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Partner sind enorm wichtig

18.07.2013 -

Partner sind enorm wichtig – Distributeure und Produzenten erschließen gemeinsam Marktpotentiale.

CHEManager: Wie beurteilen Sie die gegenwärtige wirtschaftliche Situation der Branche/Ihres Unternehmens?

L. S. Schwartz: Bei Betrachtung der pharmazeutischen Industrie gibt es zwei Segmente: die forschenden Unternehmen und die Generika-herstellenden Unternehmen.

Die forschende Industrie sieht sich einer ständig fallenden Zahl an neuen Produkten gegenüber. Neben den bekannten Gründen dieser Entwicklung muss man auch sehen, dass es für die meisten therapeutischen Anwendungen bereits sehr effektive Medikamente gibt. Viele davon sind bereits generisch.Grundsätzlich bieten sich momentan neue Gelegenheiten im Bereich Onkologie. 

C. H. Erbslöh: Die wirtschaftliche Situation der Branche - auch unseres Unternehmens - war in 2007 gut. Das Jahr 2008 hat positiv angefangen und wir müssen die weitere Entwicklung für das Jahr abwarten. Ich persönlich glaube nicht an eine derart positive weitere Entwicklung für das laufende Jahr.


B. Soyke: Die aktuelle Situation beurteilen wir als noch gut. Allerdings sind bereits Anzeichen eines „Heißlaufens" der (Chemie-)Konjunktur spürbar. Dies wirkt sich beispielsweise durch Knappheiten bei einigen Grundstoffen aus, wie dies z. B. bei Phosphorsäuren und daraus abgeleiteten Derivaten erkennbar ist.


M. Thomson: Die Konjunktur wird sich in 2008 abkühlen und damit wird der Druck auf die Produzenten in Westeuropa zunehmen, die Kosten zu reduzieren. Der Chemiehandel hat hier seine Chance, durch seine effizienten Vertriebskanäle zu den mittleren und kleinen Kunden, die Produzenten beim Outsourcing zu unterstützen und Geschäfte zu übernehmen.

 


Welches sind die vorrangigen Themen, mit denen sich Ihr Unternehmen zurzeit beschäftigt?

C. H. Erbslöh: Wir beschäftigen uns weiter mit dem Ausbau in Europa. Die EU wächst beständig aber in unterschiedlich starker Ausprägung. Wer zukünftig nicht in allen Ländern der EU präsent ist, wird es nach unserer Ansicht sehr schwer haben, im Wettbewerb zu bestehen.

Darüber hinaus erweitern wir unsere Sales Aktivitäten in China und stehen weiteren außereuropäischen Entwicklungen durch unsere weltweiten Kontakte aufgeschlossen gegenüber.


B. Soyke: Für Penta steht die Einbindung weiterer internationaler Partnerfirmen in unser Netzwerk im Vordergrund. Ein weiterer Schwerpunkt unserer Tätigkeit findet sich im Thema strategische Beschaffung aus Non-EU-Ländern vor dem Hintergrund Reach.


M. Thomson:
Neben Reach ist unser zentrales Thema, den Lieferanten effiziente europäische Plattformen und Partnerschaften anzubieten ohne die Bedingungen und Anforderungen der einzelnen Länder zu vernachlässigen.

Durch unsere jeweiligen Gesellschaften in allen europäischen Ländern bieten wir einerseits die lokale Ansprache und andererseits paneuropäisches Produktmanagement durch unsere europaweit einheitliche Marktsegmentierung unterstützt durch unsere IT-Systeme.

 


Thema Reach: Wie sehen Sie die neuen Verordnungen nach dem ersten Jahr? Welche Auswirkungen - positiv oder negativ - hat Reach für Distributeure?

L. S. Schwartz: Generell werden Distributeure von Reach negativ betroffen sein. Dies wird auf Aceto jedoch kaum zutreffen, da die notwendigen Maßnahmen innerhalb unserer vier operativen Einheiten in Europa gut organisiert und abgestimmt sind.


C. H. Erbslöh: Die Auswirkungen von Reach sind heute nicht absehbar. RIP 3.2 ist gerade veröffentlicht, aber aufgrund der Tausenden von Seiten noch nicht zu beurteilen.

Die Registrierung der Anwendung wird ein großes Problem werden. Das eigentliche Ziel war, mehr Information für den Bürger und darüber hinaus mehr Sicherheit und angebliche Einsparungen in Milliardenhöhe von Gesundheitskosten zu erhalten.

Ich bleibe dabei, dass das eigentliche Ziel von Reach mit der Verordnung in ihrer heutigen Form verfehlt wird. Außerdem wird es dazu kommen, dass neue Produkte nicht auf den Markt kommen, weil die Kosten für Innovationen durch Reach steigen.

Ältere und ggf. gefährlichere Produkte werden entgegen dem eigentlichen Bestreben von Reach länger im Umlauf bleiben.

 

B. Soyke: Nach unserer Einschätzung wird es wird zu einer Bereinigung kommen - viele kleine aber dennoch wichtige Importprodukte werden ganz wegfallen, andere werden verstärkt den Markt beeinflussen, da die Registrierungskosten und der ganze Aufwand sich für die Produzenten rechnen muss.

M. Thomson: Bisher hat die Verordnung noch keine Auswirkungen auf das Tagesgeschäft im Handel. Langsam zeichnet sich eine Linie ab, wie man Reach gemeinsam mit Lieferanten und ECHA managen könnte.

In Zukunft können Sie nicht mehr einen Rohstoff z. B. aus China sourcen, bevor er registriert ist. Diese Kosten wird entweder der Produzent und/oder der Händler übernehmen müssen. Dies wird die Anzahl der Anbieter in Europa reduzieren.

 


Das Motto des FECC-Kongresses 2008 lautet „Partnerships for success". Welche Rolle spielen Partnerschaften - mit Ihren Lieferanten, Kunden oder auch anderen Distributeuren - für Ihr Unternehmen?

L. S. Schwartz: Partnerschaften spielen eine enorm wichtige Rolle in unserem Geschäft und werden vom Management mit entsprechend hoher Priorität gefördert und gewürdigt.


C. H. Erbslöh: Partnerschaften spielen vor allem in dem Miteinander von Lieferanten und Distributoren eine sehr große Rolle für die Zukunftsaussichten an den Märkten in Europa. Partnerschaften von Distributoren untereinander sind weniger bedeutsam und werden von dem Gesetzgeber nicht fokussiert.


B. Soyke: Unser Unternehmen baut seit über 40 Jahren auf Partnerschaften: von fünf Chemiedistributoren in den 60er Jahren gegründet, hat sich Penta heute eine wichtige Position im europäischen Chemiehandel erarbeitet.

Mit 12 internationalen Gesellschaftern und deren über 80 Unternehmen steht Penta für partnerschaftliche Zusammenarbeit in der Beschaffung. Mit vielen namhaften Produzenten pflegen wir Partnerschaften zum Nutzen aller Beteiligten und übernehmen zunehmend Funktionen, die von den Herstellern nicht mehr erfüllt werden (können).


M. Thomson: Wir stellen eindeutig fest, dass wir im Falle von partnerschaftlichen Beziehungen zu unseren Lieferanten die Marktpotentiale besser in Geschäfte umsetzen und somit eine Win-Win-Situation für beide Seiten schaffen. Es sollte immer derjenige den Kunden bedienen, der den besseren Zugang hat.

 


Erkennen Sie generelle Trends, die die Chemiedistributionsbranche in den nächsten Jahren prägen wird?

L. S. Schwartz: Ja. Der Prozess der Umgehung von Geschäftsvermittlungen wird sich fortsetzen da die großen Firmen jede Anstrengung unternehmen, Distributeure auszuschalten.

Die zukünftige Rolle von Distributeuren muss spezielle wertsteigernde Dienstleistungen beinhalten. Bereits seit langem hat Aceto seine weltweiten sogenannten Sourcing- Fähigkeiten mit unserer global abgestimmten regulatorischen Unterstützung für den Nutzen von Lieferanten und Kunden vereint.


C. H. Erbslöh: Der Trend zu großen Chemiedistributionsfirmen wird noch anhalten. Besonders in Deutschland, wenn das neue Erbschaftssteuergesetz verabschiedet wird, werden kleinere Unternehmen aufgeben und verkaufen.

B. Soyke: Die Konzentration in der Chemiedistributionsbranche wird auch in den nächsten Jahren anhalten. Gerade in Süd- und Osteuropa sind hier noch teilweise sehr atomisierte Märkte anzutreffen.

Eine Konzentration wird allein schon aufgrund der EU-weit geltenden Anforderungen erforderlich sein, da Kleinunternehmen nicht in der Lage sind, die dafür erforderlichen finanziellen Mittel aufzubringen.

M. Thomson: Der Commodity-Handel wird in jedem Land von 2 - 3 Händlern dominiert, was auch für den Spezialitätenmarkt in Zukunft aus folgenden Gründen eine immer größere Rolle spielen wird:

  • Reduzierung der Produzenten mit vergleichbarem Produktportfolio weltweit
  • Reduzierung der Komplexität für Produzenten durch europaweit agierende Distributeure als verlängerter Vertriebsarm für die kleinen und mittleren Kunden
  • Auswirkungen von Reach
  • Unzureichende Nachfolgeregelung bei kleinen Distributionsfirmen

 


Wagen Sie einen Ausblick auf die Marktentwicklung der nächsten Monate und die Faktoren, die sie beeinflussen werden!

L. S. Schwartz: Aceto‘s Geschäft ist auf drei Bereiche aufgeteilt: Health Science (Pharma und Lebensmittelzusatzstoffe), Chemicals & Colorants (Spezialchemikalien für verschiedene Industrien) und Pflanzenschutz (ausschließlich Amerika).

Der generische Pharmamarkt als unser Zielmarkt wird weiter wachsen, unser Chemie-Geschäft ist ausgesprochen gesund aufgrund der steigenden Bedeutung unseres Haupteinkaufsmarktes China und unser Pflanzenschutz-Geschäft ist sehr zufrieden stellend, da auch hier der generische Markt ansteigt.

C. H. Erbslöh: Ein Ausblick auf die Zukunft. Die weltweite Finanzkrise, ausgelöst durch Amerika, ist sehr schwer zu beurteilen. Wird es zu einer europäischen oder sogar zu einer weltweiten Rezession kommen?

Diese Beantwortung ist ausgesprochen schwer. Besonders wenn es in Fernost zu einer politischen Trendwende kommt, wird es die EU, aber im besonderen Deutschland beeinflussen.

B. Soyke: Im Hinblick auf die hohen Rohstoffpreise und die Knappheiten einiger elementarer Produkte rechnen wir in Westeuropa mit einer im 2. Halbjahr 2008 einsetzenden Stagnation.


M. Thomson: Der Export in Deutschland läuft weiterhin gut aber der schwache Dollar und steigende Rohstoffkosten werden ihre Spuren hinterlassen. Des Weiteren zeigen sich keine Verbesserungen beim privaten Konsum.

Beide Faktoren zusammen werden zu einer Abkühlung der Konjunktur führen. Davon wird auch der Chemiehandel beeinflusst werden.

 

 

www.aceto.com
www.cherbsloeh.de