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Chemiekonjunktur – Deutschlands Chemie tritt auf der Stelle

12.09.2013 -

Das weltwirtschaftliche Umfeld blieb für die deutschen Chemieunternehmen im ersten Halbjahr 2013 schwierig: Die heimische Industrie litt weiterhin unter der Schuldenkrise und belastete so das Inlandsgeschäft. Im Auslandsgeschäft sah es zuletzt nicht besser aus. Die US-Wirtschaft erholt sich trotz Shale-Gas Hype nur zögerlich. In Lateinamerika konnte die Wirtschaft das Wachstumspotential nicht ausschöpfen. Entsprechend gering blieb dort die Dynamik. Auch in Asien schwächte sich das Wachstum ab - vor allem in Indien, aber zunehmend auch in China. In Europa, dem wichtigsten Auslandsmarkt der deutschen Chemie setzte im ersten Quartal die Rezession fort.
Allerdings setzen sich im zweiten Quartal die Auftriebskräfte durch. Die dämpfende Wirkung der Sparprogramme ließ nach und die eingeleiteten Reformen zeigten erste Wirkung. Vor diesem Hintergrund hellte sich die Stimmung in der europäischen Wirtschaft auf. Dies kam aber zu spät um das Auslandsgeschäft der deutschen Chemie mit europäischen Kunden deutlich anzukurbeln.
Angesichts der nach wie vor schwachen Weltkonjunktur musste die deutsche Chemie ihre Aufschwungshoffnung in der ersten Jahreshälfte erneut vertagen. Die Produktion stieg nur um 0,8  %, die Preise stagnierten und der Umsatz war sogar leicht im Minus, weil das schwache Auslandsgeschäft die Umsatzeinbußen im Inland nicht ganz kompensieren konnte (Grafik 1). Mittlerweile überwiegt aber die Zuversicht, dass das deutsche Chemiegeschäft in der zweiten Jahreshälfte 2013 Fahrt aufnimmt. Das Tempo wird bescheiden bleiben, doch die langfristigen Perspektiven der Branche sind gut. Vor diesem Hintergrund stellten die Unternehmen in der ersten Jahreshälfte neue Mitarbeiter ein und die Beschäftigtenzahl stieg leicht.

Produktion leicht im Plus
Die deutsche Chemie bekam die globale Wachstumsabschwächung und die Unsicherheiten der Eurokrise frühzeitig zu spüren. Bereits im zweiten Halbjahr 2011 drosselten die Unternehmen die Produktion. Dieser Trend wurde jedoch schon im ersten Halbjahr 2012 gestoppt. Die deutsche Chemie erwies sich gegenüber der Krise robust und machte weiterhin gute Geschäfte. Allerdings konnte seitdem die Produktion nicht, wie zunächst erhofft, ausgeweitet werden (Grafik 2). Unter dem Strich lag die deutsche Chemieproduktion im ersten Halbjahr 2013 nur 0,8 % höher als ein Jahr zuvor. Die Kapazitätsauslastung blieb mit durchschnittlich 83,5 % im Normalbereich.
Deutliche Produktionszuwächse gab es nur bei der Herstellung von Arzneimitteln. Die Pharmasparte konnte trotz Sparzwang im Gesundheitswesen ihre Produktion gegenüber dem Vorjahr um mehr als 4 % ausweiten. Die übrigen Chemiesparten verfehlten demgegenüber ihr Vorjahresniveau - insgesamt um 0,6 %. Dabei gab es große Unterschiede zwischen den Produktgruppen. Die Produktion von anorganischen Grundstoffen sank um 2,2 %, während die Petrochemieproduktion im gleichen Zeitraum nur um 0,5 % gedrosselt wurde. Die Herstellung von Polymeren konnte im Vorjahresvergleich sogar zulegen (+3,3 %). Dieser Zuwachs ist aber mehr dem schwachen Vorjahresniveau als einer dynamischen Entwicklung im Jahr 2013 geschuldet. Die Produktion von Fein- und Spezialchemikalien blieb trotz einer leichten Belebung im ersten Halbjahr noch 1,6 % unter dem Vorjahresniveau. Deutlich im Plus lag hingegen die Produktion von Konsumchemikalien. Im ersten Halbjahr wurden 4,3 % mehr Seifen, Wasch- und Reinigungsmittel sowie Kosmetika hergestellt als ein Jahr zuvor.

Erzeugerpreise sinken
Bis Ende des Jahres 2012 kletterten die Chemikalienpreise auf breiter Front. Steigende Rohstoff- und Energiekosten und in Teilbereichen auch knappe Produktionskapazitäten hatten seit Sommer 2009 diesen Preisanstieg verursacht. Zu Beginn des Jahres 2013 fiel es den Unternehmen angesichts der schwachen Nachfrage aber zunehmend schwer, das Preisniveau zu halten. Im Verlauf des ersten Halbjahres gaben die Chemikalienpreise daher nach (Grafik 3). Auch im Juli hielt der Abwärtstrend an. Dennoch waren Chemikalien im ersten Halbjahr immer noch 0,1 % teurer als ein Jahr zuvor.
Leichter Umsatzrückgang
Der Branchenumsatz enttäuschte im bisherigen Jahresverlauf. Trotz leichter Ausweitung der Produktionsmengen und stabiler Preise verfehlte die deutsche Chemie das Umsatzniveau des Vorjahres um 0,4 %. Die Unternehmen konnten damit seit Jahresbeginn 2012 die Verkaufserlöse nicht mehr ausweiten (Grafik 4). Die erhoffte Nachfragebelebung ist zunächst ausgeblieben. Im Inland lag die Industrieproduktion im ersten Halbjahr um 1,2 % niedriger als ein Jahr zuvor. Entsprechend geringer fielen die Chemikalienbestellungen der industriellen Kunden aus. Der Inlandsumsatz der deutschen Chemieindustrie sank im ersten Halbjahr ebenfalls um 1,2 %. Das Auslandsgeschäft war mit 0,2 % nur noch leicht im Plus. Zwar stiegen die Verkäufe in die europäischen Nachbarländer im ersten Halbjahr 2013 leicht an. In Übersee konnte das Auslandsgeschäft jedoch nicht mehr an das hohe Vorjahresniveau anknüpfen. In Asien, Lateinamerika und auch in den Vereinigten Staaten musste sich die deutsche Chemie mit geringeren Verkaufserlösen zufrieden geben.

Zuversicht wächst
Die Hoffnung auf eine rasche Belebung des Chemiegeschäftes waren in den vergangenen Quartalen immer wieder verschoben worden. Kaum zeigten die Indikatoren eine Stabilisierung der Lage an, kamen immer neue Belastungen der Weltwirtschaft hinzu: Fiscal Cliff in den USA, nachlassendes Wirtschaftswachstum in Asien und vor allem immer neue Fragenzeichen hinter der Stabilität des Euroraums. Und dennoch: Allem Krisengerede zum Trotz hat sich die deutsche Chemie als widerstandsfähig erwiesen. Die Geschäftslage blieb positiv. Trotz fehlenden Wachstums machten die Unternehmen gute Geschäfte. Aufgrund der andauernden Stagnation hatte der Glaube an eine rasche Belebung seit Jahresbeginn abgenommen. Die positiven Konjunkturzahlen aus Europa haben den Optimisten zuletzt jedoch wieder neue Nahrung gegeben. Im zweiten Quartal konnte der Euroraum insgesamt die Rezession überwinden. Die Wirtschaftsleistung stieg. Vor allem getragen durch ein Plus bei der europäischen Industrieproduktion. Noch ist das Niveau niedrig. Mittlerweile spricht jedoch vieles dafür, dass sich der Aufwärtstrend in der zweiten Jahreshälfte verstetigt. Vor diesem Hintergrund wird die deutsche Chemieproduktion in den kommenden Monaten zulegen können. Im Gesamtjahr 2013 kann die Branche daher ein bescheidenes Produktionsplus in Höhe von 1,5  % verbuchen.

 

 

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