Chemie & Life Sciences

Flexibilität für die Pharmalogistik

Single Use Bags bieten sichere Transportmöglichkeiten für biopharmazeutische Substanzen

21.01.2020 -

Single Use Support – oder kurz SUSupport – wurde 2016 von Johannes Kirchmair und Thomas Wurm gegründet. Das Team umfasst heute knapp 30 Mitarbeiter und wird laufend erweitert. Das Unternehmen ist auf die Entwicklung und Produktion von mechatronischen Anlagen für die Biopharmaindustrie spezialisiert und schließt damit die Lücke zwischen dem Down-Stream- und dem Fill-und- Finish-Prozess in der Biopharmaindustrie. Das österreichische, in Kufstein angesiedelte Unternehmen agiert von diesem Standort aus weltweit und entwickelt Lösungen in Kooperation mit internationalen Pharmaunternehmen. CHEManager befragte die beiden Geschäftsführer Johannes Kirchmair und Thomas Wurm zu den bisherigen Erfolgen und Zielen des Unternehmens. Die Fragen stellte Birgit Megges.

CHEManager: Mit welcher Geschäftsidee sind Sie 2016 auf den Markt gegangen?
Johannes Kirchmair: Nach langjähriger Berufserfahrung in der Biopharmabranche wurden für uns Schwachstellen in den Herstellungs- und Logistikprozessen immer offensichtlicher. Regelmäßig werden auch heute noch ganze Lieferungen an lebenswichtigen und hochwertigsten Substanzen – sogenannte Drug Substances – aufgrund von Materialfehlern der Behältnisse, durch Verunreinigungen, durch Unterbrechen der Kühlkette oder einfach nur durch unsachgemäßes Handling unbrauchbar. Wir erkannten, dass es innerhalb der Branche eine technologische Lücke zwischen Drug Substance und Drug Product Site gab, die Pharmakonzerne nicht im Stande waren zu schließen. Somit war unsere ursprüngliche Geschäftsidee, Technologien zu entwickeln, die das Risiko von Biokontamination und Produktverlust in Richtung 0  % minimieren und die Patientensicherheit erhöhen. In einem Garagen-Office begannen wir zu zweit zu forschen, zu entwickeln und erste Prototypen herzustellen.

In welchem Maße haben Sie Ihr ursprüngliches Portfolio bis heute erweitert?
Thomas Wurm: Zu allererst entwickelten wir die ersten RoSS Shells. RoSS steht dabei für Robust Storage and Shipping. Dabei handelt es sich um ein innovatives Transportsystem, das es ermöglicht, hochwertige Substanzen in sogenannten Single Use Bags sicher, steril und tiefgekühlt rund um den Globus zu transportieren. Heute gibt es RoSS Shells in unterschiedlichen Größen, abgestimmt auf die diversen Single Use Bags der Pharmaunternehmen.
J. Kirchmair: Mittlerweile bieten wir neben unseren RoSS Shells auch Abfüllmaschinen und mechatronische Anlagen in unterschiedlichen Größen zum kontrollierten Einfrieren und Auftauen von Substanzen an, ebenso wie ein mobiles Testsystem, mit dem Single Use Bags auf Dichtigkeit geprüft werden.

„Der Trend geht heute jedoch klar in Richtung Single-Use-Technologie.“ Thomas Wurm

Welche Vorteile bieten Ihre Lösungen für die Biopharma-Logistikkette?
T. Wurm: In der Biopharmaindustrie war die Verwendung von riesigen Edelstahlbehältern für die Aufbewahrung und Kühlung von biopharmazeutischen Stoffen lange Zeit üblich. Der Trend geht heute jedoch klar in Richtung Single-Use-Technologie. Durch unsere Produkte und den Einsatz von Sterilkonnektoren wird eine Produktberührung mit nicht steriler Umgebung ausgeschlossen. Unsere ‚Scalable Platform‘ bietet darüber hinaus den Vorteil, dass unterschiedliche Volumina verarbeitet werden können, was Pharmaunternehmen maximale Flexibilität bietet. Zudem ist die Plattform kompatibel mit allen Single-Use-Bag-Herstellern.

Sie haben 2018 den Tiroler Innovationspreis und den Jungunternehmerpreis gewonnen. Auf welche Gründe führen Sie Ihre schnellen Erfolge zurück?
T. Wurm: Hier passt vermutlich der Vergleich David und Goliath ganz gut. Als „Supersmall Start-up-Unternehmen“ aus dem kleinen Tirol bieten wir bahnbrechende Lösungen für Biopharmagiganten weltweit und haben es dadurch schon mehrmals aufs Siegerpodest für diverse Auszeichnungen geschafft. Ende 2019 wurden wir vom renommierten österreichischen Magazin Gewinn als eines der Top Fünf Jung­unternehmen in Österreich sowie als Sieger in der Kategorie Export prämiert. Wir freuen uns über derartige Auszeichnungen. Noch mehr stolz sind wir jedoch, wenn wir Pharmaunternehmen aktiv dabei unterstützen können, dass lebenswichtige Medikamente schneller und sicherer eine größere Anzahl von Patienten erreichen.

Welche Herausforderungen haben Sie auf den Märkten – weltweit betrachtet – zu bestehen?
J. Kirchmair:  Als international agierendes Unternehmen haben wir natürlich auch mit sprachlichen und kulturellen Barrieren zu tun. Wir bekommen sehr viele Anfragen aus allen Teilen der Welt – hauptsächlich aus Asien und Amerika. Derzeit bauen wir ein weltweites Distributionsnetz auf. Seit 2019 verfügen wir beispielsweise über Salespartner und Distributoren in den USA, in China und Indien. Der Aufbau von Mitarbeitern in anderen Ländern mit unterschiedlichen gesetzlichen Rahmenbedingungen ist aus der Ferne nicht immer ganz einfach.

Einwegsysteme haben heute im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit keinen leichten Stand. Wie verträglich sind Ihre Single Use Bags? Wie sieht es rund um die Themen Entsorgung bzw. Recycling aus?
J. Kirchmair: Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind Themen, die weltweit alle Menschen bewegen und sowohl Politik als auch Wirtschaft beschäftigen. Da mag der Begriff Single Use Bag zu Recht etwas anachronistisch anmuten. Tatsache ist jedoch, dass im pharmazeutischen und auch klinischen Bereich großteils mit Single-Use-Komponenten gearbeitet wird, da 100 %ige Sterilität und somit Patientensicherheit gewährleistet sein müssen. Somit sind nicht nur die Kunststoffbeutel der Pharmaunternehmen sondern auch unsere RoSS-Schalen für den Single-Use-Gebrauch entwickelt worden. Nachhaltigkeit können wir dennoch durch die 100 %ige Recyclingfähigkeit aller Komponenten garantieren.

Warum haben Sie Österreich als Standort für Ihr Unternehmen gewählt? Ziehen Sie die Eröffnung weiterer Standorte in Erwägung?
T. Wurm: Ich denke, der Standort ist hier nicht wirklich entscheidend. Unsere Kunden sind quer über den ganzen Globus zerstreut. In Zeiten von Digitalisierung ist man quasi von überall aus nahe am Kunden. Besprechungen und Verhandlungen mit Kunden passieren größtenteils über Videokonferenzen. Johannes und ich reisen regelmäßig in die USA und nach Asien. Und es vergeht kaum eine Woche, in der nicht internationale Kundendelegationen zu Besuch bei Single Use Support sind. Neue Standorte sind derzeit nicht geplant. Wie bereits erwähnt, planen wir unser Partnernetz noch weiter auszubauen.

„Derzeit bauen wir ein weltweites Distributionsnetz auf.“ Johannes Kirchmair

Wie sehen generell Ihre zukünftigen Wachstumspläne aus?
J. Kirchmair: Aufgrund der überdurchschnittlichen Nachfrage wächst unser Unternehmen seit Unternehmensgründung kontinuierlich. Aktuell beschäftigen wir knapp 30 Mitarbeiter. 2020 werden wir die 40-Mitarbeiter-Marke überschreiten. Für 2020 planen wir einen Umsatz von 8 bis 10 Mio. EUR und für 2021 gehen wir von einer neuerlicher Umsatzverdopplung aus.

ZUR PERSON

Johannes Kirchmair und Thomas Wurm haben gemeinsam Wirtschaft und Management am MCI (Management Center Innsbruck) studiert. Im Anschluss waren sie in unterschiedlichen Branchen tätig (Energie und Pharma) und analysierten gemeinsam „berufliche Schmerzen“, mit denen sie tagtäglich konfrontiert waren. Eine konkrete Kundenanforderungen von einem namhaften Pharmakonzern brachte die beiden auf die Geschäftsidee, ein robustes, sicheres und gleichzeitig flexibles Transportsystem für biopharmazeutische Substanzen zu entwickeln.

 

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Single Use Support GmbH

Endach 36
6330 Kufstein
Austria