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Hessische Chemie- und Pharmaindustrie mit pandemiebedingten Einbußen in 2020

21.04.2021 - Die hessische Chemie- und Pharmaindustrie ist 2020 durch die Coronavirus-Krise in Mitleidenschaft gezogen worden.

Vor allem die klassischen Chemiesparten mussten pandemiebedingt deutliche Einbußen hinnehmen. Die Pharmasparte erwies sich hingegen als Konjunkturstütze. Nach einem guten Start im Januar 2021 ist die Branche vorsichtig optimistisch, verweist aber auf die weiterhin vorhandenen Risiken.

Der Gesamtumsatz im Jahr 2020 lag bei 27,5 Mrd. EUR und damit 0,6% unter dem Vorjahr, die Verkaufspreise gingen um 1,6% zurück. Die Produktion hingegen konnte leicht um 0,4% zulegen. Ähnlich wie schon in der Finanz- und Wirtschaftskrise blieb die Beschäftigung stabil. Die genauere Betrachtung offenbart jedoch deutliche Entwicklungsunterschiede bei den Sparten Chemie und Pharma. Während die Chemie das Jahr 2020 mit einem deutlichen Rückgang um 7,0% mit 14,9 Mrd. EUR Umsatz abschließt, konnte Pharma mit ihrem starken Beitrag zur Bewältigung der Pandemie einen Umsatzanstieg von 8,3% auf 12,7 Mrd. EUR verzeichnen.

Jahresauftakt 2021 unter besseren Vorzeichen

Die Chemie-Sparte erholte sich jedoch zum Jahresauftakt 2021 und setzte damit den Trend des letzten Quartals 2020 fort. Im Januar lag die Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 2,3% im Plus, die Auftragseingänge um 4,4%. Der Umsatz liegt knapp 0,7% über dem Vorjahr.

Pharmaindustrie weiter Konjunkturstütze

Die hessische Pharmaindustrie erweist sich fortgesetzt als Konjunkturstütze und leistet so neben der Impfstoffentwicklung auch wirtschaftlich einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Corona-Pandemie. Die stabile Lage zeichnet auch den Beginn des Jahres 2021 aus. Die Produktion lag im Januar um 2,9% über ihrem Vorjahreswert, der Eingang neuer Aufträge um 4,1%. Die Umsätze überschreiten ihr Vorjahresniveau um 9,1%.

Risiken für die weitere Entwicklung

„Trotz unserer vorsichtigen Zuversicht bestehen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung verschiedene Risiken“, berichtet Jochen Reutter, Vorsitzender des VCI Hessen. „Das größte Risiko stellt ohne Frage der weitere Verlauf der Corona-Pandemie dar – und dies im internationalen Kontext. Umfangreiche Betriebs- oder Grenzschließungen würden zu beträchtlichen Störungen der Lieferketten und der Produktion führen. Hierdurch würde der aktuelle Erholungsprozess, aber auch die Versorgung der Bevölkerung, stark gefährdet“, so Reutter weiter.

Leistungen anerkennen und Rahmenbedingungen gestalten

„Die Gesundheitsindustrie in Hessen spielt in der Pandemiebewältigung eine zentrale Rolle: wir produzieren Impfstoff und notwendige Hilfsstoffe wie Lipide, stellen Tests her, produzieren Spritzen und Kochsalzlösung, die sicherstellen, dass die Impfstoffe ohne Verzögerungen produziert und verabreicht werden können. Auch mit der Entwicklung von Therapeutika zur Behandlung von Covid-19 sind hessische Unternehmen befasst. Zudem haben wir sehr früh fachliche und logistische Unterstützung angeboten. Die VCI-Notfallplattform läuft und das große Netz an Betriebsärzten in unseren Unternehmen steht bereit, um das Tempo der Impfkampagne zu beschleunigen“, stellt Marcus Kuhnert, stellvertretender Vorsitzender des VCI Hessen, fest.

Trotz vorsichtigem Optimismus bestehen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung große Herausforderungen. „Wir müssen zügig den Wechsel vom Krisen- in den Wachstumsmodus schaffen. Die chemische Industrie und die Gesundheitsindustrie spielen dabei eine Schlüsselrolle. Deshalb sollten die Rahmenbedingungen stimmen“, stellt Kuhnert fest.

Das gilt auch für den europäischen Green-Deal. Die Industrie ist bereit, einen Umbau mitzugestalten, dabei muss es aber um einen „Sustainable Deal“ gehen, ein echtes Nachhaltigkeitsprojekt. Dazu müssen die Elemente dieses Deals – etwa die EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit – die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Industrie stärken. Kuhnert fordert darüber hinaus mehr Innovationskraft – sei es für den Durchbruch bei der CO2-armen zirkulären Wirtschaft oder beim Klimaschutz: Technologien, wie das chemische Recycling, die Wasserstofferzeugung und die Biotechnologie, müssen anerkannt und gefördert werden.

Auch muss die Politik darauf achten, bei der Gestaltung von Gesetzen unnötigen bürokratischen Ballast zu vermeiden, um keine neuen Hürden aufzubauen. Gerade mittelständische Unternehmen sind auf einen verständlichen und möglichst einfachen Rechtsrahmen angewiesen. „Die seit Jahren anhaltende Tendenz, durch neue politische Projekte die Regulierungsdichte zu erhöhen, muss umgekehrt werden“, so Kuhnert. Aktuell sind aus Arbeitgebersicht hier die sachgrundlose Beschränkung von Arbeitsverträgen, das geplante Betriebsrätemodernisierungsgesetz, aber auch die Testangebotspflicht in Unternehmen zu nennen. Diese Maßnahmen hindern die Wirtschaft daran, wieder schnell Fahrt aufzunehmen.

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