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Wissenschaftsforum Chemie 2011

Interview mit GDCh-Präsident Prof. Dr. Michael Dröscher

27.07.2011 -

Beim Wissenschaftsforum Chemie 2011 der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) Anfang September in der Hansestadt Bremen wird darüber diskutiert, wie die Chemie nachhaltige Entwicklungen bei neuen Produkten und für die Gesellschaft vorantreibt. Das „Wifo", wie Insider es nennen, findet alle zwei Jahre statt und gilt als die wichtigste chemiewissenschaftliche Veranstaltung im deutschsprachigen Raum.

CHEManager: Herr Prof. Dröscher, „Chemie schafft Zukunft" lautet das Motto des diesjährigen Wissenschaftsforums Chemie. Was ist damit ganz konkret gemeint?

Prof. Dr. Michael Dröscher: Natürlich kommt die Zukunft, ob mit oder ohne Chemie. Aber Zukunft lässt sich auch gestalten. Das wollen wir mit unserem Tagungsmotto zum Ausdruck bringen. Wir wollen zeigen, wie wir unser Leben so gestalten können, dass wir nicht nur kurzfristig Vorteile haben, sondern auch „nachhaltig" Nutzen für alle schaffen können. Das hängt entscheidend davon ab, wie die Erkenntnisse aus der chemischen Forschung umgesetzt werden. In der GDCh bündeln die Fachgruppen die infrage kommende Expertise.

Die Fachgruppen bringen sich in vielfältiger Weise in das Wifo ein, egal ob es sich um die inhaltliche Gestaltung von Symposien zu Problemen des Umweltschutzes und der Ressourcenschonung, Synthese und Katalyse, Materialforschung oder Elektrochemie handelt. „Zukunft schaffen" bedeutet aber auch, junge Menschen an die Naturwissenschaften und die Chemie heranzuführen - hier wird unsere Fachgruppe Chemieunterricht zeigen, dass es spannende und attraktive Konzepte dafür gibt.

Was unterscheidet das „Wifo" von anderen Tagungen?

Prof. Dr. Michael Dröscher: Wir beobachten, dass Tagungen fachlich immer spezifischer und fokussierter werden, so dass ein Austausch zwischen verschiedenen Fachgebieten der Chemie immer mehr abnimmt. Dagegen setzen wir im zweijährigen Abstand das „Wifo", wobei das integrative Konzept die Vernetzung der Fachgebiete fördert und damit maximalen Nutzen für die Chemical Community bietet.

Wie konkret sieht dieses Konzept aus?

Prof. Dr. Michael Dröscher:  Das „Wifo" bietet ein Symposienprogramm mit einem vielfältigen Themenspektrum, das sowohl die wissens- als auch die anwendungsorientierte Grundlagenforschung abdeckt. Auf dieser Basis bauen dann die Spezialsessionen auf, die forschungsintensive Problemstellungen vertiefen. Dazu kommen noch Fachgruppen-Jahrestagungen und Symposien von interdisziplinärem Zuschnitt.

Diese Angebote und eine gerade noch überschaubare Zahl von Teilnehmern - wir rechnen mit gut 1.500 Besuchern - eröffnen die Chance, mit Kollegen aller Fachrichtungen ins Gespräch zu kommen und sich aus erster Hand, auf Augenhöhe mit der Forschung, einen Überblick über aktuelle Themen zu verschaffen. Damit leistet die GDCh als wissenschaftliche Fachgesellschaft einen Beitrag zu einer „offenen Innovationskultur", wie sie auch seitens der chemischen Industrie immer wieder eingefordert wird.

Was sind für Sie Highlights im wissenschaftlichen Programm?

Prof. Dr. Michael Dröscher:  2011 feiern Chemiker in aller Welt das Internationale Jahr der Chemie und erinnern damit auch an das 100-jährige Jubiläum der erstmaligen Vergabe des Chemie-Nobelpreises an eine Frau. Der GDCh-Arbeitskreis Chancengleichheit in der Chemie würdigt dieses Ereignis mit dem „Marie-Curie-Symposium". Hier präsentieren internationale Spitzenforscherinnen gemeinsam mit Kolleginnen aus Deutschland ihre Ergebnisse - so wird in kompakter Form die Forschungsleistung von Frauen vernehmbar.

Von internationalem Zuschnitt sind auch die gemeinsam mit der Chinesischen Chemischen Gesellschaft und der Japanischen Chemischen Gesellschaft ausgerichteteten Symposien „Chemistry and Water" bzw. „150 Years of German-Japanese Collaboration". Hier erhalten die Teilnehmer Einblicke in die Forschungslandschaft in Fernost. Dazu kommen die Plenar- und Preisträgervorträge.

Mit Dr. Wolfgang Plischke, der im Bayer-Vorstand u.a. für Innovation verantwortlich ist, haben wir auch einen prominenten Vertreter eines großen deutschen Chemieunternehmens als Referenten gewinnen können. Schließlich werden wir in einer Podiumsdiskussion wichtige Zukunftsthemen der Chemie aus Sicht der Forschung vorstellen.

Ein zentrales Zukunftsthema ist auch der wissenschaftliche Nachwuchs. Erfreulicherweise hat in den Chemiestudiengängen in Deutschland im vergangenen Jahr die Zahl der Abschlüsse weiter zugenommen. Was geschieht auf diesem Gebiet?

Prof. Dr. Michael Dröscher:  Unser sehr aktives Jungchemikerforum richtet gemeinsam mit den entsprechenden Fachgruppen Sessionen mit Doktoranden als Vortragenden zu den Themenfeldern Wasser, Nachhaltigkeit und Umwelt aus; in der Reihe „SciMix" ist Interdisziplinarität angesagt. In der großen „Bier-und-Brezel"-Postersession werden an die 500 Nachwuchsforscher präsentieren; 16 Posterautoren werden darüber hinaus die Gelegenheit bekommen, im Plenum auf Ihre Ergebnisse in Form von Kurzvorträgen aufmerksam zu machen.

Ich kann alle Kollegen in der Industrie nur ermuntern, sich hier umzuschauen, denn die Ressource „Nachwuchs" ist ein kostbares Gut. Natürlich bietet die GDCh auch mit Ihrer Jobbörse ein ideales Umfeld, in dem sich Unternehmen und Absolventen von ihrer besten Seite zeigen können.

Eine Tagung lebt auch von den gesellschaftlichen Events am Rande, die die Begegnung der Teilnehmer untereinander fördern. Was bietet das GDCh-Wissenschaftsforums Chemie in dieser Hinsicht?

Prof. Dr. Michael Dröscher:  Es gibt zwei herausragende gesellschaftliche Ereignisse im Rahmen des„Wifo" : Zum einen die Eröffnungsveranstaltung mit anschließendem „Get Together" am Sonntag mit musikalischer Untermalung durch das „Orchestra Chimica" - dahinter verbergen sich Chemiker aus Japan, welche die Freude an der Musik verbindet. Zum anderen den Gesellschaftsabend am Dienstag im nahe der Universität gelegenen „Universum Science Center" mit seinen 250 Exponaten und Experimentierstationen, Rauminszenierungen und Medieninstallationen.

Unter dem Motto „Heute schon gestaunt?" soll der spielerische Blick auf die Natur, der Anfang aller Forschertätigkeit, im Mittelpunkt stehen. Im Universum wird auch die Wanderausstellung „T-Shirts, Tüten und Tenside" zur Nachhaltigen Chemie eröffnet - ein gemeinsames Projekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, des Verbandes der Chemischen Industrie, der Dechema und der GDCh. Hier und auch in den Pausen während des Vortragsprogramms gibt es ausreichend Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und alte zu pflegen.

Mit Bremen verbindet man in erster Linie die Bremer Stadtmusikanten und den Fußballclub Werder Bremen. Was macht die Stadt für Chemiker interessant?

Prof. Dr. Michael Dröscher:  Bremen ist mit zwei Universitäten und zahlreichen weiteren Forschungseinrichtungen eine Stätte der Naturwissenschaften und gilt als „heimliche Hauptstadt der Massenspektrometrie". In der Exkursion „Chemie vor Ort" werden vier Knotenpunkte des breit angelegten regionalen Kompetenznetzwerks angesteuert: die Universität Bremen, das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung, das Max-Planck-Institut für marine Mikrobiologie und das Unternehmen Bruker Daltonik.

Es lohnt auch der Blick in die nähere Umgebung. Zahlreiche weitere Unternehmen mit chemienaher Ausrichtung sind für Kooperationsangebote offen.

Die Bremer Stadtmusikanten sind auf ihrer langen und beschwerlichen Reise nach Bremen nie dort angekommen. Ist die Erreichbarkeit heutzutage besser?

Prof. Dr. Michael Dröscher:  Das GDCh-Wissenschaftsforum Chemie wird im modernen, verkehrsgünstig gelegenen Congress Centrum stattfinden, das sich in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof befindet und vom Flughafen mit der Straßenbahn in 15 Minuten erreichbar ist. Die Nähe zur Innenstadt Bremens und zum attraktiven Bürgerpark sowie die gute Hotelinfrastruktur rund um das Congress Centrum machen es zu einem idealen Tagungsort.

Die über 1200 Jahre währende Geschichte und Tradition der Hansestadt Bremen bietet mit vielfältigen kulturellen Einrichtungen und historischen Quartieren ein hohes Maß an Entspannung und Gastlichkeit. Ich bin zuversichtlich, dass wir in Bremen unter dem Schutz des Roland vom 4. bis 7. September ein veritables Fest der Chemie feiern können.

Lesen Sie dazu: "Bundeskanzlerin eröffnet internationales Jahr der Chemie"

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