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Bayer-Plastiksparte will teuren Rohstoffen trotzen

13.05.2013 -

Bayer sieht sich in seiner Kunststoffsparte stark genug aufgestellt, um den kräftigen Anstieg der Rohstoffpreise zu verdauen. Vor allem der steile Preisauftrieb beim wichtigen Rohstoff Benzol hatte dem Geschäft, das Hightech-Kunststoffe für Stadiondächer, Autoteile, DVDs und Polsterungen produziert, zuletzt arg zugesetzt. "Wir sind typischerweise in Märkten unterwegs, in denen man sich erholen kann, solange die Balance von Angebot und Nachfrage stimmt", äußerte sich der Chef von Bayer Materialscience (BMS), Patrick Thomas, zuversichtlich. "Die wirkliche Sorge wäre, wenn hohe Benzol-Preise unsere Materialien strukturell nicht mehr wettbewerbsfähig machten. Das trifft aber nicht zu."

Bayer ist der weltgrößte Hersteller von Polycarbonat-Kunststoffen mit einem Marktanteil von rund 27%. Auch bei Polyurethan-Schaumstoffen, einem weiteren Hauptprodukt, sind die Leverkusener mit 20 bis 24% in führender Position. Im ersten Quartal war der bereinigte operative Spartengewinn binnen Jahresfrist um 26,9% auf 204 Mioi. € gesunken. Die operative Rendite (bereinigte Ebitda-Marge) ging auf 7,4 von 10,0% zurück. Die Leverkusener hatten daraufhin den Ausblick für BMS für das Gesamtjahr gesenkt. Statt eines Anstiegs erwartet die Sparte jetzt nur noch einen stabilen bereinigten operativen Gewinn.

Das Kunststoffgeschäft hatte zuletzt seine Kapitalkosten nicht verdient. Doch Thomas zufolge ist eine Wende in Sicht: "Was das Ziel betrifft, unsere Kapitalkosten zu verdienen, dürften wir dieses Jahr genau an die Schwelle herankommen, basierend auf dem Ausblick, den wir vorgelegt haben." Um die Gewinnmargen langfristig zu verbessern, will der Manager unter anderem aus der Anlagenstruktur noch mehr herausholen. Bis 2015 will BMS dadurch die operative Rendite um 150 Basispunkte erhöhen. "Vor allem durch die Verbesserung der Effizienz und durch höhere Auslastungsraten unserer Anlagen", sagte der Ingenieur, der das Kunststoffgeschäft seit 2007 leitet. Nach der Rezession 2008/09 sei Bayer immer noch dabei, Anlagen auszufüllen. "Wir haben einen großen Anzug, in den wir hineinwachsen müssen."

Erfindungen und effiziente Produktion
Thomas, der in seinem Büro in Leverkusen vom WM-Fußball, über Autoleuchten bis hin zu einem Wandstück für den A380-Hangar in Frankfurt eine ganze Reihe Bayer-Produkte vorzeigen kann, will mit Erfindungen und neuen Produktionsverfahren Rivalen wie den saudischen Chemieriesen Sabic auch künftig auf Distanz halten. Dazu zählt der Brite etwa einen neuen feinporigen Polyurethan-Schaum, der noch dünnere Kühlschrankwände erlaubt oder die Produktion eines ganzen Autodachs aus Polycarbonat inklusive Dachfenster in einem Stück. "Unser Ziel ist, die effizientesten und verlässlichsten Produktionsanlagen zu haben", sagte Thomas.

Dazu beitragen soll auch eine neue Großanlage für den Weichschaum-Grundstoff TDI in Dormagen in Nordrhein-Westfalen, die deutlich weniger Energie fressen und auch weniger Lösungsmittel verbrauchen soll als ältere Anlagen. Auch nach solchen Projekten setzt Thomas darauf, dass die weltweite Nachfrage in den nächsten Jahren weiter stärker wächst als das Kunststoff-Angebot im Markt.

Große Übernahmen im Polyurethan- und im Polycarbonat-Geschäft sind für die Kunststofftochter allein schon aus Kartellgründen schwierig. Der BMS-Chef setzt eher auf kleinere Zukäufe. "Deshalb sind die Dinge, die wir kaufen können, Ergänzungen", sagte Thomas, der seit seinem Studium in Oxford inzwischen rund 34 Jahre in der Chemiebranche tätig ist. Dass Bayer auch künftig an seiner Kunststofftochter festhält, wenn sie die Wachstumsziele erfüllt und die Margen stetig verbessert, davon ist Thomas überzeugt. "Die Märkte, in denen wir operieren, sind attraktiv", sagte der BMS-Chef. Deswegen sei die Kunststofftochter vor rund zehn Jahren von der Konzernspitze auch bewusst geschaffen worden.