Strategie & Management

50 Jahre Abwasserreinigung im Industriepark Höchst

Die Abwasserreinigungsanlage ist ein wichtiger Teil der Infrastruktur des Chemiestandorts Höchst

17.11.2017 -

Die größte industrielle Kläranlage in Hessen steht im Industriepark Höchst. 60 Mio. L Abwasser verarbeitet die von Infraserv Höchst betriebene Abwasserreinigungsanlage (ARA) im Frankfurter Industriepark täglich und ist damit auch eine der wichtigsten Anlagen im Standort. Dabei baut das 1967 in Betrieb genommene Klärwerk 150 t CSB-Fracht ab. Dieser Wert des chemischen Sauerstoffbedarfs – ein Maß für die Schmutzkonzentration im Wasser – entspricht dem kommunalen Abwasser einer Stadt mit etwa 1,25 Mio. Einwohnern.

„Seit einem halben Jahrhundert ist die Abwasserreinigungsanlage ein wichtiger Teil der Infrastruktur des Standorts“, so Dr. Joachim Kreysing, Geschäftsführer von Infraserv Höchst. „Als Standortbetreiber sind wir stolz darauf, mit dieser Anlage höchsten Anforderungen in Bezug auf Sicherheit, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Umweltschutz gerecht zu werden. Auch die hocheffiziente Abwasserentsorgung trägt dazu bei, dass unsere Kunden am Standort optimale Rahmenbedingungen vorfinden.“

Hohe Standards in der Abwasserreinigung

Die ARA stellt sicher, dass die anfallenden Abwässer schonend, sicher und umweltfreundlich gereinigt werden. Mit einem Wirkungsgrad von 93 % übertrifft sie die gesetzlich vorgeschriebene Reinigungsleistung deutlich und erfüllt auch die strengen Umweltschutzauflagen des Industrieparks. Dr. Kreysing ist sich sicher: „Die professionelle, leistungsfähige und umweltgerechte Entsorgung von Abwässern und Abfällen sind echte Erfolgsfaktoren für unsere Kunden – Standortvorteile, die es in dieser Qualität, mit dieser Professionalität und mit diesem hohen Maß an Verfügbarkeit und Sicherheit nicht überall auf der Welt gibt.“

Die Anfänge der Abwasserreinigung

Im Jahr 1963 hatte die ehemalige Hoechst AG im sogenannten Technikum mit ersten Versuchen zur Abwasserreinigung begonnen. 1965 wurde mit den Bauarbeiten für die biologische Abwasserreinigungsanlage begonnen, die zwei Jahre später in Betrieb genommen wurde. Die Eigenentwicklung war zum damaligen Zeitpunkt die einzige industrielle Kläranlage Hessens und bis 1974 auch die weltweit größte biologische Abwasserreinigungsanlage für reine Chemieabwässer. Gebaut wurde sie ursprünglich für eine CSB-Fracht von 50 t, bereits 1977 aber aufgrund des zunehmenden Bedarfs auf mehr als die doppelte Kapazität erweitert. 1984 wurde die ARA mit Biohochreaktoren auf die heutige Größe ausgebaut.

Zweistufige biologische Abwasserreinigung

In der ARA kommt das gesamte Abwasser des Industrieparks Höchst an. Der Standort benötigt etwa 77 Mio. m3 Wasser pro Jahr. Der größte Teil bleibt als Kühl- und Regenwasser frei von Verunreinigungen. Lediglich 20 % fallen als Prozessabwässer an und müssen gereinigt werden. Durch die verschiedenen Standortbetriebe der Chemie- und Pharmaindustrie gibt es im Industriepark Höchst unterschiedliche Abwasserarten. „Nicht alle Abwässer sind schwer abbaubar – durch die steigende Pharmaproduktion gibt es am Standort vermehrt leicht abbaubare Abwässer, auf die wir uns in den vergangenen Jahren eingestellt haben“, erläutert Eckhard Strohmeyer, Leiter der Abwasserreinigungs- und Co-Fermentationsanlage. Im Jahr 2004 wurde die ARA so umgebaut, dass das Abwasser in einem zweistufigen biologischen Verfahren – für leicht und für schwer abbaubares Abwasser – umweltgerecht, effizient und nach dem neuesten technischen Stand gereinigt wird.

Zunächst wird das Abwasser mithilfe von Kalkmilch neutralisiert und vom groben Schlamm befreit. „Das Abwasser durchläuft dann zwei Stufen, in denen Bakterien die Reinigungsaufgabe übernehmen: In der sogenannten Höchstlaststufe werden die leicht abbaubaren Abwasserinhaltsstoffe innerhalb von drei Stunden gereinigt, im nächsten Schritt findet die etwa 24-stündige Reinigung der schwer abbaubaren Komponenten in der Schwachlaststufe statt“, so Strohmeyer.

Im vergangenen Jahr wurde die Anlage außerdem auf einen zweistufigen Stickstoffabbau umgerüstet. In der Nitrifikationsstufe wird Ammoniumstickstoff zu Nitrat oxidiert, das dann in der Denitrifikationsstufe zu molekularem Stickstoff umgewandelt wird. Mit diesen jeweils zwei Stufen – für CSB und Stickstoff – ist die Anlage sehr flexibel aufgestellt und kann eine große Bandbreite an verschiedenen Abwasserarten verarbeiten.

Nachhaltiger und wirtschaftlicher Verbund

Im Industriepark Höchst ist die Anlage Teil eines Entsorgungsverbundes. Der Klärschlamm, der am Ende der Abwasserreinigung übrig bleibt, wird nachhaltig verwertet und in der Co-Fermentationsanlage für die Produktion von Biogas genutzt, das nach einer Reinigung zum Teil als Bioerdgas in das Netz des regionalen Energieversorgers Mainova eingespeist wird. Das restliche bei der Vergärung entstehende Biogas wird zur Erzeugung von Strom und Dampf verwendet. Anschließend wird der verbliebene Schlamm entwässert und in der Klärschlammverbrennungsanlage verbrannt. Deren Abwärme wird wiederum in das Versorgungsnetz des Industrieparks eingespeist; gleiches gilt für die Abwärme aus anderen Produktions- und Verbrennungsanlagen. Rund ein Fünftel des gesamten Wärmebedarfs des Industrieparks Höchst wird auf diese effiziente Art gedeckt – dies spart Ressourcen wie fossile Brennstoffe und reduziert die Kosten für die Unternehmen, die Wärme in Form von Prozessdampf für ihre Produktionsanlagen benötigen.

Der Entsorgungsverbund des Industrieparks Höchst und das innovative Energieversorgungskonzept, das der Standortbetreiber Infraserv Höchst umsetzt, sind ein Beleg dafür, dass Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sind. So werden im Industriepark neben den klassischen Energieträgern auch heizwertreiche Abfälle für die Produktion von Strom und Dampf genutzt. Die konsequente Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung sorgt zusätzlich für ein besonders hohes Maß an Effizienz und hat neben der Reduzierung des Kohle- und Gasverbrauchs auch Kostenvorteile für die Kunden am Standort zur Folge. (mr)

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