Logistik & Supply Chain

Beyond the Pill

Dienstleistungen jenseits des Medikamentenverkaufs werden die Pharmalogistik erheblich beeinflussen

18.05.2015 -

Die Logistik in der Pharmaindustrie steht vor großen Veränderungen. Auch wenn die meisten Unternehmen bezüglich des aktuellen Geschäftsklimas weiterhin optimistisch sind, scheint es ein zunehmendes Bewusstsein für die bedeutende Rolle zu geben, die die Logistik bei der Bewältigung aktueller und zukünftiger Aufgaben spielen könnte. So sind bspw. Preisdruck und das Angebot von Beyond-the-Pill-Dienstleistungen Herausforderungen, die sich ebenfalls erheblich auf die Logistik auswirken.

Das ist das Ergebnis des aktuellen Camelot PHARMA Management Radars, einer halbjährlichen Umfrage unter einem Experten-Panel aus mehr als 100 Führungskräften von global tätigen Pharmaunternehmen in 16 Ländern auf vier Kontinenten. Die Studie ermittelt einerseits die wichtigsten Geschäftsklimaindikatoren und vertieft anderseits wechselnde aktuelle Managementtrends - das Fokusthema der aktuellen Ausgabe lautet „Pharmalogistik".

Die Mehrheit der Branchenakteure führt derzeit Schwerpunktinitiativen in verschiedenen Logistikbereichen durch, einschließlich Organisation, Prozess und Netzwerkaufbau. Gleichzeitig besteht jedoch immer noch Optimierungsspielraum bezüglich neuer Logistikstrategien, um künftig die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

„Die Pharmalogistik befindet sich in einem Umbruch: Bei zwei Dritteln der Befragten gibt es laufende Initiativen zur Änderung ihrer Logistikplanung und dem Prozess-Setup", sagt Dr. Josef Packowski, Managing Partner bei der Strategie- und Organisationsberatung Camelot Management Consultants.

Outsourcing-Trend hält an

Den allgemeinen Sourcing-Trends entsprechend ist externe Unterstützung im Bereich Logistik zu einem großen Thema geworden. Für beinahe alle Regionen der Welt geben mindestens vier von zehn Befragten an, den größten Anteil (>75%) ihrer Lager-, Transport- und Auftragsmanagementleistungen ausgelagert zu haben.

„Es besteht kein Zweifel daran, dass sich der Outsourcing-Trend in der Logistik bis zum Jahr 2020 fortsetzen wird", erklärt Packowski. Als Haupttreiber dieser Entwicklung nannten die meisten Befragten das Vermeiden von Investitionen in nur gering wertsteigernde Dienstleistungen, um sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren.

Von lokal zu regional zu global

Ein weiterer zu beobachtender Trend innerhalb der Pharmalogistik ist der Übergang zu einer regionalen Logistikorganisation - insbesondere in Hinblick auf Europa, wo dies die häufigste Antwort war. Im Allgemeinen spielt jedoch das traditionelle Modell einer lokalen Logistikorganisation weiterhin eine wesentliche Rolle. Dem gegenüber stehen Konzepte, wie z.B. globale Verantwortung für Logistik oder End-to-End-Verantwortung, die noch eher selten angewendet werden.

„Es gibt bereits eine Verlagerung in der Pharmalogistik: Von einem lokalen zu einem regionalen oder globalen Ansatz. Für die Zukunft gehen wir davon aus, dass die Logistikorganisation auf globaler Ebene noch enger mit den Lieferketten- und Handelsorganisationen verknüpft sein wird", erläutert Andreas Gmür, Partner und Head of Logistics Practice bei Camelot.

Temperierung und Rückverfolgbarkeit

Auf die Frage nach dem Einfluss von Markttrends auf die Organisation der Logistik erwähnte der Großteil der Befragten zunehmende Herausforderungen durch Produkte, die aktive Temperierung und Rückverfolgbarkeit erfordern - sowohl für 2015 als auch während der nächsten drei bis fünf Jahre. Sicherheitsanforderungen und -maßnahmen gegen Produktfälschung sowie der Druck zur Einsparung von Logistikkosten wird hinsichtlich der nahen und mittelfristigen Zukunft ebenfalls mehr oder sogar erheblich mehr Bedeutung zugeschrieben.

Auch im Bereich dienstleistungsbezogener Trends zeichnet sich eine beachtliche Entwicklung ab. Die Relevanz zusätzlicher patientenspezifischer Dienstleistungen, wie Rezeptmanagement, Beratungsleistungen und Produkt-Kits, sowie die Bedeutung von Hauspflegediensten wird für 2020 wesentlich höher angesetzt als für den Verlauf des nächsten Jahres.

Patientenzentrierte Dienstleistungen

„Neue patientenzentrierte Dienstleistungen im Logistikbereich werden zunehmend eine wichtige Rolle für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen in den globalen Wertschöpfungsketten der Pharmaindustrie spielen", sagt Andreas Gmür. Angesichts der Erwartung, dass Pharmaunternehmen, insbesondere Innovatoren, mittelfristig zusätzliche Dienstleistungen anbieten werden, müssen Logistikstrategien besser auf Produktions- und Handelsstrategien abgestimmt werden. Allerdings verfügen jedoch nicht viel mehr als zehn Prozent der Befragten über einen regulären Prozess mit klaren globalen Rollen und Verantwortlichkeiten bezüglich der Abstimmung von Distributions- und Produktionsstrategien für die Logistik. In Sachen Integration mit einer Handelsstrategie besteht sogar noch mehr Spielraum für Optimierung.

Geschäftsklima

Die Einschätzung der Führungskräfte des Geschäftsklimas in der Pharmaindustrie ist im Wesentlichen weiterhin positiv - so wie es auch bei der PHARMA Management Radar Umfrage ein Jahr zuvor der Fall war. Dies trifft besonders auf Führungskräfte im Generikamarkt zu, die das Geschäftsklima mit „gut" oder mindestens „überwiegend gut" bewerten. Firmen, deren Geschäftsmodell hauptsächlich auf der Entwicklung und/oder Vermarktung innovativer Arzneimitteln basiert (Innovatoren), umfassten drei Viertel der Befragten; ein Viertel bestand aus Unternehmen, die vorwiegend im Generikasektor tätig sind.

Der Anteil der pessimistischen Innovatoren hingegen ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Diese Stimmungsunterschiede zeigen sich auch im Ausblick auf die ökonomischen Entwicklungen während der nächsten zwölf Monate: Während sich alle Teilnehmer der Generikabranche optimistisch zeigen, befürchtet mehr als einer von vier Innovatoren, dass das Geschäftsklima „genauso schlecht" oder „schlechter" wird. Diese Art des Pessimismus hat im Verlauf der letzten zwölf Monate an Bedeutung gewonnen, was als Zeichen eines kontinuierlich wachsenden Wettbewerbsdruck auf manche Innovatoren gedeutet werden kann.

Die Kurzversion der Studie kann kostenfrei heruntergeladen werden!

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