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Brenntag: Chemikaliendistribution mit hoher Kompetenz

29.09.2011 -

Brenntag: Chemikaliendistribution mit hoher Kompetenz

Brenntag ist mit einem Umsatz von 6,1 Mrd. € im Jahr 2006 und über 300 Standorten weltweit führend in der internationalen Distribution von Industrie- und Spezialchemikalien. Aufbauend auf der hohen Marktdurchdringung bei Basischemikalien will Brenntag in Europa das Geschäft mit Spezialchemikalien deutlich forcieren. Der Pharmabereich ist dabei ein strategisches Wachstumssegment. Dr. Michael Reubold befragte Wilhelm Gierling, European Business Development Manager Pharma in der deutschen Brenntag-Zentrale in Mülheim an der Ruhr, zu seinen Plänen für den Ausbau des Pharmageschäfts und den besonderen Anforderungen dieses Marktes an Chemiedistributeure.

CHEManager: Herr Gierling, in der Chemiedistribution gibt es nur wenige Generalisten mit umfassendem Industrie- und Spezialchemikalien-Portfolio. Wie managt Brenntag die erfolgreiche Koexistenz zweier so unterschiedlicher Bereiche?

Wilhelm Gierling: Die langjährigen Erfahrungen von Brenntag mit Pharmakunden in Europa ermöglichen uns, frühzeitig Kundenbedürfnisse zu erkennen und mit Serviceleistungen Beschaffungs- und Produktionsprozesse zu optimieren. Vielfach bieten wir bereits bei Basischemikalien maßgeschneiderte Lösungen für unsere Kunden an: im Bezug auf Spezifikation, Gebindegröße, Etikettierung, Dokumentation bis hin zu Entsorgung und Auditierung der Hersteller.

Bei Kunden, die bei der Synthese von Wirkstoffen oder bei der Formulierung von Arzneimitteln eine Unterstützung wünschen, kommen zusätzlich Beratungskompetenz und ein umfassendes Angebot von Zwischenprodukten, Hilfsstoffen und Wirkstoffen hinzu. In einigen Ländern beträgt der Anteil der Spezialchemikalien bis zu 40 % des jeweiligen Pharmaumsatzes. Hohe Fachkompetenz ist ein entscheidender Faktor, um von Kunden und Lieferanten als Teil der Wertschöpfungskette anerkannt zu werden. Um das sicher zu stellen, bündeln wir die große Erfahrung und das Spezialwissen unserer Mitarbeiter in Wissenszentren. Pharma ist eines von drei strategischen Wachstumsfeldern.

CHEManager: Welche Bedeutung hat dieser Markt für Brenntag?

Wilhelm Gierling: Der für uns in Europa gegenwärtig zugängliche Distributionsmarkt für Pharmaprodukte liegt bei schätzungsweise 3 Mrd. € und wächst mit ca. 4 % jährlich. Von 2003 bis 2006 konnte Brenntag seinen Marktanteil verdoppeln. In diesem stark fragmentierten Markt gibt es aber noch hohes Wachstumspotential: Für die nächsten Jahre beabsichtigen wir, weiterhin deutlich stärker als der Markt zu wachsen.

CHEManager: Welche besonderen Anforderungen stellt der Pharmamarkt an die Chemiedistribution?

Wilhelm Gierling: Der Pharmamarkt befindet sich in einem strukturellen Wandel und unter zunehmendem Kostendruck. Dies bedeutet für die Distribution einerseits wettbewerbsfähig zu bleiben und Verlagerungsprozesse länderübergreifend zu begleiten. Andererseits steigen die Anforderungen an das Produktsortiment – z. B. Biotechnologie und Nahrungsergänzungsmittel – und damit die Erschließung neuer Beschaffungsquellen.

CHEManager: Stichwort Beschaffung: Mit welcher Sourcing-Strategie agieren Sie im Pharmabereich?

Wilhelm Gierling: Es ist unser Ziel, unsere Kunden in der Beschaffungslogistik zu entlasten, damit sie sich auf die strategisch wichtigen Dinge konzentrieren können. Brenntag leistet auf diesem Weg einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Wertschöpfung. So können unsere Kunden auf ein weltumspannendes Netz von bewährten Lieferanten zugreifen und von deren Know-how profitieren. Dazu setzen wir bei Hilfsstoffen auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit anerkannten Herstellern. Mit EUweit 30 Lagern, die sich für eine fachgerechte Lagerung von Hilfsstoffen eignen, können wir bedarfs- und zeitgerecht Abnahmemengen bündeln.

CHEManager: Brenntag vertreibt Pharmahilfs- und -wirkstoffe führender Hersteller. Welches sind die Hauptproduktgruppen in Ihrem Portfolio?

Wilhelm Gierling: Gut zwei Drittel unseres Portfolios bestehen aus Basis- und Prozesschemikalien, die unsere Kunden aus über 100 lokalen Niederlassungen beziehen. Die übrigen Produkte setzen sich aus Zwischenprodukten für die Wirkstoffsynthese und Hilfsstoffen zusammen. Wirkstoffe stellen einen geringen, aber in manchen Ländern steigenden Anteil des Portfolios dar. Wir wollen im Wesentlichen bei komplexen Zwischenprodukten, Hilfsstoffen und Rohstoffen für biochemische Verfahren weiter wachsen.

CHEManager: Welche Dienstleistungen bietet Brenntag für die Pharmakunden?

Wilehelm Gierling: Unser Angebot reicht von der Synthese- und Formulierungsberatung über die Beschaffung, Lagerung, Verpackung und den Transport bis hin zur Entsorgung und Wiederaufarbeitung von Lösemitteln. Einen besonderen Schwerpunkt bilden Abfüllungen und Mischungen – und zwar sowohl in Gebinden von wenigen Millilitern als auch in IBC Containern. Darüber hinaus ist an fünf Standorten auch eine Abfüllung unter GMP-Bedingungen möglich. Weitere Dienstleistungen sind Analytikprozesse und Herstellerauditierungen, mit denen wir zunehmend von Kunden beauftragt werden.

CHEManager: Was sind im Pharmadistributionsgeschäft die wesentlichen Abgrenzungsmerkmale gegenüber Wettbewerbern?

Wilhelm Gierling: Man muss als Unternehmen die besonderen Spielregeln in der Branche hinsichtlich Produktsicherheit und -verfügbarkeit verstehen und einhalten sowie flexibel auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen. Hinzu kommt die Bereitschaft, entsprechend in Personal und Ausrüstung zu investieren. Beides hat Brenntag in der Vergangenheit erfolgreich getan und damit eine klare Positionierung aufgebaut. „Good Manufacturing Practices“ sollen bald EU-weit nicht nur für Wirkstoffe, sondern auch für einige Hilfsstoffe gesetzlich vorgeschrieben werden.

CHEManager: Welche Ihrer Anlagen erfüllen bereits die GMP-Richtlinien?

Wilhelm Gierling: Die Standorte in Dänemark, Schweiz, Österreich und Polen sind GMPzertifiziert. Auch in Spanien verfügt Brenntag über einen GMP-Standort. In Deutschland arbeiten wir bereits nach GMPRichtlinien und haben die Zertifizierung beantragt. Insofern hat Brenntag hier bereits einen hohen Standard aufgebaut, von dem nicht zuletzt auch die Kunden profitieren.

CHEManager: Welchen Einfluss wird die EU-Chemikaliengesetzgebung Reach auf Ihr Geschäft bzw. Ihre Kundenbeziehungen haben; welche Produkte werden davon betroffen sein?

Wilhelm Gierling: Wirkstoffe, Pharmarohstoffe sowie Substanzen, die in das Endprodukt einfließen, sind von Reach ausgenommen, da deren Verwendung bereits in diversen anderen Richtlinien geregelt ist. Für Basischemikalien und Zwischenprodukte sowie Hilfsstoffe, die auch in andere Anwendungen gehen, hat sich Brenntag frühzeitig vorbereitet und ein internationales Implementierungsteam Reach gegründet. Hier haben wir unsere Hausaufgaben gemacht. Gefälschte Arzneimittel bzw. Arzneimittel-Formulierungen mit minderwertigen Inhaltsstoffen sorgen weltweit zunehmend nicht nur für wirtschaftlichen Schaden, sondern bergen vor allem Gesundheitsgefahren für die Anwender. Inwieweit betrifft dieses Thema die Chemiedistributeure? W. Gierling: Höchste Produktsicherheit und -qualität sind zentraler Bestandteil aller unserer Aktivitäten. Dafür stehen wir mit dem Namen Brenntag. Um Ihre Frage konkret zu beantworten: Bisher hat uns das Thema gefälschter Produkte oder minderer Qualitätsstandards kaum tangiert. Damit das auch in Zukunft so bleibt, investieren wir systematisch in die hohe Qualifikation unserer Mitarbeiter und die Qualität unserer Anlagen. Schließlich ist die Distribution eine entscheidende Schnittstelle zwischen Vor- und Endprodukt und trägt damit eine entsprechende Verantwortung im gesamten Produktionsprozess.

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