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2012 - die Chemiebranche zieht Bilanz

Deutsche Chemieunternehmen starten trotz schwierigen Marktumfelds optimistisch in das Jahr 2013

02.04.2013 -

Während sich die Stimmung der deutschen Chemieindustrie nach einem erfreulichen vierten Quartal 2012 und einem guten Start ins laufende Geschäftsjahr aufhellt, begeben sich US-amerikanische Konzerne auf Sparkurs. Positiv entwickelten sich im Jahr 2012 die Geschäfte der Branche in den Schwellenländern, mit der Ernährungsindustrie und in der Agrochemie, dagegen litten einige der Chemieunternehmen unter rückläufigen Umsätzen innerhalb Europas sowie bei Farben oder Kunststoffen.

BASF wächst mit Öl, Gas und Pflanzenschutz
Der weltgrößte Chemiekonzern BASF schloss das Jahr 2012 mit Rekorddaten für Umsatz und operatives Ergebnis ab. BASF setzte im vergangenen Jahr 78,7 Mrd. € um, 7 % mehr als 2011. Zwar hatte der Ludwigshafener Chemiekonzern im vergangenen Jahr mit einer Schwäche seines Chemie- und Kunststoffgeschäfts zu kämpfen gehabt. Das Ergebnis der beiden Sparten sank jeweils um etwa ein Drittel auf zusammen 2,6 Mrd. €. Gleichzeitig legte aber das Öl- und Gasgeschäft kräftig zu - vor allem wegen gestiegener Ölproduktion in Libyen und anziehendem Erdgashandel. Im Geschäft mit Chemikalien für die Landwirtschaft profitierte das Unternehmen von Preiserhöhungen und der gestiegenen Nachfrage in Nordamerika. Insgesamt erzielte der Konzern einen Gewinn (EBIT) von 8,9 Mrd. €, was einem Zuwachs von 5 % entspricht.
Für das laufenden Geschäftsjahr kündigte das Unternehmen weitere Zuwächse an: „Wir hatten einen soliden Start im Januar", sagte Konzernchef Dr. Kurt Bock, „Für die Chemieindustrie erwarten wir eine Erholung, die vor allem durch das stärkere Wachstum in den Schwellenländern gestützt wird." Einfach werde es aber nicht: „2013 wird ein anspruchsvolles Jahr: Wir rechnen weiterhin mit einem unbeständigen Umfeld", räumte Bock ein.

Dow Chemical leidet unter Euro-Schuldenkrise
Schwächere Zahlen als der Branchenprimus BASF meldete US-Wettbewerber Dow Chemical. Die Euro-Schuldenkrise, eine schwache Nachfrage nach Kunststoffen und hohe Restrukturierungskosten setzten dem US-Unternehmen insbesondere im vierten Quartal 2012 zu, in dem mit 716 Mio. US-$ einen deutlich höheren Verlust als im Vorjahresquartal (-20 Mio. US-$) verbuchte.
Im Gesamtjahr erzielte das Unternehmen einen Gewinn von
842 Mio. US-$, nach 2,4 Mrd. US-$ im Vorjahr. Der Konzernumsatz sank von 60 Mrd. US-$ auf 56,8 Mrd. US-$. Operativ lief dabei insbesondere das Agrargeschäft gut, durch das eine Nachfrageschwäche in China kompensiert werden konnte.
Um der negativen Geschäftsentwicklung zu begegnen, kündigte Dow Chemical bereits vor einigen Monaten ein rigoroses Sparprogramm an. Es sieht einen Abbau von weltweit 1.500 Stellen und die Schließung von 20 Anlagen vor. Auf diese Weise will der Konzern bis Ende 2014 jährlich 500 Mio. US-$ einsparen.

LyondellBasell: Rekordergebnis beim US-Olefingeschäft
Auch der weltweit drittgrößte Chemiekonzern LyondellBasel meldete für das vierte Quartal 2012 einen Rückgang bei Umsatz und Ergebnis, zieht jedoch für das gesamte vergangene Geschäftsjahr eine positive Bilanz: Bei einem Umsatzrückgang von 6 % auf 45,3 Mrd. US-$
(35,3 Mrd. €) steigerte das Chemieunternehmen mit Sitz in Rotterdam sein operatives Ergebnisse (EBITDA) um 5 % gegenüber dem Vorjahr auf den neuen Rekord von 5,86 Mrd. US-$ (4,56 Mrd. €).
Besonders gute liefen die Geschäfte in den Segmenten „Olefins and Polyolefins - Americas" und „Intermediates and Derivatives", insbesondere aufgrund der guten Margen im nordamerikanischen Olefingeschäft. Dagegen sank der Absatz im Konzern-Segment „Olefins and Polyolefins - Europe, Asia, International" um 6 % und das operative Ergebnis um 37 %.

DuPont profitiert von Geschäft mit Ernährungsindustrie
Ein enttäuschendes Farbengeschäft und die Krise in der Solarbranche hatten den US-Chemiekonzern DuPont zum Jahresende ausgebremst. Der Konzerngewinn brach im vierten Quartal um 70 % auf 111 Mio. US-$ (83,3 Mio. €) ein. Der Umsatz blieb dabei annähernd stabil bei 7,33 Mrd. US-$.
Im Gesamtjahr 2012 baute DuPont seinen Umsatz dagegen um 3 % auf 34,8 Mrd. US-$ aus, wobei die Erlöse in den Schwellenländern sogar um 6 % stiegen. Das Konzernergebnis (EBITDA) ging von 5,64 auf 5,19 Mrd. US-$ zurück.
Ein Lichtblick war das Geschäft mit Chemikalien und Saatgut für die Landwirtschaft. Aber auch im Geschäft mit der Ernährungs- und Gesundheitsindustrie konnte DuPont seinen Umsatz ausbauen. Die Sparte hatte Dupont vor rund zwei Jahren mit der Übernahme des dänischen Lebensmittelzusatz-Hersteller Danisco erweitert. Während DuPont mit Agrochemikalien vor allem dank gut laufender Geschäfte in Süd- und Nordamerika deutlich mehr umsetzte, ging der Gewinn im Geschäftsbereich Veredlungschemikalien um mehr als die Hälfte zurück.
„Wir haben unsere Pläne an das veränderte Marktumfeld angepasst und bauen unser Geschäft in einer langsam wachsenden Weltwirtschaft aus", sagte Konzernchefin Ellen Kullman. Bereits im Oktober kündigte das Unternehmen an, weltweit rund 1500 Jobs abzubauen.

Akzo Nobel verbucht Milliardenverlust im Farbengeschäft
Dem niederländischen Konzern Akzo Nobel setzten im Geschäftsjahr 2012 hohe Abschreibungen auf das schwächelnde Farbengeschäft zu. Das Unternehmen wies für 2012 einen Verlust von 2,2 Mrd. € aus. Ein Jahr zuvor hatte es noch einen Gewinn von 477 Mio. € verbucht. Allein im dritten Quartal schrieb das Unternehmen auf seine Farbensparte „Decorative Paints" 2,1 Mrd. € ab. Die Wachstumsaussichten in dem Geschäft hatten sich schon seit längerem aufgrund der geringen Nachfrage der Verbraucher und einer schwachen Bauwirtschaft in den USA und in Europa deutlich eingetrübt. Akzo Nobel kündigte daher im Dezember an, sein Geschäft mit Deko-Farben in Nordamerika für
1,1 Mrd. US-$ an den US-Wettbewerber PPG zu verkaufen.
Beim Umsatz profitierte der Konzern 2012 von Preiserhöhungen und günstigen Wechselkursen. So konnte Akzo Nobel die Einnahmen um 5 % auf 15,4 Mrd. € steigern. Den operativen Gewinn (EBITDA) baute der Konzern dank seiner Sparanstrengungen um 4 % auf 1,9 Mrd. € aus.
Rund 250 Mio. € brachte der 2011 eingeleitete Konzernumbau Akzo Nobel bislang ein. Nun soll das Programm 2013, und damit bereits ein Jahr früher als bisher geplant, abgeschlossen werden. Unabhängig davon rechnet Konzernchef Ton Büchner nicht mit einer raschen Besserung der konjunkturellen Lage: „Das Wirtschaftsumfeld bleibt schwierig."

DSM setzt Nylon-Geschäft zu
Der Gewinn des weltgrößten Vitaminherstellers DSM brach 2012 um 65 % auf 288 Mio. € ein. Der operative Gewinn sank um 16 % auf 1,11 Mrd. €. Der Umsatz ging leicht um 1 % auf 9,13 Mrd. € zurück. Ein Grund für die Entwicklung waren schlechte Geschäfte mit Nylon-Vorprodukten. Konzernchef Feike Sijbesma zog dennoch eine weitgehend positive Jahresbilanz. Der Konzern sei auf Kurs, sein Gewinnziel für 2013 zu erreichen.
DSM hatte 2010 einen Strategiewechsel eingeleitet und seitdem rund 2,2 Mrd. € für Akquisitionen ausgegeben. Statt auf margenschwache Massenchemikalien konzentriert sich DSM inzwischen stärker auf weniger konjunkturanfällige Geschäfte wie etwa hochspezialisierte Kunststoffe und Zusatzstoffe für Nahrungsmittel. Rund 70 % des operativen Gewinns erzielt der Konzern inzwischen in Geschäften mit der Ernährungsindustrie.

Bayer plant Rekordumsatz im Jubiläumsjahr
Im vergangenen Jahr legten die Konzernerlöse des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer um 9 % auf 39,8 Mrd. € zu. „Damit haben wir einen neuen Spitzenwert in unserer nun 150-jährigen Unternehmensgeschichte erzielt", erklärte Vorstandsvorsitzender Dr. Marijn Dekkers. Dabei steigerten die Leverkusener ihren Umsatz in den Schwellenländern mehr als doppelt so stark wie in den Industrieländern. Bayer hatte zuletzt kräftig in den Ausbau der Geschäfte dort investiert. Dies zahlt sich nun für den Konzern aus. Der operative Gewinn (EBITDA) nahm um ebenfalls 9 % auf 8,3 Mrd. € zu. Dazu trug auch ein Sparprogramm bei, das Konzernchef Dekkers kurz nach seinem Amtsantritt im Herbst 2010 eingeleitet hatte. Ähnlich wie bei BASF und Dow Chemical liefen die Geschäfte in der Pflanzenschutzsparte besonders gut. Ein Wermutstropfen waren im vergangenen Jahr allerdings hohe Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in den USA. Diese schmälerten den Konzerngewinn, der um 1 % auf 2,45 Mrd. € zurückging.
Nach kräftigen Umsatz- und Ergebniszuwächsen im vergangenen Jahr will sich Bayer verstärkt auf den Marktstart seiner neuen Medikamente konzentrieren. „Wir erwarten für 2013 und darüber hinaus eine Fortsetzung des Rekordkurses", gab sich Dekkers optimistisch. Der Konzern will 2013 seinen Umsatz um 4-5 % auf rund 41 Mrd. € ausbauen. Seinen operativen Gewinn will das Unternehmen im mittleren einstelligen Prozentbereich erhöhen.

Chemieindustrie optimistisch für 2013
Das Wachstum der Weltwirtschaft soll im Jahr 2013 auf 2,4 % steigen (2012: 2,2 %). Das Unternehmen BASF geht von einem weltweiten Wachstum der Chemieproduktion von 3,6 % aus, nach 2,6 % im Jahr 2012. Dabei bleiben die konjunkturellen Risiken nach wie vor hoch. Sparmaßnahmen zur Sanierung der öffentlichen Haushalte werden die Nachfrage im Euroraum und in den USA weiter dämpfen. Dagegen werden niedrige Zinsen und staatliche Konjunkturimpulse in den Schwellenländern das weltweite Wirtschaftswachstum stützen.
Für die deutsche Chemieproduktion stellte der Verband der Chemischen Industrie einen Zuwachs um 1,5 % in Aussicht. Der Branchenumsatz werde voraussichtlich um 2 % auf 190 Mrd. € zulegen. Zuversichtlich stimmt Deutschlands drittgrößte Branche neben dem Exportgeschäft in Länder außerhalb Europas mittlerweile auch das anziehende Inlandsgeschäft. Nach Angaben des VCI haben die industriellen Kunden im Inland in den vergangenen Monaten wieder mehr Chemikalien geordert. Dieser Trend solle sich im Jahresverlauf 2013 fortsetzen.
Weitere Unternehmen wie Altana, Evonik, Lanxess und Wacker berichten erst in diesen Tagen. Wir informieren darüber in der nächsten Ausgabe.

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