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Dechema und GVC-VDI kooperieren

03.12.2012 -

Dechema und GVC-VDI kooperieren

Mit dem im November 2006 unterzeichneten Kooperationsvertrag zwischen der Dechema Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie und dem VDI Verein Deutscher Ingenieure werden beide Institutionen ihre in den Satzungen festgeschriebenen gemeinsamen Aufgaben und Ziele auf den Gebieten der Verfahrenstechnik, des Chemieingenieurwesens und der Technischen Chemie in einer neuen Organisationsform unter der Bezeichnung „ProcessNet – eine Initiative von Dechema und VDI-GVC“ zusammenführen. Damit wurde der Integrationsprozess vollzogen, der von den ehrenamtlich in den Gremien mitwirkenden Mitgliedern beider Institutionen schon seit Jahren schrittweise vorangetrieben wurde. Kompetenzen und Synergien nutzen, mehr Effizienz und Flexibilität, so lauteten die Begründungen bei zahlreichen Diskussionen im Vorfeld. CHEManager fragte den Vorsitzenden der Dechema, Dr. Alfred Oberholz, und den Vorsitzenden der VDI-GVC, Prof. Norbert Schadler, zu den Hintergründen und Zielen von ProcessNet.

CHEManager:Was war der Anlass für dieses Integrationsvorhaben?

Dr. Alfred Oberholz: Den Anstoß hierfür hat letztlich unsere Basis – unsere vielen hundert ehrenamtlich tätigen Kollegen – gegeben. Hauptmotive waren die Vermeidung von Doppelarbeit in verschiedenen Gremien und die Forderung nach einer fachlich und organisatorisch einheitlichen Betreuung. Uns allen ist außerdem klar, dass es immer wichtiger wird, Fachgrenzen zu überschreiten. Dies ist umso leichter, je näher der potentielle Partner in Sichtweite ist. Zudem wurde uns immer deutlicher, dass die Gemeinsamkeiten in den Aktivitäten unserer Gremien in der Dechema und der VDI-GVC viel größer sind als die jeweilige Nomenklatur ursprünglich erwarten ließ! Fachausschüsse nach GVC-Tradition und Fachsektionen nach Dechema-Tradition sehen beide ihre primären Aufgabe darin, für die jeweilige Fachcommunity eine Heimat zu schaffen, das jährliche Treffen zu organisieren und den Nachwuchs zu fördern und in diese Community einzuführen.

CHEManager: Wird es die DVCV – Deutsche Vereinigung für Chemie und Verfahrenstechnik weiterhin geben?

Prof. Norbert Schadler: Die Gründung der DVCV im Jahre 1981 war ein erster Schritt, um beide Organisationen näher zusammenzuführen. Wirklich bekannt und wirksam ist sie aber im größeren Kreis der Kollegen nicht geworden. Viel näher haben uns mittlerweile auf jeden Fall die gemeinsamen Jahrestagungen von Dechema und GVC gebracht, und der große, sehr logische Schritt, den wir jetzt mit der Gründung von ProcessNet vollziehen, macht die DVCV letztlich überflüssig. Im Jahr 2007 werden wir dieses Kapitel endgültig schließen.

CHEManager: Wie muss man sich die Integration praktisch vorstellen?

Dr. Alfred Oberholz: Integration kann man sicherlich nicht top-down durch Vorstands- bzw. Beiratsbeschluss herbeiführen. Auch die jetzt bereits überwiegend als Selbstorganisationsprozess ablaufende Zuordnung unserer Gremien zu den insgesamt neun Fachgemeinschaften stellt nur einen allerersten Schritt dar. Integration entsteht durch gemeinschaftliche Aktivitäten. Wegweisend war hier – genauso wie überhaupt für die ganze Idee einer Fachgemeinschaft: Super – die GVC/Dechema- Fachgemeinschaft „Nachhaltige Entwicklung, Energie- und Ressourceneffizienz (Sustainable Production, Energy, and Resources)“. Ganz pragmatisch haben sich hier bereits vor zwei Jahren die richtigen Fachleute zusammengeschlossen, um anstehende Aufgaben gemeinsam effizient zu lösen. Gemeinsame Initiativen insbesondere im Hinblick auf die Nutzung nachwachsender Rohstoffe und auf den Klimawandel im Sinne einer +2Grad-Gesellschaft sind markante und nicht erst seit Wochen vorgelebte Beispiele.

CHEManager: Wie sieht das bei den stärker von Verfahrensingenieuren besetzten Themen aus?

Prof. Norbert Schadler: Auch die Fachgemeinschaft Fluiddynamik und Trenntechnik wird – und das ist gleichzeitig auch das Erfreuliche – nicht alleine, sondern gemeinsam mit der Fachgemeinschaft Partikeltechnik das Thema Produktgestaltung wieder aufnehmen. Beide werden gemeinsam voraussichtlich im nächsten Jahr ein Werkstattgespräch zum Thema „Einstellung von Eigenschaften heterogener Systeme durch spontane Phasenübergänge“ organisieren. Die Fachgemeinschaft Partikeltechnik hat bei ihrer Gründung bereits erste Überlegungen zur weiteren Behandlung des Themas „Skalenübergreifende Modellierung und Simulation disperser Systeme“ angestellt und zwar vor allem im Hinblick darauf, welche anderen Ausschüsse hierzu etwas beitragen könnten.

Dr. Alfred Oberholz: Diese neue, viel größere fachliche Basis von der Technischen Chemie über die verschiedenen Aspekte der Umwelt- und Sicherheitstechnik bis hin zu allen Gebieten der Verfahrenstechnik eröffnet heute für solche Initiativen weitaus bessere Möglichkeiten. Den Fachgemeinschaften Werkstoffe, Konstruktion, Lebensdauer sowie Prozess-, Apparate- und Anlagentechnik sowie Sicherheitstechnik drückt allen an der gleichen Stelle der Schuh: Wie können wir den nötigen Kompetenzerhalt in diesen wichtigen Technologiefeldern sichern; wie können wir erreichen, dass Lehrstühle, die sich solchen Themen wie Werkstoffe und Konstruktion oder sicherheitsgerechtes Auslegen von Apparaten und Anlagen widmen, auch in Zukunft wieder besetzt werden.

Hier müssen wir Initiativen zur Sicherung des wissenschaftlichen Nachwuchses gemeinsam starten und damit mehr Gewicht erlangen.

Prof. Norbert Schadler: Integration entsteht primär durch gemeinsame Aktivitäten, aber auch die ProcessNet- Geschäftsstelle, die in der Dechema angesiedelt sein wird, ist gefordert, Gemeinsamkeiten zu erkennen und Anstöße für Kooperationen von Gremien zu geben. Deshalb wird auch ein Mitarbeiter des VDI vorwiegend seinen Arbeitsplatz in Frankfurt haben.

CHEManager: Wer wird künftig die Deutsche Verfahrenstechnik im europäischen und internationalen Rahmen präsentieren?

Dr. Alfred Oberholz: Hier können wir einfach auf das Modell der Fachsektionen verweisen: Beispielsweise haben die Fachsektion Zeolithe und die Fachsektion Katalyse sich immer als die Deutsche Gesellschaft für ihr Fachgebiet verstanden und die deutschen Vertreter in die entsprechenden europäischen und internationalen Organisationen entsandt. Größere Themenbereiche werden voraussichtlich zukünftig die jeweilige Fachgemeinschaft als ihre nationale Repräsentanz ansehen, wie dies bereits jetzt schon bei der. Fachgemeinschaft Partikeltechnik und Produktdesign der Fall ist. Für die European Federation of Chemical Engineering (EFCE) ist künftig ProcessNet der primäre Ansprechpartner.

CHEManager: Welche Aufgaben verbleiben dann noch bei GVC und Dechema?

Prof. Norbert Schadler: VDI-GVC und Dechema sind die Trägerorganisationen für ProcessNet. Sie bringen in die Arbeit ihre jeweiligen spezifischen Stärken ein. Dies ist bei der Dechema die Organisationskraft insbesondere für Veranstaltungen, für die Forschungsförderung und natürlich zusätzlich das starke Standbein Biotechnologie. ProcessNet wird außerdem stark profitieren können von der Anbindung an den VDI und seine verschiedenen Fachgesellschaften. Die Mitgliederbetreuung wird nach wie vor primäre Aufgabe der beiden Gesellschaften sein, wozu im Fall der GVC natürlich auch die Betreuung der Arbeitskreise Verfahrenstechnik in den VDI-Bezirksvereinen gehört.

CHEManager: Wer lenkt ProcessNet, welche Leitungsgremien und Vernetzungen gibt es?

Dr. Alfred Oberholz: ProcessNet hat einen eigenen Vorstand und eine eigene Geschäftsstelle. Der Vorstand koordiniert alle Aktivitäten von Process- Net. Er besteht aus den Vorsitzenden von Dechema und VDI-GVC, den Vorsitzenden der Fachgemeinschaften und je zwei weiteren Mitgliedern, die vom Dechema-Vorstand und vom VDI-GVC-Beirat in den Vorstand von ProcessNet entsandt werden. Alle weiteren Einzelheiten regelt die am 7. Dezember 2006 vom Vorstand beschlossene Geschäftsordnung von ProcessNet. Die Geschäftsstelle ist bei der Dechema in Frankfurt am Main angesiedelt. Zum Geschäftsleiter wurde Dr. Kurt Wagemann von der Dechema bestellt.

CHEManager: Welche Fachgemeinschaften wird es konkret bereits jetzt zum Start von ProcessNet geben?

Prof. Norbert Schadler: Als neue Netzwerke wurden bisher folgende neun Fachgemeinschaften gegründet bzw. sie befinden sich in der Gründungsphase: Chemische Reaktionstechnik Fluiddynamik und Trenntechnik Nachhaltige Produktion, Energieeffizienz und Ressourcenschonung (Super) Partikeltechnik und Produktdesign Prozess-, Apparate- und Anlagentechnik Sicherheitstechnik Werkstoffe, Konstruktion, Lebensdauer Innovationsmanagement Aus- und Weiterbildung

CHEManager: Kann man auch bei ProcessNet aktiv werden, ohne bei der GVC und Dechema Mitglied zu sein?

Dr. Alfred Oberholz: Wir werden hier der guten Tradition von Dechema und GVC folgen und nicht jeden, der sich ehrenamtlich in den verschiedenen Gremien für die Comunity als Ganzes engagieren will, als erstes dazu zwingen, Mitglied im VDI oder in der Dechema zu werden. Meistens ergibt sich dies ohnehin im Laufe der Zeit von alleine, da gerade diese Kollegen die Unterstützung durch die beiden Organisationen immer mehr zu schätzen wissen. Generell gilt jedoch: Je mehr Mitglieder wir haben, desto stärker können wir im öffentlichpolitischen Rahmen auftreten und die Interessen unserer Community vertreten. Daher nutzen wir beide jetzt auch hier wieder die Möglichkeit, all den Kollegen, die noch nicht Mitglied von Dechema und VDI geworden sind, dies wieder einmal in Erinnerung zu bringen. Das schon lange existierende Doppelmitgliedsabkommen zwischen Dechema und VDI macht dies noch einmal leichter.

CHEManager: Wann können Sie die ersten Erfolgsmeldungen zu diesem neuen Netzwerk geben?

Prof. Norbert Schadler: Der Kooperationsvertrag ist an und für sich ein erster großer Erfolg. Jetzt müssen in allen neun Fachgemeinschaften jedoch zunächst viele Hausaufgaben erledigt werden, die ganz wesentlich von den jeweiligen Vorsitzenden der Fachgemeinschaften vermittelt werden müssen. Die erste gemeinsame große Präsentation wird es auf der ersten „ProcessNet-Jahrestagung“ vom 16. – 18. Oktober 2007 in Aachen geben. Und ich verspreche Ihnen schon heute: dann wird es eine Menge Neues zu berichten geben.

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