Chemie & Life Sciences

Ökologischer Fußabdruck mit biobasierten Tensiden

Industrie punktet mit nachhaltigen Inhaltsstoffen für Wasch- und Reinigungsmittel

07.10.2019 -

Putzen und Waschen sind für die meisten Menschen ein notwendiges Übel. Trotzdem sind Gesundheit und Hygiene zu Hause sowie in öffentlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern und Schulen unerlässlich. Verbraucher wünschen sich heute Wasch- und Reinigungsmittel, welche nicht nur einfach zu handhaben und leistungsstark sind, sondern die Umwelt schonen. Die Industrie hat sich mit der Herstellung von nachhaltigen Inhaltsstoffen für Wasch- und Reinigungsmittel auf die Wünsche der Verbraucher sowie der Industriellen und Institutionellen (I&I) Reinigungsindustrie eingestellt.

Tenside, als einer der wichtigsten Inhaltsstoffe für Wasch- und Reinigungsmittel, sind ein Beispiel dafür. Der Einsatz von biobasierten Tensiden kann zu einem besseren ökologischen Fußabdruck beitragen.

Unter biobasiert wird der teilweise oder vollständige Einsatz von Biomasse als Ausgangsmaterial zur Herstellung von chemischen Produkten verstanden, so dass weniger fossile Rohstoffe benötigt werden. Aufbauend auf einem Mandat der EU, die Europa zur ersten Bioökonomie der Welt machen will, bietet die neu entwickelte vorläufige Norm prEN17035 seit Kurzem eine einheitliche und transparente Definition und Segmentierung für biobasierte Tenside. BASF hat hier federführend an der Entwicklung der neuen Norm mitgewirkt und setzt sich für eine schnelle Umsetzung ein. Dem Unternehmen ist es wichtig, dass die Industrie eine einheitliche und verständliche Sprache für alle Marktbeteiligten spricht und Transparenz für die Kaufentscheidung schafft.

Berechnung von biobasierten Tensiden
In der Norm prEN17035 werden biobasierte Tenside klassifiziert (s. Tab.). Die Festlegung des biobasierten Anteils erfolgt auf der Basis des nachwachsenden Kohlenstoffanteils im jeweiligen Tensid. Die Bestimmung erfolgt entweder durch die Radiocarbon-­Methode gemäß EN16640, der Kombination der Radiocarbon-Methode mit der Elementaranalyse gemäß EN 16785-1 oder mit der Materialbilanz gemäß EN16785-2.

Leistung von biobasierten Tensiden

„Die Leistung von biobasierten Tensiden
wird nicht durch die Herkunft der Rohstoffe bestimmt,
sondern durch die Tensidstruktur.“

Die Leistung von biobasierten Tensiden wird nicht durch die Herkunft der Rohstoffe bestimmt, sondern durch die Tensidstruktur. Daher gelten selbstverständlich alle bestehenden Regelwerke wie Detergentienverordnung oder REACh auch für biobasierte Tenside. Die Mindestanforderungen bezüglich Nachhaltigkeit für ein neues biobasiertes Tensid sowie für ein bestehendes Tensid unterscheiden sich nicht. Darüber gilt ebenfalls die Bioabbaubarkeit nach OECD 301 Reihe oder ISO14593 ein.
Der Ersatz von fossilen Rohstoffen durch strukturell identische Rohstoffe auf nachwachsender Basis ändert die Eigenschaften der biobasierten Tenside nicht, so dass auch die daraus hergestellten Wasch- und Reinigungsmittel die gewohnte Wasch- und Reinigungsleistung aufweisen.
Biobasierte Tenside können in ausgewählten Fällen zudem aufgrund anderer struktureller Bausteine spezifische Eigenschaften und Fähigkeiten wie z. B. ein verbessertes Emulgiervermögen besitzen, die Tenside mit fossilen Rohstoffen nicht aufweisen können. Dies kann in der Folge auch zu neuen Eigenschaften in Endprodukten wie bspw. einer verbesserten Langzeitstabilität führen. Generell ist aber festzustellen, dass Funktionalität und Abbauverhalten bei den meisten fossilen Tensiden und den biobasierten Tensiden vergleichbar sind.

Reaktion des Markts

„Die Anzahl an Produkten,
die mit erneuerbaren Rohstoffen als Inhaltsstoffe
verwendet werden, steigt stark an.“

Die Anzahl an Produkten, die mit erneuerbaren Rohstoffen als Inhaltsstoffe verwendet werden, steigt stark an. Laut einer Mintel-Studie aus dem Jahr 2019 wird der globale Markt für biobasierte Tenside im Jahr 2020 voraussichtlich auf 2,3 Mrd. USD wachsen (2012: 1,6 Mrd. USD).
Das breite Portfolio der BASF bietet biobasierte Tensid-Lösungen für zahlreiche Anwendungen, entweder als Alternative für ein fossilbasiertes Produkt, um den CO2-Fußabdruck zu reduzieren, oder neue Produkte, die Eigenschaften aufweisen, die nicht durch fossile Rohstoffe erreicht werden können. Insgesamt hat die BASF über 80 biobasierte Tenside für die verschiedensten Anwendungen in der Wasch- und Reinigungsmittelindustrie im Portfolio – von Alkyl-Poly­glykosiden (APGs) über Alkoholethoxylate bis hin zu Spezialtensiden.

Auswirkung auf die Konsumenten
Vor allem Millenials, also die Generation der heute 24- bis 38-Jährigen, sind sich der Verantwortung für die Umwelt bewusst und suchen aktiv nach nachhaltigen Produkten. Dies zeigt sich auch in aktuellen Umfragen. Aus der Mintel-Studie 2019 geht hervor, dass 33-38 % der befragten Waschmittelnutzer in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien sagen, dass „besser für die Umwelt“ der entscheidende Faktor für den Kauf eines Waschmittels ist. Auch die Bereitschaft, für nachhaltige Produkte einen höheren Preis zu zahlen, steigt zunehmend. Der Konsument kann durch sein Kaufverhalten und die aktive Nutzung von Produkten, die biobasierte Tenside beinhalten, aktiv zum Klima- und Umweltschutz beitragen. Biobasierte Produkte können aus nachwachsenden Rohstoffen (wie z. B. zertifiziertes Palmöl) oder aber durch das Biomassebilanz-Verfahren der BASF hergestellt werden. In der Anwendung sowie der Wasch- und Reinigungsleistung ändert sich für die Konsumenten nichts, jedoch können CO2 eingespart und natürliche Ressourcen geschont werden.


Zur Person
Kerstin Kieser
hat einen Bachelor-Abschluss in International Business Management/East Asia und einen MBA-Abschluss der Universität West Florida. Von 2011 bis 2018 war sie im Einkauf der BASF zuständig für die strategische Beschaffung von Großanlagen in Europa. Seit 2019 ist sie als Senior Segment Managerin im operativen Marketing von I&I (Industrial and Institutional) Cleaning in Europa tätig. Zusätzlich ist Kieser die zentrale Ansprechpartnerin für Nachhaltigkeit bei Home Care und I&I in Europa.

Zur Person
Jürgen Tropsch
startete 1990 nach dem Studium der Chemie an der Universität Erlangen-Nürnberg in der BASF im damaligen Kunststofflaboratorium. 1998 wechselte er in die Entwicklung und Anwendungstechnik für Tenside. 2007 erfolgte die Ernennung zum Senior Expert für Tenside, zwei Jahre später erhielt Tropsch den Innovationspreis der BASF für die Entwicklung neuer, nichtionischer Tensidklassen. Seit 2013 leitet er zudem die Arbeitsgruppe 3 für Bio-Tenside innerhalb der CEN/TC-276 (Surface-active Agents).

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