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VFA zieht positive Zwischenbilanz trotz Pandemie

Zahlreiche neue Medikamente gegen unterschiedlichste Erkrankungen auf den Markt gebracht

06.07.2021 - „Auch bei Pharma-Unternehmen erhielt Covid-19 höchste Aufmerksamkeit. Doch haben sie darüber andere Krankheiten nicht aus dem Blick verloren. So konnten sie bis 1. Juli schon 22 neue Medikamente in Deutschland auf den Markt bringen. 19 davon finden Anwendung außerhalb der Covid-19-Bekämpfung."

Das berichtete Han Steutel, Präsident des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa). Zum Vergleich: In ganz 2020 kamen 32, im Jahr davor 25 neue Medikamente (d.h. Arzneimittel mit neuem Wirkstoff) heraus.

Einige dieser Medikamente sind für Patienten mit häufigen Krankheiten bestimmt: etwa echte Grippe, Brust- oder Lungenkrebs. Weitere Mittel erweitern die Möglichkeiten, gegen multiresistente Bakterien vorzugehen oder HIV-Positiven zu helfen, deren ältere Medikation aufgrund von Resistenzen bei den Viren nicht mehr richtig wirkt.

Sieben der Medikamente dienen der Behandlung von Patienten mit seltenen Erkrankungen. Zu diesen zählt beispielsweise die angeborene spinale Muskelatrophie (eine Lähmungskrankheit) und das Cholangiokarzinom (Krebs des Gallengangs). Gegen zwei Krankheiten - die neurodegenerative metachromatische Leukodystrophie und die Stoffwechselkrankheit Primäre Hyperoxalurie Typ 1 - kamen sogar die ersten Medikamente überhaupt heraus.

Dazu Han Steutel: „Die zur Jahrtausendwende von der EU verabschiedete Verordnung für Medikamente gegen seltene Krankheiten motiviert Unternehmen weiterhin, auch Mittel gegen solche Erkrankungen zu entwickeln. Dieses erfolgreiche Rahmenprogramm sollte deshalb im bisherigen Umfang und uneingeschränkt weitergeführt werden."

Verteilung auf die medizinischen Gebiete

Die Medikamente mit neuem Wirkstoff verteilen sich wie folgt auf verschiedene medizinische Gebiete:

  • Infektionskrankheiten: 7 (darunter 3 Covid-19-Impfstoffe)
  • Krebserkrankungen: 6
  • Stoffwechselkrankheiten: 2
  • nicht-entzündliche neurologische Krankheiten: 2
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: 1
  • Neurodegenerative Krankheiten: 1
  • Blutbildungsstörungen: 1
  • Transplantation: 1
  • Verhütung: 1

Gen- und RNA-Therapien

Zwei der neu eingeführten Medikamente sind Gentherapien, bei denen einige Zellen der Patienten gezielt genetisch verändert werden. So können die auf einem Gendefekt beruhende Metachromatische Leukodystrophie (bei der Nervenzellen degenerieren) und das Mantelzell-Lymphom (eine Form von Lymphknotenkrebs) gezielt behandelt werden.

Zwei weitere Medikamente wirken durch RNA-Interferenz (RNAi). Die RNA, die sie enthalten, dient nicht zum Impfen, sondern dazu, bei den Behandelten bestimmte Gene stillzulegen und damit Krankheitsprozesse aufzuhalten. Dieses Prinzip wird hier angewandt auf die Stoffwechselkrankheit Primäre Hyperoxalurie Typ 1 und die Hypercholesterolämie.

Dazu Steutel: „Pharma-Unternehmen können dank bahnbrechender Fortschritte im Bereich der Gentherapien und der RNA-Therapeutika immer mehr Patientinnen und Patienten mit schweren Krankheiten eine wirksame Therapie ermöglichen. Leider werden solche Therapien bislang größtenteils außerhalb Deutschlands erfunden. Und auch die klinische Erprobung findet im Fall der Gentherapien meist außerhalb unseres Landes statt. Deutschland tut gut daran, Anschluss an diese medizinisch wie wirtschaftlich wichtigen Trends zu finden! Seine im Impfstoff-Feld gerade erstarkte RNA-Kompetenz kann es dafür nutzen."

Aussicht auf weitere Neueinführungen

Für elf weitere Medikamente mit neuem Wirkstoff hat die europäische Arzneimittelbehörde EMA bereits eine Zulassungsempfehlung ausgesprochen; fast immer folgt nach einigen Wochen auch die EU-Zulassung. Dazu kommen weitere fünf therapeutische Medikamente gegen Covid-19, für die die EMA eine Zulassung noch in diesem Jahr für möglich hält. Auch weitere Impfstoffe gegen Covid-19 könnten noch in diesem Jahr zugelassen und eingesetzt werden. Schon durch diese Medikamente könnte 2021 zu einem überdurchschnittlich umfangreichen Neueinführungs-Jahrgang werden. Weitere Medikamente, deren Zulassungsverfahren heute schon weit fortgeschritten sind - oder die nach erfolgreicher Zulassung vor der Ausbietung stehen - könnten das noch verstärken.

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