es um Lieferkettenrisiken.

In Zeiten der Globalisierung und damit einhergehender Expansionen schöpfen Unternehmen aus einem sich ständig erweiternden Angebot an Zulieferern. Die Komplexität der Supply Chain nimmt somit laufend zu. Auf der preissensiblen Suche nach Lieferanten stehen insbesondere Schwellenländer im Fokus der Betriebe - die Prozesse werden ausgelagert, die Risiken jedoch nicht.

Das ist auch der Chemiebranche bewusst: Die jüngste CHEMonitor-Umfrage (Januar 2014) unter 300 Entscheidern der deutschen Chemiebranche, initiiert von CHEManager und Camelot Management Consultants, zeigte zwar eine positive Grundstimmung der Branche. Dennoch gaben 54 % der Teilnehmer an, in der Produktionsverlagerung ins Ausland eine Herausforderung zu sehen. Zu Recht, denn mit weltweiter Expansion und Outsourcing sind stets Risiken wie Lieferkettenunterbrechungen verbunden, die gravierende Auswirkungen auf Marktanteile, das Image und das Geschäftsergebnis haben können.

Für die deutsche Chemiebranche ist das Sourcen in Schwellenländern dennoch attraktiv. Denn viele dieser Märkte haben eine wettbewerbsfähige Chemieindustrie aufgebaut und spielen somit als Produzenten und Zulieferer eine bedeutende Rolle. Laut VCI produzieren allein China und die übrigen Schwellenländer Asiens zusammen inzwischen knapp 46 % der weltweit hergestellten chemischen Erzeugnisse. Das jährliche Wachstum der Chemiewirtschaft liegt dort zwischen zehn und 20 %. Bis zum Jahr 2015 soll China zum größten Produktionsstandort für Chemikalien weltweit werden. Doch China behindert zugleich die Ausfuhr von Rohstoffen durch Exportquoten oder Exportsteuern. Besonders betroffen war die Chemieindustrie zuletzt von chinesischen Exportquoten auf Seltene Erden. Laut VCI belasten auch Exportzölle auf Gelben Phosphor, Flussspat oder Agrarrohstoffe die Branche.

Für Brisanz sensibilisieren

Risiken, die nicht in der Hand der Gesetzgeber oder Unternehmer liegen sind Naturgewalten: Tropische Stürme und heftige Erdbeben sind keine Seltenheit in Chinas Industrieregionen -  dazu zählen auch die für die Chemiebranche interessanten Standorte in Shanghai, Nanjing oder die Provinz Guangdong. „Unternehmen unterschätzen oft die Überschwemmungsrisiken, selbst wenn die Standorte an Gewässern liegen", sagt Stefan Beiderbeck, Senior Account Engineer beim Industrieversicherer FM Global. „In Deutschland wird potentiellen Gefahren durch gezieltes Risikomanagement entgegengewirkt, doch leider sieht das bei vielen Niederlassungen in Schwellenländern oft anders aus." Beispielsweise werden nicht die firmeneigenen Sicherheitsstandards umgesetzt, sondern nur die lokalen Bestimmungen - die oft unzureichend sind. Daher ist es umso wichtiger, genau zu prüfen, woher Waren bezogen werden und welche Begebenheiten in bestimmten Ländern vorherrschen. Eine erste Orientierung zum Risikopotenzial neuer Märkte bietet z.B. der FM Global Resilience Index, der als Diskussionsgrundlage für Geschäftsstrategien dient. Anhand von drei Faktoren - Wirtschaft, Risikoqualität und Lieferkette - vergleicht der Index die Resilienz von Lieferketten in 130 Ländern weltweit in einem Ranking.

Resilienz für Lieferketten kann nur dann erreicht werden, wenn im gesamten Unternehmen ein entsprechendes Risikobewusstsein vorherrscht und sich das Risikomanagement auf alle Unternehmensbereiche und die gesamte Lieferkette erstreckt. „Das langfristige Ziel sollte es sein, einen Rahmen zu schaffen, der Resilienz in den Aufbau der Liefer­ und Produktionsketten einbindet", betont Stefan Beiderbeck. Alternative Bezugsquellen und flexible Netzwerke sind hier essentiell. Nur mit einem unternehmensweit verankerten Risikomanagement, das im Falle von Lieferkettenunterbrechungen umgehend greift, können Chemieunternehmen und Zulieferer effektiv zusammenarbeiten.

 

Vier Fragestellungen können Risikomanagern helfen, die aktuelle Widerstandsfähigkeit ihrer Betriebsorganisation zu bewerten - insbesondere, wenn ihre Unternehmen in hohem Maße von Geschäftspartnern in Schwellenländern abhängig sind.

1) Versteht die Unternehmensleitung unter Resilienz einen Wettbewerbsvorteil und sieht sie es als wichtige Managementaufgabe, Lieferkettenrisiken zu begrenzen?

2) Hat das Unternehmen untersucht, inwiefern es Risiken minimieren kann? Diese können nicht nur über Anpassungen im Herstellungsprozess, sondern auch durch Veränderungen im Produktdesign erheblich verringert werden.

3) Wie gut ist die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Zulieferern bei der Bewertung und Eindämmung von Risiken?

4) Verfügt das Unternehmen über angemessene Notfallpläne für Business Continuity und Katastrophenschutz, um Betriebsunterbrechungen nach Zuliefererausfällen abwenden zu können?

Als ergänzende Orientierung, um über die Resilienz potenzieller neuer Märkte zu diskutieren, finden Sie den FM Global Resilience Index hier.

Die schon erschienen Teile der Serie finden Sie hier!

 

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