Logistik & Supply Chain

Lieferengpässe bei Impfstoffen?

Eine effiziente Supply Chain hilft aus der Pandemie

22.02.2021 - Forscher auf der ganzen Welt haben hart daran gearbeitet, schnellstmöglich einen Impfstoff gegen das neuartige Corona­virus zu entwickeln.

Doch Forschung und Wissenschaft sind dabei schwierig und zeitaufwändig, denn die Strategie muss an einen sich stetig verändernden „Feind“ angepasst werden. Nicht weniger komplex ist die zugrundeliegende Supply Chain zur Unterstützung von Produktion und Vertrieb dieses Impfstoffes. Die Zulieferung sämtlicher für den Herstellungsprozess nötigen Komponenten ist genauso herausfordernd, wie der zuverlässige, sichere Vertrieb des finalen Produkts in ausreichender Menge in alle Regionen.

Die bisherigen Zahlen und der Verlauf der Pandemie bestätigen dies. Seit der Entdeckung des neuartigen Coronavirus und seiner weltweiten Ausbreitung ab Dezember 2019 müssen wir mehr als 90 Millionen bestätigte Infektionen und annähernd 2 Millionen Todesfälle in deren Folge verzeichnen. Um auf diese Entwicklung reagieren zu können, begann das Rennen um die Entwicklung und Herstellung eines potenziell lebensrettenden Impfstoffes.

Erst im November letzten Jahres konnte dies Früchte tragen. Doch mit der Identifizierung des herbeigesehnten Impfstoffes ist das Problem noch lange nicht gelöst. Auch die Herstellung und Auslieferung stellt die Pharmaindustrie vor nicht zu unterschätzende Herausforderungen.

Der Wettlauf zur Überwindung der aktuellen Coronavirus-Infektion beginnt bei Fachleuten wie Wissenschaftlern und Angehörigen des Gesundheitswesens, wird von Life-­Sciences-Unternehmen übernommen und schließlich in der Lieferkette abgeschlossen. Hierbei werden durch die Zusammenarbeit verschiedener Interessensgruppen Impfstoffe in großem Maßstab hergestellt und über ein umfangreiches sowie sorgfältig aufgebautes Netzwerk auf der ganzen Welt verteilt. Obwohl wir uns noch in einem frühen Stadium der Lösung der globalen Pandemie befinden, geben uns die bisherigen Bemühungen um die Entwicklung lebensrettender Impfstoffe eine Vorstellung davon, was wir auf diesem Weg erwarten können.

 

„Lange Produktions- und kurze Haltbarkeitszeiten bedürfen einer präzisen Bedarfsprognose und flexiblen Produktplanung.“

 

Entwicklung und Herstellungsentscheidungen
Die Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen braucht Zeit. Wenn die Forschungsphase mit einbezogen wird, dauert es im Durchschnitt mehr als zehn Jahre, einen neuen Impfstoff auf den Markt zu bringen. Es gibt jedoch auch Fälle, in denen die Entwicklungszyklen verkürzt werden können, um einer unmittelbaren Krise zu begegnen – so geschehen bspw. im Falle der aktuellen Corona-Pandemie.
Bei vielen gängigen Impfstoffen wird kontinuierlich daran gearbeitet, die Bevölkerung auf globaler Ebene zu versorgen. Allerdings können Viren im Laufe der Zeit mutieren und unterschiedliche Stämme entwickeln. Forscher und Hersteller müssen sich anpassen. Die Grippe, ein hoch ansteckender Virus, der jedes Jahr Millionen von Menschen befällt, ist ein gutes Beispiel für eine solche Herstellung im globalen Maßstab, die ständig überprüft werden muss.

Nach Angaben des US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) führen Influenza-Zentren in mehr als 100 Ländern eine ganzjährige Überwachung der Grippe durch. Diese Labore erhalten und testen Tausende von Grippevirus­proben und senden die Daten an die Zentren der Weltgesundheitsorganisation für die Forschung. Als Ergebnis der globalen F+E-Anstrengungen ist der Grippe­impfstoff so konzipiert, dass er gegen die drei oder vier Virusstämme schützt, die sich am wahrscheinlichsten verbreiten und Krankheiten in der Weltbevölkerung verursachen.

Es dauert etwa sechs Monate, bis genug von dem neuen Grippeimpfstoff für die Massenverteilung hergestellt ist. Das heißt, die Produktion muss bereits im Januar oder Fe­bruar des jeweiligen Jahres mit der Züchtung des Impfstoffvirus beginnen, damit ein Impfstoff zum Beginn der Grippesaison verfügbar ist.

Rolle der Lieferkette bei Herstellung und Vertrieb

Damit ein Impfstoff eine Infektionskrankheit wirksam eindämmen und bekämpfen kann, muss die Supply Chain optimal funktionieren. Nur so kann die oftmals hohe Nachfrage gedeckt und gleichzeitig die Wirksamkeit des Impfstoffs gewährleistet werden. Mehrere Faktoren machen dabei die Supply Chain der Impfstoffe besonders.

So müssen die meisten Impfstoffe von der Herstellung bis zur Immunisierung eines Patienten in einer konstanten Kühlkette mit Temperaturen zwischen 2 und 8 °C transportiert und gelagert werden. Einige der jetzt zugelassenen Corona-Impfstoffe liegen sogar noch deutlich darunter. Dies kann insbesondere auf den letzten Stationen der Supply Chain zu Problemen führen, wenn Impfstoffe z.B. an entlegene Bevölkerungsgruppen in Ländern mit begrenzter Infrastruktur und Elektrizität verteilt werden müssen.

Darüber hinaus müssen Entscheidungen getroffen werden, die auch die Kapazitäten der Supply Chain stark beeinflussen. So gilt es bspw. zu entscheiden, ob der Impfstoff über Einzelspritzen oder Mehrfachdosis-Fläschchen zur Verfügung gestellt wird. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Aspekt sind die Verbrauchsmaterialien, die sowohl in der Produktion als auch bei der Verabreichung des Impfstoffes nötig sind: Glasampullen, Sto­pfen, Nadeln, Spritzen, Rohstoffe – all diese Güter müssen in ausreichender Anzahl vorhanden sein.

Ebenso erfordern die langen Produktions- und kurzen Haltbarkeitszeiten eine Kombination aus präziser Bedarfsprognose und flexibler Produktplanung. Begrenzter Lagerraum, insbesondere innerhalb der Kühlkette, kann zum Verfall und somit zur Verschwendung der Impfstoffdosen führen. Dies kann auftreten, wenn Bestand und Bedarf die Kapazitäten der Lieferkette übersteigen und der Impfstoff nicht kontinuierlich gekühlt von der Quelle bis zum endgültigen Ziel transportiert werden kann. Begrenzte Lagerkapazitäten in einer Gesundheitseinrichtung oder einem Lagerhaus können jedoch oft durch eine Änderung der Lieferfrequenz, der Route oder des Transportweges ausgeglichen werden.

Im Falle einer Pandemie sind Bedarfsprognosen für Routine-Impfungen und die Abdeckung von Hot­spots entscheidend für die Eindämmung der Ausbreitung des Virus. Entscheider entlang der gesamten Lieferkette müssen alle Voraussetzungen und Umstände entlang globaler Impfstoff-Lieferketten sorgfältig abwägen, um eine breite und konsistente Verteilung sicherzustellen. Die Supply Chain spielt also eine direkte Rolle bei der Beseitigung von Infektionskrankheiten.

Fazit

Impfstoffe retten Leben, sind nachweislich wirksam und haben einen direkten Einfluss auf die Gesundheit sowie das Wohlergehen der Weltbevölkerung. Wissenschaft und Forschung spielen eine wichtige Rolle bei der Identifizierung und Lösung der Herausforderungen bei der Herstellung von Impfstoffen zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten.

Herstellungs- und Lieferkettenprozesse sind dabei entscheidend, um die sichere Handhabung und breite Verteilung zu gewährleisten. Hersteller und Gesundheitssysteme müssen daher effektiv zusammenarbeiten, um ein optimales Lieferkettennetzwerk sicherzustellen. Nur so lässt sich eine breite Bevölkerungsgruppe sicher, effizient und mit möglichst wenig Verlust erreichen.

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