Standorte & Services

IP Höchst setzt Zeichen in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

Standortbetreiber will zeigen, dass sich industrielle Produktion und Klimaschutz nicht ausschließen

19.03.2020 -

Der Kohleausstieg ist bei der aktuellen Klimaschutz-Diskussion immer wieder ein Thema – im Industriepark Höchst wird er bis Ende 2022 Realität. Infraserv Höchst, die Betreibergesellschaft des 4,6 km² großen Chemie- und Pharmastandortes in Frankfurt am Main, investiert derzeit einen dreistelligen Millionenbetrag in den Bau von zwei neuen Gasturbinenanlagen sowie in die Modernisierung der bestehenden Gasturbine. Mit der Inbetriebnahme der neuen Turbinen endet die Kohlenutzung für die Energieversorgung im Industriepark. Damit geht eine signifikante Vermeidung klimaschädlicher CO2-Emissionen einher. Doch Nachhaltigkeit ist nicht nur bei der Energieversorgung ein zentrales Thema für den Parkbetreiber und die rund 90 Standortgesellschaften mit ihren etwa 22.000 Mitarbeitern.

Noch lässt die Baustelle im Nordteil des Industrieparks nicht erahnen, was dort entsteht. Dabei wird hier ein zukunftsweisendes Großprojekt realisiert, das einen Meilenstein in der Weiterentwicklung des Standortes darstellt: Mit den Gasturbinenanlagen wird die Energieversorgung effizienter, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standortes und der produzierenden Gesellschaften gestärkt. So wichtig wie die ökonomischen Aspekte dieser Groß-Investition sind auch die ökologischen Vorteile: Mit dem Verzicht auf Kohle als Energieträger ist die Vermeidung klimaschädlicher CO2-Emissionen in einer Größenordnung von rund 1 Mio. t/a verbunden.

Strategie zur Steigerung der Energieeffizienz
„Dank der Investitionen wird der Industriepark Höchst in Sachen Energieeffizienz künftig einen Spitzenplatz unter den europäischen Produktionsstandorten der Chemie- und Pharmaindustrie einnehmen“, sagt Geschäftsführer Joachim Kreysing. International wettbewerbsfähige Energiepreise sind für produzierende Unternehmen in der energieintensiven Chemie-Indus­trie entscheidende Erfolgsfaktoren. „Nicht zuletzt aufgrund unserer effizienten Erzeugungs- und Versorgungsstrukturen konnten wir uns bislang im globalen Standort-Wettbewerb sehr gut behaupten. Die aktuellen Investitionen sind enorm wichtig, damit wir auch weiterhin mit anderen Regionen der Welt mithalten und damit viele Arbeitsplätze in der Rhein-Main-Region sichern können“, erläutert der Vorsitzende der Geschäftsführung, Jürgen Vormann.

60 % mehr Stromerzeugungskapazitäten
Die eigenen Stromerzeugungskapazitäten werden mit den neuen Gasturbinenanlagen werden um 60 % auf 478 MW. Noch wichtiger als der Strom ist die Wärme, die die produzierenden Unternehmen benötigen. Durch die neuen Kapazitäten ist der Industriepark auch für Neuansiedlungen und Produktionserweiterungen gerüstet und somit zukunftsorientiert aufgestellt.
Aktuell arbeitet ein aus 60 Experten unterschiedlicher Bereiche bestehendes Team daran, die Projekte plangemäß umzusetzen. Die neuen Anlagen haben eine Leistung von jeweils 88 MW elektrisch. Nachgeschaltet sind jeweils zwei Abhitze-Dampferzeuger, die jeweils pro Stunde bis zu 200 t, mehr als 500 °C heißen Hochdruckdampf sowie maximal 22 t Niederdruckdampf erzeugen können

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Die Gasturbinen-Projekte fügen sich nahtlos in das Energieversorgungs-Konzept ein, bei dem Effizienz und Wirtschaftlichkeit, aber auch Nachhaltigkeit von großer Bedeutung sind. Im Industriepark gibt es eine der größten Biogas-Anlagen Deutschlands, in der organische Abfälle und ein Teil der am Standort anfallenden Klärschlämme in Biogas umgewandelt werden. Ein wichtiger Baustein dieses Versorgungskonzeptes der Standortgesellschaften ist die Ersatzbrennstoffanlage, die mit einer Kapazität von rund 700.000 t/a zu den größten ihrer Art in Deutschland gehört. In dieser Anlage werden heizwertreiche Bestandteile von Siedlungs- und Gewerbeabfällen thermisch verwertet.
Zur Wärmeversorgung trägt auch die Klärschlammverbrennungsanlage bei. Die Klärschlämme aus der Abwasserreinigungsanlage, in der Produktions- und Sanitärabwässer gereinigt werden, werden in dieser Anlage nicht nur umweltgerecht entsorgt, sondern die Abwärme aus dem Verbrennungsprozess wird darüber hinaus in die Versorgungsnetze des Standortes eingespeist. Gleiches gilt für die Abwärme aus anderen Produktions- und Verbrennungsanlagen des Industrieparks – allein durch dieses hocheffiziente und umweltfreundliche Konzept werden CO2-Emissionen in einem erheblichen Ausmaß reduziert. Würde die entsprechende Energiemenge in einem klassischen Kohlekraftwerk produziert, entstünden 200.000 t/a klimaschädlicher Emissionen zusätzlich. Auf rund 300.000 t summiert sich die CO2-Vermeidung, die mit der konsequenten Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung verbunden ist.

Wasserstofftankstelle für Brennstoffzellenloks
Der Industriepark ist ein hocheffizienter Produktionsverbund, in dem Neben- und Koppelprodukte aus Prozessen eines Unternehmens häufig als Rohstoff oder Vorprodukt einer anderen Firma eingesetzt werden können. Eines dieser Koppelprodukte ist Wasserstoff – ein Element, das entscheidend zur Entwicklung umweltfreundlicher Mobilitätslösungen beitragen könnte. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet der Parkmanager an Modellprojekten zur Weiterentwicklung der Wasserstoffinfrastruktur und der Erprobung von Fahrzeugen mit Brennstoffzellen-Antrieb mit. So entstand bereits 2006 die erste öffentliche Wasserstofftankstelle Hessens. Derzeit arbeitet man an der nächsten Tankstelle – allerdings an einer für Lokomotiven. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund will ab 2023 insgesamt 27 Loks mit Brennstoffzellenantrieb auf den nichtelektrifizierten Strecken der Region einsetzen. Diese Loks sollen dann hier betankt werden. So leistet der Industriepark durch innovative Produkte der Standortgesellschaften und die hocheffizienten Energieversorgungs-Infrastrukturen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, aber auch durch die Rolle bei der Entwicklung von zukunftsfähigen Mobilitätskonzepten.

Nachhaltigkeit in der Ausbildung
Nachhaltigkeit spielt sich nicht nur in Form von Projekten und Produktentwicklungen ab, sondern auch in den Köpfen der Mitarbeiter. Um das Bewusstsein für den schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen frühestmöglich zu schärfen, hat die Infraserv-Tochtergesellschaft Provadis als Fachkräfteentwickler gemeinsam mit Partnern das Projekt ANLIN „Ausbildung fördert Nachhaltigkeit in der Industrie“ ins Leben gerufen. Aus diesem Projekt ist ein Qualifizierungskonzept für Betriebe hervorgegangen, dessen Ziel es ist Junior-Experten für Nachhaltigkeit im Betrieb auszubilden, das Thema Umweltschutz als festen Teil in die Ausbildung zu integrieren und somit Auszubildende für den Klimaschutz zu sensibilisieren. Provadis fügt sich damit in die Reihe der zahlreichen Unternehmen ein, die in klimafreundliche Lösungen investieren. Diese Mission wird in den kommenden Jahren kontinuierlich ausgebaut – damit man Wegweiser bleibt und zeigt, dass sich Energieerzeugung, industrielle Produktion und Klimaschutz nicht ausschließen.

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Infraserv GmbH & Co. Höchst KG

Industriepark Höchst, Gebäude C 770
65926 Frankfurt am Main