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Chemiekonjunktur – Asiens Chemie wächst langsamer

Deutsche Chemieexporte nach Asien sanken seit Jahresbeginn um 2 %.

22.07.2016 -

Die aktuelle Schwäche der Weltwirtschaft ist auch im asiatischen Chemiegeschäft spürbar. Die wirtschaftliche Dynamik hat zuletzt in der gesamten Region nachgelassen. Am deutlichsten ist die Wachstumsverlangsamung in China. Dort sind die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) vorbei. Mittlerweile beträgt die Dynamik nur noch 6 %. Das wirkt auf die gesamte Region. Japans Wirtschaft wächst noch nicht einmal um 1 %, Südkorea nur um 2,5 %. In Indien weist die Statistik zwar nach wie vor noch ein Wachstum von 7 % aus, doch Experten zweifeln die Zahlen aus Neu-Delhi an. Die Abkühlung der asiatischen Volkswirtschaften erfasste rasch die Industrie.

Die asiatische Industrieproduktion wächst in diesem Jahr kaum. Dies gilt insbesondere für Japan, Indien und Südkorea. Nur in China steigt die Industrieproduktion – wenngleich auch deutlich langsamer. Dennoch kann die asiatische Chemieproduktion weiter ausgedehnt werden (Grafik 1). Die Produzenten der Region profitieren dabei weiterhin von der Nachfrage in China. Allerdings gibt es nach dem Investitionsboom des vergangenen Jahrzehnts bei nachlassender Nachfrage in Teilen des chinesischen Chemiegeschäfts Überkapazitäten. Dadurch haben sich auch die Exportaussichten nach China eingetrübt. Das bekamen auch deutsche Hersteller zu spüren: Die deutschen Chemieexporte nach Asien sanken im bisherigen Jahresverlauf um 2 %.

Chinas Chemie hält Wachstumskurs

Die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten im chinesischen Chemiegeschäft sind vorbei. Bisher profitierte das Land von der rasanten Industrialisierung und dem Investitionsboom. Zukünftig kommen die Wachstumsimpulse stärker aus dem Dienstleistungssektor und dem privaten Konsum. Die Umstellung des chinesischen Wachstumsmodells geht mit einer deutlichen Abschwächung der wirtschaftlichen Dynamik einher. Neben der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung auf den Exportmärkten USA und Europa ließ auch im Binnengeschäft die Dynamik nach – vor allem im Bausektor. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum schwächte sich auf rund 6 % ab. Die Regierung hat ihre Wachstumsziele leicht nach unten korrigiert und steuert mit Konjunkturprogrammen entgegen.

Die Industrieproduktion wuchs im bisherigen Jahresverlauf kaum schneller als das Bruttoinlandsprodukt. Die Chemienachfrage wird daher ebenfalls um 6 % zugelegt haben. Davon konnten in erster Linie aber die heimischen Produzenten profitieren. Der Aufbau von Produktionskapazitäten setzte sich aber ungeachtet der Wachstumsabschwächung fort. Die neuen Anlagen begannen mit der Produktion und sie verdrängten Konkurrenz aus dem Ausland. Die chinesische Chemieproduktion legte daher stärker zu als die Industrieproduktion (Grafik 2). Im bisherigen Jahresverlauf stieg die Chemieproduktion um 9,5 %, während die Importe z. B. aus Deutschland rückläufig waren.

Indiens Chemie wächst kaum

Die indische Volkswirtschaft ließ sich im bisherigen Jahresverlauf von der weltwirtschaftlichen Schwächephase nicht anstecken. Das BIP-Wachstum lag weiterhin bei 7 %. Doch ein Blick auf die Industrieproduktion zeigt, dass es derzeit in der indischen Wirtschaft nicht rund läuft. Das verarbeitende Gewerbe musste die Produktion im bisherigen Jahresverlauf sogar um 1,5 % drosseln.

Das wirkte sich negativ auf das Chemiegeschäft aus. Der Inlandsabsatz der indischen Chemie war demensprechend ebenfalls leicht rückläufig. Allein das Exportgeschäft sorgte für schwarze Zahlen. Insgesamt blieb die Entwicklung der Chemieproduktion in Indien äußerst volatil. Im bisherigen Jahresverlauf legte die Produktion um 0,5 % zu. Nach schwachem Jahresbeginn dürfte sich das Chemiegeschäft im weiteren Jahresverlauf etwas erholen (Grafik 3). Unter dem Strich wird die indische Chemie in diesem Jahr nur um 1,5 % wachsen.

Aufwärtstrend in Südkoreas Chemie intakt

Die schwache Weltkonjunktur hinterließ auch in der Industrienation Südkorea ihre Spuren. Das gesamtwirtschaftliche Wachstum schwächte sich von 3,5 % im Jahr 2014 auf rund 2,5 % im ersten Halbjahr 2016 ab. Die Industrieproduktion musste sogar vorübergehend gedrosselt werden. Insgesamt stagniert die koreanische Industrieproduktion und mit ihr die Chemienachfrage.

Entsprechend schwach entwickelte sich das Inlandsgeschäft für die südkoreanische Chemieindustrie. Das Exportgeschäft lief aber noch gut, so dass sich der Aufwärtstrend in der koreanischen Chemieproduktion fortsetzte – wenn auch mit niedriger Dynamik (Grafik 4). Im Gesamtjahr 2016 wird die Produktion chemischer Erzeugnisse voraussichtlich um 2 % wachsen.

Stagnation im japanischen Chemiegeschäft

Japan, ein traditionell stark exportorientiertes Land, hängt stark von der Entwicklung auf den Weltmärkten ab. Das Land spürt daher die Abkühlung der Weltkonjunktur und die Wachstumsabschwächung in China deutlich. Die japanische Wirtschaft tritt derzeit auf der Stelle. Die Industrie musste ihre Produktion im bisherigen Jahresverlauf um mehr als 2 % drosseln.

Das bekam die Chemieindustrie zu spüren. Die Produktion war im ersten Quartal 2016 rückläufig. Sie lag damit aber immer noch etwas höher als ein Jahr zuvor (Grafik 5). Positive Impulse kamen nur noch aus dem Auslandsgeschäft mit den dynamisch wachsenden Märkten der Region. Stabilisierend wirkte sich zudem die wenig konjunktursensible Pharmanachfrage aus. Dennoch wird die japanische Chemieproduktion im weiteren Jahresverlauf nicht zulegen können. Für das Gesamtjahr ist von einer Stagnation auszugehen.

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