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BASF zieht Konsequenzen aus Gentechnikskepsis in Europa

BASF-Pflanzenbiotechnologie-Zentrale wird in die USA verlegt, Aktivitäten werden auf Hauptmärkte in Nord- und Südamerika konzent

16.01.2012 -

Die BASF hat heute angekündigt, dass sie ihre Aktivitäten im Bereich der Pflanzenbiotechnologie aufgrund der mangelnden Akzeptanz für die Grüne Gentechnik in Europa auf die Hauptmärkte in Nord- und Südamerika konzentriert. Im Zuge dieser Veränderungen wird der Konzern das Produktportfolio und die Standortstrategie der Gruppengesellschaft BASF Plant Science neu ausrichten und die Unternehmenszentrale von Limburgerhof nahe Ludwigshafen nach Research Triangle Park bei Raleigh, North Carolina/USA, verlegen. Die Standorte in Gatersleben, Sachsen-Anhalt, und Svalöv, Schweden, sollen geschlossen werden. Lediglich für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in der Grünen Gentechnik bleibt in Deutschland noch ein Platz. Diese werden im Wesentlichen an den Standorten Raleigh/USA, Gent/Belgien und Berlin gebündelt. Die Entwicklung und Kommerzialisierung aller Produkte, die ausschließlich auf den europäischen Markt ausgerichtet sind, werden jedoch gestoppt. Bereits eingeleitete Zulassungsprozesse sollen weitergeführt werden.

Stellenabbau unvermeidbar
Nicht betroffen sind die Pflanzenschutzaktivitäten des Unternehmensbereichs Crop Protection, die ebenfalls in Limburgerhof beheimatet sind. Jedoch wird die neue Standortstrategie für die Pflanzenbiotechnologie zu einem Stellenabbau von insgesamt 140 Positionen in Europa führen. 123 Beschäftigte sollen von Limburgerhof und Gatersleben an andere Standorte der BASF Plant Science, hauptsächlich nach Raleigh, umziehen. Lediglich elf Stellen sollen in der bisherigen Unternehmenszentrale am Standort Limburgerhof erhalten bleiben. Dies sind Funktionen, die z.B. für Regulierungsfragen in Europa zuständig sind. "Unsere Mitarbeiter haben in den vergangenen Jahren hervorragende Arbeit geleistet. Wir bedauern sehr, dass diese qualitativ hochwertigen Arbeitsplätze in Deutschland und Schweden verloren gehen", sagte Dr. Stefan Marcinowski, Mitglied des Vorstandes der BASF und zuständig für Pflanzenbiotechnologie.

Fokus auf Wachstumsmärkte
In vielen europäischen Ländern sind Genprodukte außerhalb der Medizin umstritten. Die Politik in Europa folgte in den vergangenen Jahren dieser skeptischen Haltung in der Bevölkerung. So hatte die EU für die BASF-Genkartoffel Amflora, die für industrielle Anwendungen gedacht ist, erst nach jahrelangem Ringen im März 2010 den Anbau erlaubt. Der Streit um die Zulassung hatte 13 Jahre gedauert. BASF investierte zuletzt im Jahr rund 150 Mio. € in die Pflanzengentechnik.

"Wir sind davon überzeugt, dass die Pflanzenbiotechnologie eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts ist. Andererseits fehlt in weiten Teilen Europas immer noch die entsprechende Akzeptanz bei der Mehrheit der Verbraucher, Landwirte und Politiker. Daher ist es aus unternehmerischer Sicht nicht sinnvoll, in Produkte, die für die Kommerzialisierung ausschließlich in diesem Markt vorgesehen sind, weiter zu investieren", sagte Marcinowski. "Wir werden uns deshalb auf die attraktiven Märkte in Nord- und Südamerika und die Wachstumsmärkte in Asien konzentrieren."

Forschung bleibt auch in Europa
Die Forschungsstandorte des Unternehmens bei Metanomics in Berlin und CropDesign in Gent, Belgien, werden ausgebaut. "Obwohl in Europa die Bedingungen für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen nicht vorteilhaft sind, gibt es sowohl in Berlin als auch in Gent Forschungsinstitute und Universitäten mit Weltruf", erklärte Dr. Peter Eckes, Geschäftsführer der BASF Plant Science. "Wir haben dort und an unseren anderen Forschungsstandorten in Nordamerika exzellente Wissenschaftler und Forschungseinrichtungen. Unsere branchenführende Forschung werden wir an diesen Standorten weiter vorantreiben, um unsere Plattform zur Genidentifizierung weiter auszubauen und unsere Position als The Trait Technology Partner weiter zu stärken."

Attraktive Produktpipeline
BASF Plant Science wird die Entwicklung und Kommerzialisierung aller Produkte stoppen, deren Kultivierung allein auf die europäischen Märkte ausgerichtet ist. Dies betrifft die gentechnisch veränderten Stärkekartoffeln (Amflora, Amadea und Modena), die gegen Kraut- und Knollenfäule resistente Kartoffel Fortuna, eine gegen Kraut- und Knollenfäule resistente Stärkekartoffel und eine Weizensorte, die resistent gegen Pilzbefall ist. Um alle Optionen für die Kartoffelprodukte zu erhalten, wird BASF Plant Science die Zulassungsprozesse, die bereits angelaufen sind, fortführen.

Die Produktpipeline der BASF Plant Science wird sich weiterhin stark auf die Projekte ausrichten, die sich mit Ertragssteigerung und Stresstoleranz beschäftigen. In diesen Projekten werden Nutzpflanzen entwickelt, die einen höheren Ertrag liefern und resistenter gegen Stressbedingungen wie Trockenheit sind. Darunter fällt auch die Partnerschaft mit Monsanto, in der an Mais, Soja, Baumwolle, Raps und Weizen gearbeitet wird. Ende 2011 wurde das erste Produkt aus dieser Partnerschaft - trockentoleranter Mais - in den USA für den Anbau zugelassen. Die gemeinsam mit Embrapa entwickelten Sojabohnen Cultivance wurden in Brasilien Ende 2009 für den Anbau zugelassen; der Zulassungsprozess für die wichtigsten Exportmärkte läuft.