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Agrochemie – ein konsolidierter Markt

Agrarchemiemarkt wächst pro Jahr um 4% , Anteil der Feinchemikalien sinkt

15.11.2013 -

Der Markt für in der Landwirtschaft eingesetzte Feinchemikalien, also für Pestizide wie Herbizide, Insektizide und Fungizide, erlebt gerade eine positive Entwicklung. Doch gemessen am stark wachsenden Landwirtschaftsmarkt, fällt die Entwicklung des Markts für landwirtschaftliche Feinchemikalien mit jährlich 1,5% eher gering aus. Der steigende Kostendruck durch asiatische Hersteller zwingt die westlichen Anbieter, nach technisch und chemisch anspruchsvollen Nischenprodukten Ausschau zu halten, um ihre Marktstellung zu verteidigen.

Der globale Markt für Agrarchemie-Produkte belief sich 2012 auf 43 Mrd. US-$; der Anteil Agrarfeinchemikalien lag hier bei etwa 22,5%. Das entspricht einem Marktvolumen von knapp 10 Mrd. US-$. Frühere Studien gingen normalerweise von einen Marktanteil der Feinchemikalien von 25-30%; wir setzen hingegen einen geringeren Anteil voraus. Dies liegt in erster Linie daran, dass Preisbestandteile wie Zulassung und Feldversuche im Endmarkt immer stärker zunehmen. Außerdem gleicht der höhere Preis von hochpotenten agrochemischen Wirkstoffen den Effekt der niedrigeren Dosierung nicht ganz aus. Deshalb nehmen wir an, dass der Feinchemieanteil am Endmarkt niedriger ausfällt (s. Abb. 1).
Grundsätzlich gliedert sich der weltweite Markt für Agrarfeinchemikalien in zwei Segmente: die aktiven Agrarchemie-Wirkstoffe (AAIs) mit einer Marktgröße von knapp 4 Mrd. US-$ (40% des Marktes) und die übrigen Grund- und wesentlichen Zwischenprodukte mit einem Volumen von fast 6 Mrd. US-$ (60% des Marktes). Dabei erfolgt der Großteil der Produktion (73%) immer noch unternehmensintern:

Agrarfeinchemikalien im Wert von 7,1 Mrd. US-$ werden von Chemiekonzernen wie Syngenta und Bayer CropScience für den Eigenbedarf produziert. Hersteller wie Lonza, DSM, Saltigo und Albemarle, die andere Unternehmen beliefern, bringen lediglich 27% der Feinchemikalien auf den Markt - für ein Volumen von 2,6 Mrd. US-$ (s. Abb. 2).

Schaut man auf die Nachfrage, so ist der globale Agrochemiemarkt im Vergleich zu anderen bereits sehr stark konsolidiert. Die führenden fünf Anbieter halten gemeinsam ca. 71% des Gesamtmarktes (Syngenta 22%; Bayer CropScience 18%; BASF 13%; Dow 10% und Monsanto 7%).

Trends in der Agrarchemie

Der weltweite Endmarkt für Agrarchemie nimmt aktuell um 4% jährlich zu - eine gute Wachstumsrate, die auf die aktuelle Entwicklung der Landwirtschaft zurückzuführen ist. Denn die Weltbevölkerung nimmt weiter zu; entsprechend nimmt die Anbaufläche pro Kopf ab. Die Landwirtschaft wird daher intensiver. Doch das erwartete Wachstum von nur 1,5% für Agrarfeinchemikalien dürfte den Anteil von Feinchemikalien im Agrarchemiemarkt von 22,5% im Jahr 2012 auf 20% im Jahr 2016 absenken.

Dabei werden Hersteller in den kommenden Jahren wichtige, von der Nachfrage ausgelöste Innovationen verstärkt auf den Markt bringen - allen voran Breitband-Herbizide, die mit verschiedenen aktiven Wirkstoffen arbeiten, hochpotente Agrarchemikalien und Biopestizide.

Breitband-Herbizide

Das Breitband-Konzept zum Management von Herbizid-Resistenzen nutzt verschiedene Wirkstoffe, um unterschiedliche Unkrautarten zu bekämpfen. Ein Unkraut, das gegen einen Wirkstoff resistent ist, wird so durch den zweiten oder dritten Wirkstoff vernichtet. Beispiele für Breitband-Herbizide sind etwa Tandem und Stellar von Dow AgroSciences.

Hochpotente Agrarchemikalien

Ähnlich wie Pharmaunternehmen setzen integrierte Agrarchemiehersteller verstärkt hochpotente Agrarchemikalien ein. Dadurch soll die Effektivität des Produkts gesteigert werden, sodass eine niedrigere Dosierung erforderlich ist. Ein Beispiel hierfür ist Sulfonylurea von DuPont.

Biopestizide

Der Endmarkt für Biopestizide erreichte 2012 ein Gesamtvolumen von 1,5 Mrd. US-$ - Tendenz weiterhin steigend. So sollte der Markt bis 2016 voraussichtlich um 15% jährlich wachsen. Ein Wachstum, das durch die erhöhte Nachfrage nach Biolebensmitteln (organic food) seit rd. 10 Jahren vorangetrieben wird.

Angesichts des langsamen Wachstums und des zunehmenden Wettbewerbs sehen sich immer mehr Anbieter von Feinchemielösungen gezwungen, nach Alternativen zu suchen, um ihre Produktpalette zu erweitern. Neue Projekte im Bereich der Auftragsfertigung sowie der eigenen Produktion sind bei den westlichen Anbietern heiß umkämpft. Das lässt sich an den sinkenden Angebotspreisen und folglich schrumpfenden Gewinnmargen ablesen. Sowohl Hersteller, die für den Eigenbedarf produzieren, als auch Konzerne, die für Dritte produzieren, überprüfen daher ihre Lieferkettenstrategien. Denn dadurch können sich für westliche Anbieter von Feinchemikalien neue Chancen ergeben, mit größeren Mengen weiter zu wachsen.

Die Autoren: Martin Erharter, Partner und Leiter Competence Center Chemie und Pharma,
Alexander Keller, Partner, Patrick Brown, Senior Project Manager, Roland Berger Strategy Consultants

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