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Chemienachfrage stabilisiert sich / Erholung in kleinen Schritten

11.11.2009 -

Die Weltwirtschaftskrise hatte die Chemieindustrie noch zu Jahresbeginn voll erfasst. Nicht nur die Industrieländer, sondern auch die zuvor dynamisch expandierenden Schwellenländer Asiens waren in den Abwärtssog geraten. Im Verlauf des ersten Halbjahres erreichte die Weltwirtschaft jedoch die Talsohle und die Wirtschaftsleistung stieg in vielen Ländern zuletzt wieder leicht an. Angesichts hoffnungsvoller Zahlen werden inzwischen die Wachstumspro­gnosen für 2009 wieder angehoben. Das Niveau bleibt aber niedrig. Für 2009 muss mit einem Rückgang der globalen Wirtschaftsleistung von 2,9% gerechnet werden. Die Nachfrage nach Industriegütern wird noch deutlicher zurückgehen. Zwar setzen sich auch in der Industrie die Auftriebskräfte mehr und mehr durch. Viele Unternehmen hatten aber die Produk­tion erheblich gesenkt, und es wird noch dauern, bis sich die Industrieproduktion aus dem tiefen Tal herausgearbeitet hat. Die Chemienachfrage wird sich dennoch weiter stabilisieren, zumal die Wareneingangsläger der Kunden inzwischen geräumt sein dürften. Trotz positiver Impulse dürfte die weltweite Chemieproduktion im Gesamtjahr 2009 um 4% niedriger liegen als 2008 (Grafik 1).

Chemieanlagen werden wieder hochgefahren

Wenn die Industrieproduktion anzieht, spüren dies die Chemieunternehmen schnell, da ihre Produkte in nahezu allen Wirtschaftszweigen Verwendung finden. Die chemische Industrie konnte daher rasch von der Erholung der Weltwirtschaft profitieren. Leere Läger bei den Kunden beschleunigen den Anstieg der Chemienachfrage zusätzlich. Die Chemie hat ihre Anlagen weltweit wieder hochgefahren. Im zweiten Quartal stieg die Chemieproduktion um 2,5% (Grafik 2). Damit ist die Krise aber noch nicht überwunden. Die Kapazitätsauslastung bleibt niedrig, und die Produktion ist vom Niveau vor der Krise noch weit entfernt. Im Sommer 2009 produzierte die Chemieindustrie weltweit rund 6% unter Vorjahresniveau.

Asiens Chemie im Aufwind

Angesichts der Finanzkrise hatte sich auch in den Schwellenländern Asiens das wirtschaftliche Wachstum vorübergehend abgeschwächt. Das dämpfte das Chemiegeschäft. In Japan und Südkorea war die Chemieproduktion zum Ende des Jahres 2008 sogar ähnlich stark eingebrochen wie in Europa und den USA. Getragen von der Dynamik Chinas und Indiens setzten sich in der Region die Auftriebskräfte schnell wieder durch. Typisch für die Region ist die Entwicklung in Südkorea. Wie andere Industrieländer auch, musste dieses Land einen deutlichen Einbruch der Industrieproduktion und damit der Chemienachfrage verkraften. Im vierten Quartal 2008 brach die Chemieproduktion um 8% ein. Bereits im ersten Quartal 2009 setzten sich aber die Auftriebskräfte durch. Die Chemieproduktion wurde wieder ausgedehnt. Im zweiten Quartal 2009 lag die Produktion sogar schon wieder über Vorkrisenniveau (Grafik 3). Mit Ausnahme von Japan haben die asiatischen Volkswirtschaften die Wirtschaftskrise bereits überwunden. Entsprechend positiv sind die Aussichten für das Chemiegeschäft.

Europäische Chemie spürt leichte Belebung

In Europa sind die Voraussetzungen weniger günstig. Zum Jahresende 2008 brach die Chemienachfrage ein. Wichtige industrielle Kunden, wie beispielsweise die Automobilindustrie oder die Bauwirtschaft, stornierten in großem Umfang ihre Chemikalienbestellungen. Der Lagerbestand bei den Chemieunternehmen wuchs, und die Unternehmen waren gezwungen, die Produktion kräftig zurückzufahren. Im vierten Quartal 2008 lag die europäische Chemieproduktion 7,3% niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Talfahrt setzte sich 2009 zunächst fort. Im ersten Quartal betrug der Abstand zum Vorkrisenniveau bereits 10% (Grafik 5). Die Unternehmen reagierten mit kurzfristigen Kostensenkungsprogrammen. Sie schränkten die Reisetätigkeit ein, verschoben Anschaffungen und reduzierten die Leiharbeit. Im zweiten Quartal konnte die Talfahrt gestoppt werden. Die Produktion wuchs um 2,4%. Es gibt berechtigte Hoffnungen, dass sich die Lage in den kommenden Monaten weiter stabilisiert.

Nach wir vor schwierige Chemiegeschäfte in den USA

Die Chemieindustrie blickt derzeit mit Sorge auf das US-amerikanische Chemiegeschäft. In den Vereinigten Staaten, mit Abstand größter Chemieproduzent weltweit, belastet die Immobilienkrise die Bauindustrie. Zudem ist die Nachfrage nach Automobilen aus amerikanischer Produktion eingebrochen. Damit stecken die beiden wichtigsten Kundenindustrien der US-Chemie in der Krise. Entsprechend schleppend verliefen die Chemiegeschäfte. Bereits 2008 wurde die Produktion um 4,6% gedrosselt. Eine Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Die Talfahrt setzte sich im bisherigen Jahresverlauf fort. Die Chemieproduktion verfehlte im Sommer ihr Vorjahresniveau um rund 10% (Grafik 4). Die Unternehmen hoffen zwar auf eine baldige Trendwende. Ob diese eintritt, bleibt aber abzuwarten. Deutlich erfreulicher laufen die Geschäfte hingegen in Südamerika. Insbesondere in Brasilien haben sich die Auftriebskräfte bereits wieder durchgesetzt.

Vorkrisenniveau wird erst 2011 wieder erreicht

Keine Region konnte sich den negativen Auswirkungen des globalen Abschwungs und der Finanzmarktkrise entziehen. Besonders betroffen waren die Industrieländer. Inzwischen erholt sich die Konjunktur weltweit wieder. Leere Läger und Produktionsausweitungen bei den Kunden führen zu einem Anstieg der Chemienachfrage. Dennoch wird in diesem Jahr die Chemieproduktion weltweit deutlich niedriger liegen als ein Jahr zuvor. Positive Wachstumsraten sind erst wieder für das kommende Jahr zu erwarten, und es wird bis in das Jahr 2011 hinein dauern, dass die Chemieindustrie wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen kann (Tabelle 1).

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