Chemie & Life Sciences

Chemikalien für zukunftsfähiges Bauen

CHT konzentriert sich auf die Entwicklung nachhaltiger Produkte und Prozesslösungen

04.09.2018 -

Seit der Gründung der CHT Germany vor 65 Jahren, entwickelte sich das Unternehmen zu einer weltweit agierenden Unternehmensgruppe mit Fokus auf Spezialchemikalien. Der Bereich Construction & Assembly ist eines von vier Geschäftsfeldern innerhalb der Gruppe und der Marke Industry Solutions zugeordnet. Die Steuerung des internationalen Geschäfts mit Fokus auf 23 Regionen weltweit erfolgt aus dem Hauptsitz in Tübingen. Bernd Schenzle, Geschäftsfeldleiter Construction & Assembly bei CHT, beantwortete die Fragen von Birgit Megges zu den Trends in der Bauchemie und den Neuerungen in seinem Bereich.

CHEManager: Herr Schenzle, wie ist der Bereich Construction & Assembly von CHT technologisch aufgestellt?

B. Schenzle: Das Technologiespektrum der CHT beinhaltet neben Spezialharzen auf Acrylat- und Silikonbasis im Wesentlichen Hydrophobierungsmittel und Rheologieadditive auf Basis nachwachsender Rohstoffe, Entschäumer sowie Spezialadditive, um Oberflächen zu verändern bzw. die Leistungsfähigkeit von Beschichtungen zu verbessern. Komplettiert wird das Angebot durch Pigmente.

Damit ist die CHT-Gruppe technologisch sehr gut aufgestellt, um unsere Kunden jetzt und in der Zukunft mit einem optimalen Angebot zu unterstützen. Ferner haben wir das Ziel, uns durch die Akquisition von neuen und passenden Technologien zu verstärken.

Wie gestaltet sich die Kundenbetreuung derzeit und welche Änderungen sind hier beabsichtigt?

B. Schenzle: Strategische Kunden werden im Direktvertrieb von lokal ansässigen Vertriebsmitarbeitern der Unternehmensgruppe betreut. Ergänzt wird die Vertriebsstruktur durch internationale Distributoren, wie z.B. die TER-Gruppe, HSH, Triconor, Soconomar oder die mexikanische Pyosa-Gruppe, die allesamt Experten in den für CHT-relevanten Marktsegmenten sind.

Der aktuelle Fokus gilt der Ausweitung unserer Vertriebsaktivitäten. Dabei unterstützen uns unsere weltweiten Tochtergesellschaften. Weiterhin forcieren wir den Aufbau eines Key Account Managements und gehen weitere Vertriebspartnerschaften mit Distributoren ein, die sowohl von ihrer Geschäftsphilosophie als auch von ihrer Unternehmenskultur zur CHT passen.

Warum war es Ihrer Meinung nach nötig, den Bereich neu zu organisieren?

B. Schenzle: Das Geschäftsfeld Construction & Assembly hat sich innerhalb der gesamten Gruppe im Rahmen von Diversifizierungsaktivitäten eher opportunistisch entwickelt. Dabei fällt auf, dass je nach Region und Marktteilnehmern CHT unterschiedlich bekannt ist. Das Potenzial unseres innovativen Produkt- und Serviceangebots ist daher bei Weitem noch nicht ausgeschöpft. Als Konsequenz hat sich das Führungsteam in den vergangenen zwei Jahren verstärkt auf die Brandpositionierung in den unterschiedlichen Märken fokussiert und sich auch organisatorisch entsprechend neu aufgestellt.

Welche Marktsegmente hat CHT hauptsächlich im Blick?

B. Schenzle: Die Gruppe hat alle Komponenten im Sortiment, mit denen ökologische Farben und Beschichtungen herzustellen sind. Natürlich liegt unser Fokus im Bereich der Architekturfarben. Industriebeschichtungen, Holzlacke und Druckfarben komplettieren das Marktsegment, das im Geschäftsbereich Paints & Coatings bedient wird. Daneben haben wir einen Schwerpunkt bei den mineralischen Baustoffen, die ebenfalls einen Geschäftsbereich darstellen. Hier geht es hauptsächlich darum, den Kunden nachhaltige Alternativen zur Methylcellulose anzubieten. Darüber hinaus wird auch die Welt des Betons für die Gruppe immer wichtiger, insbesondere Produkte und Additive, die der Betonveredlung dienen.

Welche allgemeinen Trends in der Bauchemie spielen für die Behauptung auf diesen Märkten die größte Rolle?

B. Schenzle: Die Baubranche gilt nicht gerade als innovativer Front Runner. Die Gründe für das eher konservative, zum Teil schon etwas schwerfällige, Umsetzen von neuen Trends liegen sicherlich in den zu erfüllenden Normen und Spezifikationen sowie den teilweise langwierigen Bauzulassungsverfahren. Jedoch nehmen wir in den vergangenen Jahren eine höhere Innovationsrate wahr. Zahlreiche Start-ups haben sich gegründet. Das steigende Bewusstsein der Konsumenten und der Wunsch nach einem gesunden und schadstofffreien Wohnraum haben den Begriff des ökologischen Bauens zum wichtigen Treiber werden lassen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, benötigt man eben auch nachhaltige Baumaterialien bzw. nachhaltige Chemikalien und Herstellungsprozesse.

Darüber hinaus sorgen die weltweite Urbanisierung sowie steigende Wohnraumpreise und knappere Ressourcen dafür, dass schnelles, leichteres sowie kosteneffizientes Bauen zunehmend wichtiger wird.

Als Unternehmen im Stiftungsbesitz nehmen wir hier eine ganz besondere Rolle ein. Unternehmerische Verantwortung für die Umwelt und die Gesellschaft ist seit langem im Vermächtnis des Unternehmensgründers festgelegt. Bei Investitionen betrachten wir daher niemals den kurzfristigen „Return on Investment“, sondern bewerten immer die langfristigen und nachhaltigen Auswirkungen. Beispiele sind unsere Carbonbeton-Forschung oder die Entwicklung von neuen rheologischen Additiven auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen.

Welche Zielgruppen sprechen Sie mit Ihren Produkten hauptsächlich an?

B. Schenzle: In entwickelten Märkten sind es im Wesentlichen die Kunden, die selbst in Sachen Nachhaltigkeit und Innovation zuhause sind bzw. sich entsprechend positionieren möchten. In den Schwellenländern sind unsere Zielgruppen Kunden, die von lösungsmittel- auf wasserbasierte Technologien umstellen möchten bzw. eine Alternative zu Methylcellulose in mineralischen Anwendungen oder Farben suchen.

Wie wichtig sind für Sie die Themen Nachhaltigkeit und Innovation?

B. Schenzle: Wir verstehen ein nachhaltiges Wirtschaften und Handeln nicht nur als Verpflichtung gegenüber den künftigen Generationen, sondern auch als Chance für eine langfristig erfolgreiche Zukunftsstrategie, die wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlicher und sozialer Verantwortung und dem Schutz der Umwelt verbindet. Als innovatives Chemieunternehmen legen wir unseren Fokus in die Entwicklung von Produkten und Verfahren, die in industriellen Prozessen zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Um ein weiteres Beispiel zu nennen: Unser Forschungsteam entwickelt momentan in Zusammenarbeit mit einem Kernkunden eine neue, hocheffektive marine Beschichtung. Hierbei ist das Ziel, Biozide gänzlich zu eliminieren.

Ein innovatives Baumaterial für die Zukunft ist Textilbeton, der mit Carbon-, Glasfaser- oder Kunststoffgewebe anstatt mit Stahl verstärkt ist. Was trägt CHT zur weiteren Entwicklung von Textilbeton bei?

B. Schenzle: Leichtbau ist ein Schlüsselbegriff für zukünftiges Bauen, nicht nur, um den enormen Bedarf an Wohnraum und Infrastruktur zu decken, sondern auch, um den Erhalt der Bausubstanzen zu unterstützen und gleichzeitig eine effizientere Nutzung endlicher Ressourcen zu unterstützen. Im Rahmen der Megatrends hat sich die CHT vor einigen Jahren gemeinsam mit Partnern dem Thema Textilbeton angenommen und verfügt heute nicht nur über das innovative Know-how, um chemische Beschichtungen zu entwickeln, die aus Fasern tragfähige Betonteile entstehen lassen. CHT verfügt auch über das Anwendungswissen, um mit dieser Technologie individuelle Baudesigns mit maßgeschneiderten Werkstoffeigenschaften zu ermöglichen und diese auch technologisch umzusetzen.

Auf die Entwicklung welcher Materialien werden Sie in der näheren Zukunft Ihr Hauptaugenmerk richten?

B. Schenzle: Den Verbrauch von Methylcellulosen sowie von synthetischen Rheologieadditiven in Farben und Trockenmörteln halten wir für ökologisch bedenklich. Wir werden daher unsere Anstrengungen weiter verstärken, um unser existierendes Portfolio in naher Zukunft mit weiteren Ersatzprodukten auf Polysaccharid-Basis zu verstärken.

Ein besonderes Augenmerk werden wir auch weiterhin auf die Entwicklung von Produkten legen, die den Erhalt und die Langlebigkeit von Bauwerken – insbesondere von Infrastruktur– unterstützen, wie z.B. silikonbasierte Additive zur Verhinderung von Schimmel- oder Algenbewuchs oder physikalischen Schäden wie Rissbildung.

Einfach zusammengefasst liegt unser Fokus in der Entwicklung von nachhaltigen Produkten und Prozesslösungen, die unsere Kunden unterstützen, sich selbst erfolgreich im Markt zu positionieren.