Chemie & Life Sciences

Erfolgsfaktoren für Start-ups in der Chemie

Gründung in der Chemiebranche ist nicht immer einfach, bietet aber riesiges Potenzial

17.02.2020 - Wie jede Branche ist auch die chemische Industrie einem stetigen Wandel unterzogen. Veränderungen des Markts und der Gesellschaft beeinflussen das Chemiegeschäft und erfordern auf Unternehmensseite Handlungsbedarf.

Hersteller und Distributoren von Chemikalien sind daher gezwungen, auf aktuelle Themen, wie bspw. zirkuläre Wirtschaft, Nachhaltigkeit und digitale Transformation einzugehen und neue Lösungen zu nutzen oder gar selbst zu schaffen.

Auf einige dieser Fragen haben Start-ups die passende Antwort. Mit ihren einfallsreichen Ideen, Produkten und Dienstleistungen treiben sie die Branche voran und bieten innovative Lösungsansätze. Von der Arbeit an revolutionären Chemikalien über nachhaltige Technologien bis hin zu innovativen Digitallösungen decken sie sämtliche Bereiche der Chemiebranche ab. Und obwohl ihr Kapital im Regelfall begrenzt ist, schaffen sie es aufgrund der Konzentration auf nur eine Innovation sowie schlanker Strukturen marktreife Lösungen hervorzubringen.

Digitalisierung des Chemiegeschäfts vorantreiben

Auch Chembid hat das Potenzial der Chemiebranche, als einem der umsatzstärksten Wirtschaftszweige weltweit, erkannt und widmet sich seit der Gründung im Jahre 2016 dem Thema der digitalen Transformation des Chemiegeschäfts. Zwar ist die Nutzung von Online-Kanälen in vielen asiatischen Märkten bereits fester Bestandteil des B-to-B-Beschaffungsprozesses, in anderen Teilen der Welt ist der gewerbliche Kauf von Chemikalien jedoch noch sehr traditionell und eher konservativ geprägt. Dieser Herausforderung stellt sich Chembid – mit dem Ziel, die Tragweite der digitalen Transformation und in diesem Zuge die Bedeutung digitaler Absatzkanäle in den Köpfen von Ein- und Verkäufern von Chemikalien und Kunststoffen weltweit zu verankern. Denn die Internetnutzung im B-to-B Bereich steigt und die Recherche nach alternativen Anbietern und Produkten wird für den User einfacher.

Für Unternehmen der chemischen Industrie ist eine Online-Präsenz und Sichtbarkeit über unterschiedliche digitale Kanäle daher unabdingbar. Hinzu kommt, dass immer mehr Digital Natives Einkäufer-Positionen besetzen und digitale Lösungen fordern. Ein Unternehmen, das online nicht auffindbar ist, ist für stark digital geprägte Einkäufer demzufolge oft weniger relevant oder nicht existent und kann somit potenzielle Neukunden-Chancen vergeben. Mit der Chembid-Plattform haben wir eine digitale Lösung geschaffen, die den Ein- und Verkauf von Chemikalien und Kunststoffen weltweit deutlich vereinfacht und den Anforderungen eines immer digitaler werdenden Markts gerecht wird.

Flexibilität und Nutzerorientierung als Kernkompetenzen

Ein Start-up zu führen, bedeutet auch, flexibel zu sein und die Entwicklungen und Bedürfnisse des Markts zu erkennen, Problemstellungen zu identifizieren und daraus stetig geeignete Lösungsansätze und Ideen zu entwickeln. Daher entschieden wir uns unmittelbar nach der Gründung, das ursprüngliche Marktplatzmodell abzulegen und eine übergeordnete, weltweit agierende Metasuchmaschine zu schaffen. Metasuchmaschinen, wie Flug- oder Hotelsuchmaschinen, sind in anderen Branchen bereits etabliert. Einzelne Marktplätze bilden dagegen nur einen Bruchteil der weltweit angebotenen Produkte ab. Mit Chembid ging daher in 2017 die bisher einzigartige Metasuchmaschine, die auf Chemikalien und Kunststoffe spezialisiert ist, an den Markt.

Die Plattform aggregiert die Angebote aus Marktplätzen und Onlineshops aus aller Welt und macht diese für den User an einer Stelle schnell und einfach und vor allem effizient und transparent vergleichbar. Mittlerweile ist die Plattform mit mehr als 5,3 Mio. Angeboten von über 145.000 Anbietern die weltweit größte Suchmaschine für Chemikalien und Kunststoffe (Stand Januar 2020).

Um diesem Titel weiterhin gerecht zu werden, wird das Plattformmodell stetig optimiert, erweitert und auf die aktuellen Bedürfnisse des Markts angepasst. Im täglichen Arbeiten bedeutet dies – wie für alle Start-ups –, in kurzen Zyklen Prototypen zu entwickeln und durch Tests zielführende Erkenntnisse zu gewinnen. Der Austausch mit den Nutzern der Plattform hat hierbei höchste Priorität.

Die Weiterentwicklung auf Basis eigener Hypothesen ist oftmals zwar schneller und einfacher und kann durchaus erfolgreich sein, die Befragung der eigenen Zielgruppe besitzt jedoch die höchste Priorität. Denn jede Hypothese benötigt ein Feedback aus dem Markt und von der relevanten Zielgruppe. Zwar ist dieses deutlich aufwändiger und zeitintensiver, jedoch lassen sich nur auf diese Weise konkrete und echte Bedürfnisse und Anforderungen des Markts und der Nutzer ableiten und die mitunter teure Entwicklung von irrelevanten Features und Services vermeiden.

Klassische Strukturen der Chemiebranche aufbrechen

Wer die traditionellen Strukturen der Chemiebranche aufbrechen sowie Kunden und Geschäftspartner von seiner Idee überzeugen möchte, sollte zudem Eigenschaften wie Ausdauer und Disziplin mitbringen. Auch wenn die Relevanz digitaler Sichtbarkeit vielen Unternehmen noch nicht bewusst ist, ist die Digitalisierung des Chemikaliengeschäfts dennoch spürbar. Durchhaltevermögen zahlt sich demnach aus.

“Wer die traditionellen Strukturen
der Chemiebranche aufbrechen will,
sollte Ausdauer und Disziplin mitbringen.“

Nicht zu unterschätzen ist darüber hinaus die Komplexität der Chemiebranche. Unternehmer sollten sich bereits vor der Gründung ihres Start-ups intensiv mit Branchengegebenheiten und speziellen Restriktionen auseinandersetzen. Wer sich Branchen-Know-how in Form von Fachpersonal oder externen Dienstleistern und Partnern zu eigen macht, kann diese Hürden erfolgreich bewältigen und von einem zukunftssicheren Umfeld profitieren. Die Zusammenarbeit mit Großunternehmen bietet für Start-ups ebenfalls Potenziale. Das Know-how und das Netzwerk des Unternehmens sowie die Investitionsbereitschaft und die Unterstützung bei der Überwindung bürokratischer Hürden verringern nicht nur das branchentypisch hohe finanzielle Risiko, sondern erhöhen aufgrund kürzerer Entwicklungszeiten die Erfolgswahrscheinlichkeit ihrer Idee.

Die Empfehlung für Start-ups in der Chemiebranche lautet daher: klein starten, aber von Beginn an groß denken. Und niemals entmutigen lassen!

Zur Person
Christian Bürger ist seit 2016 Geschäftsführer bei Chembid. Zuvor betrieb er als Geschäftsführer seines eigenen Unternehmens u. a. eine Vermittlungsplattform für Technologiepositionen in Industrieunternehmen, unterstützte Firmen im digitalen Marketing und Unternehmensaufbau und war nach seinem Studium in den Bereichen Business Development und Marketing bei Mitsubishi Electric und ThyssenKrupp tätig.

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