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WVIS-Kolumne - Neues aus dem Industrieservice: Klimawandel und Fachkräftemangel - passt das zusammen?

19.03.2020 -

Kennen Sie das Wort von der „Wohlstandsverwahrlosung“? Dieses von einem hochrangigen deutschsprachigen Politiker mitgeprägte Wort beschreibt den Zustand einer Gesellschaft, die einerseits in ihrer Ich-Bezogenheit verlernt hat bescheidener und solidarischer zu sein, andererseits die materiellen aber auch politischen Segnungen freiheitlich demokratischer Gesellschaften als selbstverständlich konsumiert. Vor diesem Hintergrund muss man eigentlich dankbar sein, dass es einer Greta Thunberg gelungen ist weltweit junge Menschen zu bewegen, zumindest über einen, zweifelsohne wichtigen Teilaspekt nachzudenken und sich zu Wort zu melden: den Klimawandel.

Doch wie weiter? Wieder einmal wird reflexartig mehr über Verbote gesprochen und die Industrie an den Pranger gestellt. Keine Frage, Plastikabfälle z. B. gehören nicht in die Meere. Doch das ist nicht die Schuld der Kunststoffe, sondern der Menschen und Ihrer Verhaltensweisen, die lieber wegwerfen, statt intelligent stofflich oder energetisch zu verwerten. Wir müssen nach Antworten suchen, die nicht Rückschritt sondern innovative Lösungen bringen.
Dazu braucht es gut ausgebildete Menschen, denn Menschen bewegen Industrie. Es sind die gut ausgebildeten Fachkräfte, die darüber entscheiden, ob und in welchem Tempo Innovationen in nachhaltige, effizientere Prozesse bzw. Projekte fließen können. Aber gerade hier laufen wir in ein Problem: deren Verfügbarkeit.

Treiber der Wirtschaft
Die Industrie und insbesondere auch der Anlagenbau konnten in der Vergangenheit durch die Leistungen eines qualifizierten Indus­trieservice den Fachkräftemangel abfedern. Mit Blick auf zukünftige Herausforderungen und den Fachkräftemangel haben sich die Industrieunternehmen bisher auf ein erweitertes Outsourcing verlassen können. Der Industrieservice versteht sich als Treiber für eine funktionierende Wirtschaft und darin ist auch seine Stärke zu sehen. Seine Leistungen ermöglichen erst die Entkopplung des Kerngeschäfts von den Nebenprozessen und dem Standortbetrieb. Industrieservice garantiert, dass neue Investitionen reibungslos in die Produktion fließen. Er ist prädestinierter Partner, wenn neue effizientere und klimaschonende Technologien und Prozesse beim Kunden implementiert werden. Mit dem Know-how seiner Fachkräfte unterstützt der Industrieservice seine Kunden dabei, Verfahren weiterzuentwickeln und zukunftsfähig zu machen.
Nun wird aber immer deutlicher, dass auch der Industrieservice von der allgemeinen Entwicklung betroffen ist und nicht genügend qualifizierten Nachwuchs bekommt. Industrie und Industrieservice sind gefordert, gemeinsame Konzepte zur Nachwuchsgewinnung sowie zur Förderung von Aus- und Weiterbildung z. B. auf Basis des dualen Ausbildungssystems zu entwickeln. Die Segnungen der Digitalisierung stellen hier jenseits der demographischen Entwicklung eine zusätzlich Anforderung, denn die Jobs der Zukunft erfordern höhere Qualifikationen, die sich den immer dynamischeren Marktanforderungen zeitnah und flexibel anpassen müssen.

Bürokratiedschungel ausdünnen
Hier kann und muss die Politik unterstützen, durch den Abbau bürokratischer Hürden und ein einfacheres regulatorisches Umfeld. Ein flexiblerer Arbeitsmarkt macht Fachkräfte bedarfsgerechter verfügbar. Ein ausgedünnter Bürokratiedschungel vereinfacht politische Entscheidungen und deren Umsetzung. Dies macht den Handlungsrahmen für Unternehmen verlässlicher. Und nicht zuletzt: geringere Kosten durch weniger Bürokratie entlasten die Unternehmen, die so über mehr Mittel für Investitionen verfügen: für Aus- und Weiterbildung von Fachkräften und mehr innovative Lösungen.
Bei allem Respekt vor dem Engagement der Fridays for Future Aktivisten und Ihrem berechtigten Anliegen, gerade auch mit Blick auf die Politik und Ihre bürokratische Trägheit. Lösungen der globalen Umweltprobleme werden wir nur mit und nicht gegen Naturwissenschaft und Technik finden können. Die darauf basierende Industrie benötigt dafür wiederum gut ausgebildete, junge Fachkräfte, die eben diese Lösungen entwickeln und in die Anwendung bringen können. Wer also zurecht verstärkten Klimaschutz will, muss konsequenterweise mehr Aus- und Weiterbildung in den MINT-Fächern fordern und die eigenen Altersgenossen dazu ermutigen, Ihre Zukunft in diesen Disziplinen zu sehen.
Mehr Fachkräfte – mehr effektiver Klimaschutz – so passt es zusammen!

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