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Industriedienstleister bietet Betreibermodelle als Form des Outsourcings

Interview mit Teamprojekt zu Fragen des Inhouse Outsourcings

17.03.2021 - Innovation prägt das Tagesgeschäft von TeamProjekt. Das Serviceunternehmen hat den Blick auf die zahlreichen Use Cases gerichtet, ob bei der Planung oder während des Betriebes.

CHEManager: Herr Besier, kürzere Innovationszyklen, steigende Variantenvielfalt und zunehmender Kostendruck stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. Ihre Firma verspricht auf kurzfristige Produktionsschwankungen reagieren zu können. Was ist das Besondere am Ihrem Angebot?

Christian Besier: Wir übernehmen ganze Produktions- und Logistikbereiche oder unterstützen bei den Prozessen, bei denen unsere Kunden Kapazitäts- oder Flexibilitätsengpässe haben. Dabei schauen wir uns die Wertströme an und entwerfen gemeinsam ein Konzept zum Betrieb entsprechender Produktions- oder Logistikprozesse. Dieser ganzheitliche Beratungsansatz berücksichtigt innovative Lösungen. Wenn wir von Flexibilität sprechen, bedeutet dies nicht nur Personalflexibilität, sondern auch integrierte und skalierbare Lösungen in Form von Betreibermodellen.

Was hat es mit den Betreibermodellen auf sich?

C. Besier: Wir verstehen Betreibermodelle als innovative und effiziente Form des Outsourcings. Der Fokus liegt auf dem kompletten Betrieb der Prozesse. Und wir sprechen hier vom Betrieb des Prozesses beziehungsweise eines Produktions- oder Logistikbereichs, nicht ausschließlich vom Betrieb einer benötigten Anlage. Technik, Equipment sowie Digitalisierungs- und Automatisierungslösungen sind integraler Bestandteil und notwendiges Kriterium für den effizienten Betrieb.

Während klassische Werk-Dienstleistungen häufig ihren Fokus auf dem Personal und einfachem Equipment haben, integrieren umfassende Betreibermodelle Knowhow in der Automatisierung und Digitalisierung. Somit sind wir in der Lage als integraler Teil des Wertstroms, Prozesse ganzer Produktions- oder Logistikeinheiten inklusive der benötigten Anlagen und des technischen Equipments als Betreiber zu planen. Als Betreiber übernehmen wir je nach Konzeption Investitionen sowie die Instandhaltung der im Prozess benötigten Anlagen. Also ein Komplettpaket, bei dem die Dienstleistung nicht aus der Erbringung der Leistung selbst besteht, sondern die Leistung den konkreten Prozess­output darstellt. Dies setzt eine enge und langfristige Kooperation voraus.

Für wen eignet sich Outsourcing in Form eines Betreibermodells besonders?

C. Besier: Zunächst stellt sich die Frage: Welchen Platz haben Betreibermodelle in der Unternehmensstrategie und welche langfristigen Ziele erreiche ich damit. Auf der anderen Seite steht die operative Betrachtung der Prozesse, also werde ich bspw. schneller, besser, effizienter, flexibler und so weiter, wenn ich mich für ein Betreibermodell entscheide.

In der Regel möchte kein Unternehmen Prozesse auslagern, die es zu seiner Kernkompetenz zählt. Jedoch gibt es zahlreiche wertschöpfende Produktionsprozesse und produktionsunterstützende Aufgaben, die notwendig sind, um das Kerngeschäft zu erfüllen, aber per Definition nicht zum echten Kern gehören. Diese lassen sich mit den intralogistischen Tätigkeiten verbinden, so dass ein in den Wertstrom integriertes Betreibermodell entstehen kann.  

Das Ganze macht allerdings nur Sinn, wenn ein Betreiber innovative Lösungen von der Planung oder der Übernahme der Anlagen sowie deren Integration in die Systemumgebung mit den dazugehörigen Logistikprozessen anbietet. Wenn ein Konzept hinsichtlich der Kostenstrukturen, der operativen Durchführung, der Flexibilität und der Qualität dann klare Vorzüge gegenüber dem Eigenbetrieb oder bisheriger Outsourcing-Lösungen bietet, dann liegen die Vorteile auf der Hand.

Was ist notwendig für ein Betreibermodell? Wie gehen Sie dabei vor?

C. Besier: Bei der Implementierung von Betreibermodellen wenden wir unseren klassischen Beratungsansatz an: Analyse – Konzeption – Betrieb. Wir beziehen unsere Engineer­ing- und Instandhaltungspartner in die Analyse- und Konzeptionsphase mit ein. Es ist essentiell, die Prozesse und Wertströme gesamtheitlich zu betrachten und so zu gestalten, dass schlanke und effiziente Prozesse entstehen. Für die Prozessschritte, Produkte und Regularien erfolgt die technische Betrachtung.

Gerade im Chemieumfeld haben wir es mit komplexen Produkten zu tun, deren Verarbeitung auch hinsichtlich der Arbeitssicherheit sehr anspruchsvoll ist. Diesem Aspekt werden wir in unserem Engineer­ing Design Prozess bei der Planung des Layouts der technischen Anlagen sowie deren Beschaffenheit gerecht.

Häufig ist es so, dass Anlagen und Equipment in Betrieb sind und bestehende sowie neue Komponenten in einem integrativen Konzept technisch oder prozessual vernetzt werden müssen. Hier steht der Gedanke von flexiblen und modularen Lösungen im Vordergrund – es ist nicht immer sinnvoll alles zu automatisieren. In der Implementierungsphase übernehmen wir die Koordination der Inbetriebnahme-Gewerke mit anschließender Testphase bis hin zum Regelbetrieb.

Welche Vorteile entstehen dadurch?

C. Besier: Es entstehen Vorteile im strategischen und operativen Sinne. Unternehmen werden durch Betreibermodelle für Produktions- und Logistikprozesse in die Lage versetzt, sich auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren. Dementsprechend können Personalkapazitäten, Ressourcen und Finanzmittel reserviert werden. Auch der adminis­trative Aufwand, der bspw. für die Prozessdurchführung, Wartung und Instandhaltung entfällt, ist nicht zu unterschätzen, sofern bei der Planung alle Schnittstellen zur Koordination zwischen den Partnern berücksichtigt wurden.

Sowohl für die strategische als auch für die operative Betrachtung ist die Kostenstruktur von großer Bedeutung, die signifikant variabilisiert werden kann. Dies betrifft übrigens auch Investitionskosten, die über mengenbasierte Abrechnungsmodelle abgebildet werden sollten, sofern der Betreiber auch Investitionen übernimmt. Idealerweise sind die Kosten ausschließlich an den Output der Betreiberprozesse gebunden. Durch den Einsatz von Betreibermodellen bestehen weitere Zugänge zu Know-how nicht nur in der Automatisierung und Digitalisierung, sondern auch in der Durchführung.

Dienstleistungsunternehmen sind in der Lage Synergien zu nutzen und Lösungen die ggfs. in anderen Unternehmen oder Branchen bereits angewandt wurden, zu übertragen und anzupassen. In jedem Fall steht eine Make-or-Buy-Entscheidung oder eine Change-Entscheidung aus. Diese Entscheidungen können nur getroffen werden, wenn die Prozesse gesamtheitlich bewertet werden. Hierdurch kommen wertvolle Lösungen zum Vorschein, unabhängig davon, ob man sich nun für ein Betreibermodell oder eine andere Outsourcing Strategie entscheidet.

 

Zur Person

Christian Besier ist Geschäftsführer der TeamProjekt Outsourcing GmbH und entwickelt innovative Geschäftsmodelle und Outsourcing Strategien in Hinblick auf digitalisierte und automatisierte Prozesse. Zuvor war der von Haus aus ausgebildete Wirtschaftsinformatiker als Unternehmensberater zur Einführung und Implementierung von komplexen Softwareanwendungen in der diskreten Fertigungsindustrie sowie in der Prozess­industrie tätig.

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