Standorte & Services

Chempark-Werkschutz setzt auf Digitalisierung

Vom Schutz- und Wachdienst zum technikaffinen und konzeptionell arbeitenden Sicherheitsmanager

08.12.2021 - Interview mit dem Currenta-Leiter des Werkschutzes, Joachim Beyer, über Fragen der modernen Sicherheit in einem Chemiepark

Früher war der Werkschutz primär ein personalintensiver Schutz- und Wachdienst. Heute entwickelt sich die Aufgabe zu einem technikaffinen und konzeptionell arbeitenden Sicherheitsmanager.

Currenta betreibt mit dem Chempark und seinen drei Standorten in Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen eines der größten Chemie-­Areale in Deutschland. Als Standortbetreiber bietet das Unternehmen den angesiedelten Partner-Unternehmen alle relevanten Services. Dazu gehört auch das Thema Security. Oliver Pruys befragte Joachim Beyer, den Leiter des Werkschutzes, über Herausforderungen und Entwicklungen in Sachen Sicherheit.

CHEManager: Einen Werkschutz gibt es – jedenfalls am Standort Leverkusen – unseres Wissens seit rund hundert Jahren. Sind die Aufgaben immer noch die gleichen?

Joachim Beyer: Exakt 100 Jahre. Da haben Sie gut recherchiert. Die Kern­aufgaben wie das Gewährleisten von Schutz und Ordnung innerhalb der Werksgrenzen und der Schutz vor dem Zutritt durch Unbefugte sind auch heute noch dieselben. Dennoch hat sich das Profil des Werkschutzes völlig verändert, gerade in der jüngeren Vergangenheit. Es ist gar nicht so lange her, da war der Werkschutz primär ein personal­intensiver Schutz- und Wachdienst. Heute entwickeln wir uns mehr und mehr zu einem technikaffinen und konzeptionell arbeitenden Sicherheitsmanager.

Weil Personal teuer ist und Technik immer billiger wird?

J. Beyer: Kostenerwägungen spielen überall eine Rolle. Aber was uns treibt, ist die weitere Verbesserung des Sicherheitsniveaus. Die Zeiten sind heute andere als vor – sagen wir – 20 Jahren. Die allgemeine Gefährdungslage hat sich verändert, der sozio-mediale Kontext macht Aggressionen oder Aktionen gegen Industriestandorte insgesamt wahrscheinlicher. Wenn es früher genügte, sich eines Zustands angenommener Sicherheit stichprobenweise zu versichern, geht es heute zunehmend darum, dauerhafte Gewissheit zu haben.

Können Sie uns dazu ein Beispiel geben?

J. Beyer: Der Chempark Leverkusen hat zum Rhein eine mehr als 1 km lange Kaimauer mit mehreren Schiffsanlegern und lebhaftem Hafenbetrieb. Hier wird Schüttgut gelöscht, werden Container bewegt oder andere Güter verladen. Die Hafenanlage ist entlang des Kais eine offene Grenze und sie muss das auch bleiben, wenn man nicht die logistischen Prozesse empfindlich stören will. Mit klassischer Bestreifung ist die Kontrolle immer lückenhaft und temporär. Egal wie personalintensiv sie das angehen: Auch mehrere Sicherheitskräfte können nicht überall gleichzeitig sein. Wir haben deshalb eine digitalisierte Überwachungslösung entwickelt. Hochleistungs-Videokameras, Wärmebildkameras und Radargeräte haben alles im Blick – auch bei Nebel oder Dauerregen. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.  

Lässt sich so eine Lösung denn mit den Datenschutzvorgaben in Einklang bringen?

J. Beyer: Ja, aber genau das ist eine der Herausforderungen gewesen. Unbefugte werden sofort erkannt, Mitarbeiter aber nicht bei ihrer Arbeit überwacht. Die Lösung kombiniert unterschiedliche Überwachungstechnologien zu einem System von hoher Detektionssicherheit, aber ist dennoch datenschutzkonform.

Wo zeigt sich die Technisierung des Werkschutzes noch?

J. Beyer: Zum Beispiel beim immer breiteren Einsatz von Drohnen, der bei uns ausschließlich über den Werkschutz läuft, um ungenehmigte und vielleicht sogar ungewünschte Flüge sofort zu erkennen. Ein anderes Beispiel ist unser selbst entwickeltes digitales Meldesystem, das im Ereignisfall in Echtzeit An- und Abwesenheiten von Mitarbeitern im Betrieb und am Sammelplatz sofort transparent macht. Auch die gerade begonnene Automatisierung der Chemiepark-Zugänge und die Erneuerung der dahinterstehenden IT oder die Einrichtung von Self-Service-Funktionalitäten an den Besucherempfängen weisen in eine smarte, effiziente und serviceorientierte Zukunft.

Hand aufs Herz: Braucht man bei so viel Technik überhaupt noch Werkschutzmitarbeiter?

J. Beyer: Gerade deshalb! Unsere Digitalisierungslösungen gibt es nicht von der Stange. Da ist jede Menge Werkschutz-Know-how bei den Prozessen gefragt; vieles haben wir mit Partnern selbst entwickelt. Deshalb geht der Anteil von eigenem Personal mit traditioneller Aufgabenausrichtung wie Tordienst oder Zaunstreife zurück. Dafür suchen wir heute Werkschützer mit anderem Profil: Elektrotechniker und Ingenieure mit Spezialisierung in den Bereichen Brandmelde- und Sicherheitstechnik oder studierte Security-Experten mit konzeptionellen und analytischen Fähigkeiten.  

 

Zur Person

Joachim Beyer, der diplomierte Maschinenbauingenieur, verfügt über 25 Jahre Erfahrung im Bereitschaftsdienst der Gefahrenabwehr im Chemiepark: als Krisenstabsleiter, als Chempark-Leiter vom Dienst und als Bereitschafter Umweltschutz. Bevor er 2017 die Werkschutzleitung im Chempark übernahm, arbeitete Beyer mehr als zwei Jahrzehnte in verschiedenen Funktionen im Umweltschutz; zunächst als Sachgebiets- und Betriebsleiter in der Sonderabfallentsorgung bei Bayer, später dann als Bereichsleiter Betriebe und Technik des Standort­betreibers Currenta.

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