Logistik & Supply Chain

Effiziente und sichere Routen für Lkw auch im Sinne der Chemielogistik

Effiziente, kurze und sichere Routen für Lkw auch im Sinne der Chemielogistik

09.10.2019 -

Bereits im Jahr 2015 wurde in Nordrhein-Westfalen (NRW) ein Projekt für ein Lkw-Navigationssystem mit Lkw-Vorrangrouten gestartet (s. hierzu Beitrag „Logistikverkehre regeln und optimieren“). Das Projekt soll nun auch über die bislang beteiligten Kreise und über die NRW-Landesgrenzen hinaus Interesse und Anwendung finden. Für CHEManager sprach Jan Hinterlang vom Verband der Chemischen Industrie Nordrhein-Westfalen (VCI NRW) mit dem Leiter der Standortlogistik der Currenta, Martin van Nooy, zu den Hintergründen und Zielen dieses Projekts.

CHEManager: Herr van Nooy, Sie sind Mitglied im Lenkungsausschuss des Projekts „Effiziente und stadtverträgliche Lkw-Navigation für NRW“. Was genau verbirgt sich hinter diesem Titel?
Martin van Nooy: Wer tagsüber die Staunachrichten für NRW einschaltet weiß, dass die Straßen in Nordrhein-Westfalen bis runter auf die kommunale Ebene chronisch überlastet sind. Das im Auftrag des Verkehrsministeriums NRW landesweite Gemeinschaftsprojekt einer effizienten und stadtverträglichen Lkw-Navigation von Verkehrsverbund Rhein-Sieg sowie den Kommunen, IHKs und weiteren Partnern zielt deswegen darauf ab, dass die äußerst knappen Straßenkapazitäten bestmöglich ausgenutzt werden.
Kreise und Kommunen speisen Infos zu Vorrangrouten und Restrik­tionen für Lkw auf einer zentralen Plattform ein und diese werden dann den Herstellern von Navigationskarten zur Verfügung gestellt. Von dort gelangen die Informationen zu den verschiedenen Dienstleistern und in die Navigationsgeräte.
Diese Streckenempfehlungen unterstützen dann den Fahrer beim sicheren Navigieren. Lkw landen so nicht mehr in für sie ungeeigneten oder gesperrten Strecken, bringen sich und andere nicht in Gefahr und blockieren nicht den Verkehr. Das System berücksichtigt dabei beispielsweise alle Höhen-, Gewichts- und Breitenbegrenzungen oder auch Durchfahrtsverbote.

Können Speditionen und ihre Lkw-Fahrer jetzt schon von den kommunalen Daten profitieren?
M. van Nooy: Ja, mit dem letzten Update des Anbieters Here Maps gehen ein Teil der Informationen schon über auf die Navis in den Fahrzeugen.
Damit wir wirklich von einem Erfolg sprechen können, müssen aber noch ein paar Schritte folgen. Es müssen, erstens, weitere Anbieter folgen. Zweitens müssen die Speditionen dafür sensibilisiert werden, ihre Fahrer zu informieren und ihre Navis regelmäßig upzudaten. Drittens, die Kommunen sind in der Pflicht, ihre Daten aktuell zu halten und, viertens, kann das Projekt erst sein volles Potenzial ausschöpfen, wenn es flächendeckend ausgerollt wird. Zurzeit sind NRW-weit bereits 180 Kreise und Kommunen dabei, bis Ende 2020 sollen alle NRW-Kommunen einsteigen können. Ziel wäre es, dass das Projekt als Best Practice-Initiative auch über NRW hinaus dient.

Warum brauchen wir dieses Projekt?
M. van Nooy: Kurz gesagt, aus Sicherheitsgründen und auch als Beitrag zur Unterstützung der Luftreinhalte-Pläne unserer Kommunen. Festgefahrene Lkw, aufwändige Bergungsaktionen, Unfälle, die zu Schäden an Brücken führen, ärgern Lkw-Fahrer, Speditionen, Kommunen, Bürgerinnen und Bürger und die Kunden der Lieferungen gleichermaßen. Zuverlässige Informa­tionen für die Fahrerinnen und Fahrer „auf dem Bock“ und ein sicheres Routing über dieses Projekt tragen zu einer Verstetigung des Verkehrs bei und sind somit gleich für ganz viele Leute ein Gewinn.
Nun sind Sie kein Vertreter eines Speditionsunternehmens, sondern als Leiter der Currenta-Standortlogistik ein Vertreter eines Chemieparkbetreibers.

Warum treibt gerade Sie das Thema Lkw-Navigation um?
M. van Nooy: Die Currenta als Betreiber der Chemparks in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen und unsere Standortunternehmen sind auf funktionierende Verkehrswege angewiesen – das gilt für die Straße, die Schiene und die Wasserstraße. Wenn Lkw effizient, auf dem für sie kürzest möglichen und sichersten Weg zu uns kommen und uns verlassen, ist das in unserem ureigenen Interesse. Wenn wir also über die Mitarbeit bei dem Projekt, dazu beitragen können, dass künftig die Routenwahl so ausfällt, dass die Infrastruktur geschont wird und die Akzeptanz für unverzichtbare Lkw-Verkehre bei der Bevölkerung wächst, tragen wir ganz konkret dazu bei, unsere Versorgungssicherheit zu verbessern.

ZUR PERSON

Martin van Nooy, ist seit November 2013 bei der Currenta beschäftigt. Im Bereich der Chempark-Entwicklung ist er dort standortübergreifend für alle Themen der Standortlogistik verantwortlich. Martin van Nooy, begann seine berufliche Laufbahn als Dipl.-Ing. Verfahrenstechnik und ist seit über 25 Jahren in der Chemieindustrie tätig. Er kann auf umfangreiche und internationale Managementerfahrungen aus Produktion, IT, Technik, Einkauf und Logistik namhafter internationaler Konzerne und mittelständischer Unternehmen der Chemiebranche zurückblicken.